Die österreichischen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton sind stabil durch das Pandemiejahr 2020 gekommen. Während die Wirtschaft 2020 in Österreich einen massiven Einbruch (minus 6,6 Prozent) erlitt, lag die Propak Industrie deutlich über dem BIP.
„Mit einem leichten Minus von -0,2 Prozent beim Wert (2,4 Mrd. Euro) beziehungsweise +1,6 Prozent bei der Menge (1,2 Mio Tonnen) ist die Branche robust durch das erste Pandemiejahr gesteuert,“ sagt Propak Obmann Georg-Dieter Fischer. „Die Gründe dafür sind vielfältig: die hohe Kreativität unserer Betriebe, die Relevanz am Point of Sale und die Nachhaltigkeit unserer Produkte und Servicelösungen.“
Online-Shopping ist ein ungebrochen wachsender Trend und Treiber insbesondere im Verpackungssektor. Mit 78 Prozent war auch der Export wieder verantwortlich für die Propak-Konjunktur. Die Unternehmen erwirtschaften drei von vier Euro im Ausland. Insgesamt hat die Branche 792.000 Tonnen (+0,3%) an Produkten aus Papier und Karton im Wert von 1,85 Mrd. Euro (-2,1%) exportiert.
Dem stand eine Importmenge von 546.000 Tonnen (-3,0%) im Wert von 1,24 Mrd. Euro (-7,7%) gegenüber. Die stabile wirtschaftliche Entwicklung in der Branche resultierte in einer ebensolchen Beschäftigungslage. Der Personalstand ging bedingt durch die Stabilität der Branche nur geringfügig auf 8.710 Beschäftigte zurück (-1,6%). Auf Kurzarbeit musste quer über die Branche nur vereinzelt zurückgegriffen werden.
Wachstumsaussichten für 2021 und 2022 deutlich verbessert
Die volkswirtschaftliche Analyse für das Jahr 2020 zeigt sehr deutlich, dass globale Wirtschaftskrisen kleine, hochvernetzte Volkswirtschaften wie Österreich besonders schmerzlich treffen. „Das Wegbrechen internationaler Lieferketten sowie umfangreiche Reisebeschränkungen führten zu teilweise dramatischen Rückgängen der Exporterlöse“, sagt Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft der OeNB.
Sie bestätigt aber auch: „Die Produktion von Waren aus Papier und Karton hat eine vergleichsweise gute Entwicklung genommen. Auch die Beschäftigtensituation ist in der Propak-Industrie robuster als jene der Gesamtindustrie.“ Die Wachstumsaussichten von IWF und Europäischer Kommission für 2021 (3,5%) und 2022 (über 4%) haben sich zuletzt überraschend deutlich verbessert.
Versorgungssicherheit durch Kreislaufwirtschaft
„Produkte aus Papier und Karton sind ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit“, sagt Andreas Blaschke, Vorstand Mayr-Melnhof Packaging International. „Der Anteil an Recyclingmaterial liegt durchschnittlich bei 75 Prozent, die Recyclingquote von Verpackungen aus Papier und Karton in Österreich sogar bei 90 Prozent und damit bereits heute klar über dem EU-Ziel von 75 Prozent bis zum Jahr 2025. Im Funktionieren der Sammlung von Altpapier liegt damit aber auch ein Schlüssel zur Versorgungssicherheit.“ Die Rohstoff-Knappheit stellt die Branche vor Herausforderungen. Trotz teils signifikanter Lieferverzögerungen und einiger Lieferausfälle ist die Versorgung von Kunden und Letztverbrauchern gesichert.
Überbürokratisierung und Ideologie
Die Branche blickt jedoch mit Sorge auf die kommende Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG). „Neben einem massiven Bürokratieaufbau drohen hier gewaltige Eingriffe in Grundfreiheiten, nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Konsumenten,“ warnt Blaschke. „Besonders besorgniserregend sind unreflektierte Förderungen von Mehrweg zu Lasten unserer Kreislaufverpackungen.“
Allen Studien zum Trotz, die zweifelsfrei belegen, dass es hier keine eindeutigen Vorteile für ein System gibt, wollen das Klimaschutzministerium und seine Ratgeber bis zu Preiseingriffen gehen, um die Mehrwegideologie zu pushen. Und Blaschke appelliert: „Papierfasern können bis zu 25-mal rezykliert werden, das kann man durchaus als Mehrweg auf Materialebene sehen.“
Propak als Arbeitgeber: Fachkräfte gesucht
„Die Corona-Pandemie hat den Mangel an Fachkräften in unserer Branche nur vorübergehend gedämpft“, berichtet Marko Bill Schuster, COO von Mondi Functional Paper and Films. Trotz hoher Arbeitslosigkeit geben 80 Prozent der Unternehmen in einer aktuellen Umfrage an, dass die Verfügbarkeit insbesondere von Fachkräften schwierig ist, 20 Prozent können qualifizierte Jobs derzeit tendenziell nicht nachbesetzen. „Wir kommen durch, aber es wird schwieriger.“, so Schuster.
Bereit für den Aufschwung
Die Mehrheit der Unternehmen rechnet laut Propak Umfrage für 2021 mit einem grundsätzlich soliden Wachstum, das aber im Vergleich zur Gesamtkonjunktur potenziell flacher erwartet wird – wie die Zyklen in der Vergangenheit gezeigt haben. Allerdings sind die Firmen mit hohem Druck auf die Wertschöpfung durch eine enorme Kosteninflation – nicht nur bei den Rohstoffen – konfrontiert.
Quelle: Propak