Mit dem neuen Recyclingwerk Palurec GmbH in Hürth bei Köln können erstmalig Kunststoff- und Aluminiumanteile aus Getränkekartons recycelt werden. Tetra Pak, SIG Combibloc und Elopak haben acht Millionen Euro in die neue Anlage investiert. Die Recyclingfähigkeit steigt von aktuell rund 75 auf deutlich über 90 Prozent an.
Damit sei den Herstellern von Getränkekartons ein entscheidender Schritt bei der Rückgewinnung der Kunststoff- und Aluminiumanteile ihrer Verpackungen gelungen. Der Getränkekarton erreiche eine hohe Recyclingfähigkeit von deutlich über 90 Prozent, erklärte Palurec-Geschäftsführer Andreas Henn im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung. Es sei die erste Anlage ihrer Art in Deutschland, die mit einem mechanisch-physikalischen Verfahren marktfähige Rezyklate aus diesem Materialgemisch herstelle. Trennmedium sei ausschließlich Wasser, Lösemittel würden nicht eingesetzt. Acht Millionen Euro haben die drei Hersteller Tetra Pak GmbH, SIG Combibloc GmbH und Elopak GmbH in die 18.000 Tonnen-Anlage in der Nähe von Köln investiert.
„Mit Palurec haben wir einen großen Meilenstein bei der Rückgewinnung der Kunststoff- und Aluminiumanteile von Getränkekartonverpackungen erreicht. Dies ist ein entscheidender Schritt in Richtung kohlenstoffarmer Kreislaufwirtschaft und Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie auf dem Weg zur nachhaltigsten Lebensmittelverpackung der Welt.” Stephan Karl, Geschäftsführer von Tetra Pak DACH
Palurec-Anlage mit neuartigem Anlagenkonzept
Mit der neuen Anlage der Palurec sind die Getränkekartonhersteller nun in der Lage, über 50 Prozent der in Deutschland anfallenden Kunststoff- und Aluminiumbestandteile aus Getränkekartons zu marktfähigen Sekundärrohstoffen für vielfältige industrielle Anwendungen weiterzuverarbeiten. Bislang wurde dieser Kunststoff-Aluminium-Mix in der Zementindustrie als emissionsarmer Sekundärbrennstoff eingesetzt. Es handelt sich dabei vor allem um dünne PE-Aluminiumfolien und HDPE-Verschlüsse. Dazu kommen Fremdstoffe, die bei der automatischen Sortierung der gelben Säcke und Tonnen nicht vollständig abgetrennt werden konnten und die Recyclingtechnik vor besondere Herausforderungen stellen. Ziel sei daher gewesen, mit effizienten und bewährten Technologien zu arbeiten und bewusst auf hoch anspruchsvolle Prozesse zu verzichten, so Henn: “In unserem Anlagenkonzept können wir auf erfolgreich in der Praxis erprobte Aggregate aus der Kunststoffaufbereitung zurückgreifen.”
Recycling nicht ausschließlich anderen überlassen
Auf die Frage, was Tetra Pak, SIG Combibloc und Elopak veranlasst hat, mit einer eigenen Anlage ins Recycling einzusteigen, antwortete der Vorsitzende des Branchenverbandes FKN, Robert Kummer: “In den letzten 25 Jahren hat es mehrere Unternehmen aus der Recyclingbranche gegeben, die sich daran versucht haben. Nach einiger Zeit sind sie allerdings wieder ausgestiegen. Technische, aber vor allem wirtschaftliche Gründe spielten dabei eine Rolle”.
Auch derzeit könne man beobachten, dass zwar viele Unternehmen beim Kunststoffrecycling bereits einen Gang eingelegt hätten, aufgrund der unsicheren Marktlage aber noch auf der Kupplung stünden: “Der europäische Green Deal und das Verpackungsgesetz zeigen aber bereits Wirkung. Die Nachfrage nach Rezyklaten wächst. Insofern sind wir überzeugt davon, dass die Entscheidung, die wir vor drei Jahren getroffen haben, richtig war, das Recycling unserer Verpackungen nicht ausschließlich anderen zu überlassen, sondern selbst Verantwortung zu übernehmen”, so Kummer.
Mit der neuen Recyclinganlage würde sich auch die Klimabilanz von Getränkekartons gegenüber Glas- und Kunststoffflaschen noch einmal deutlich verbessern. Laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung ifeu haben Milch-Getränkekartons bereits heute 84 Prozent geringere Klimaauswirkungen als PET-Einwegflaschen und 70 Prozent geringere als Einweg-Glasflaschen.
Quelle: FKN