Das Löwenmäulchen (engl. snapdragon) wächst schon seit dem 15. Jahrhundert als bunte Sommerblume in unseren Gärten. Drei Nachwuchsdesignerinnen der Hochschule der Medien in Stuttgart haben den Öffnungsmechanismus der auffälligen Blüten zum Vorbild für eine pfiffige Kartonverpackung genommen. Für ihr Projekt „SnapDragon“ bekamen die drei kürzlich gleich zwei Auszeichnungen.
Hinter dem siegreichen Entwurf stehen Lisa Frey, Annika Wahler und Tabea Kasparian. Die drei studieren an der Stuttgarter Hochschule der Medien im Masterstudiengang Packaging Development Management, in dem es besonders um projektorientiertes, interdisziplinäres Arbeiten rund um Verpackungsmanagement, Verpackungsentwicklung und -produktion und Verpackungsdruck geht. Schon im letzten Semester haben sich die Studentinnen zusammengetan, um mit einem gemeinsamen Projekt am PIDA(Packaging Design Impact Award)-Wettbewerb teilzunehmen, den BillerudKorsnäs jedes Jahr in Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen veranstaltet.
„Als ich von dem diesjährigen Thema ‚It’s a wild life‘ hörte, musste ich gleich an Löwenmäulchen denken, denn die Blumen haben mich schon als Kind fasziniert“, sagt Lisa Frey. „Diese Blume hat unsere Arbeit inspiriert, aber wir haben nicht damit gerechnet, dass unser Öffnungsmechanismus so gut ankommt.“ Die Idee, den Mechanismus der Löwenmäulchenblüte auf eine Verpackung zu übertragen, hat auch die PIDA-Jury überzeugt.
Drückt man die Blütenblätter des Löwenmäulchens zusammen, schnappt die Blüte auf wie ein kleiner Mund. Ebenso funktioniert SnapDragon: „Hält man die Verpackung mit einer Hand und drückt seitlich auf zwei Punkte, springen die Verschlusselemente auf wie die Blüte eines Löwenmäulchens und sorgen für einen Überraschungseffekt beim Öffnen“, erläutert Tabea Kasparian. „Gleichzeitig ist es auch ein Erstöffnungsschutz, denn erst auf Druck reißt eine Perforation auf.“ Dafür gab es nicht nur den PIDA Gold Award, sondern für die besondere Öffnungsfunktion und die Handhabung auch noch den Preis für Benutzerfreundlichkeit.
„Das erste Briefing durch PIDA hat schon im letzten Semester stattgefunden. Wir wollten gerne am Wettbewerb teilnehmen, hatten für das Projekt aber eigentlich nur wenig Zeit, denn ein anstrengendes Semester stand bevor“, sagt Lisa Frey. „Letztendlich haben wir dann doch viel mehr Zeit investieren müssen als geplant und waren zwischendurch auch verzweifelt, weil es nicht so funktioniert hat, wie es sollte. Wir haben sehr viel ausprobiert, um den Öffnungsmechanismus zu optimieren, und haben viele Muster erstellt, bis wir schließlich mit dem Ergebnis zufrieden waren.“
Das Kartonmaterial für alle Teilnehmer am Wettbewerb hat BillerudKorsnäs zur Verfügung gestellt. Die drei Designerinnen haben sich für das Material CrownBoard Craft – einen ungebleichten Kraftkarton – entschieden, denn die Verpackung sollte nachhaltig und natürlich wirken. Außerdem kommt die Kartonverpackung für ein fiktives Kosmetikprodukt ohne Kunststoff aus, ist zu 100 Prozent recycelbar und ermöglicht durch ihre Form einen effizienten Transport.
Annika Wahler, die im Bachelorstudiengang Produktdesign studiert hat, ist für die Gestaltung verantwortlich. „Wir haben das Design dann aber gemeinsam weiterentwickelt und überlegt, ob es den Kunden anspricht und zu unserem fiktiven Produkt passt. Von außen sollte die Verpackung schlicht und seriös wirken, damit sie jeden anspricht. Beim Öffnen soll der Nutzer aber dann mit einer bunten Blumenwiese im Inneren überrascht werden.“
BillerudKorsnäs, das Unternehmen hinter PIDA, veranstaltet den Wettbewerb in Zusammenarbeit mit führenden Universitäten und Hochschulen in Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, Großbritannien, China und den USA. Der Wettbewerb bietet Studierenden die Möglichkeit, ein Verpackungsprojekt unter den gleichen Bedingungen zu bearbeiten, wie man sie von einem typischen Kundenauftrag her kennt. Gleichzeitig können sie ihr Talent unter Beweis stellen und etablierte Fachleute beeindrucken, die beim PIDA Ideen und Inspiration suchen.
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