Kaffeepads, Kaffeebecher, Tee- und Kaffeebeutel, Folien- und Papierverpackungen – immer mehr Anwendungen werden aus kompostierbaren Materialien und Polymeren hergestellt. Sie sind „Compostable by Design“, und im Oktober 2023 wurde eine gleichnamige Initiative gegründet, die sich für die Weiterentwicklung und Etablierung des großflächigen organischen Recyclings von kompostierbaren Materialien im Verpackungssektor einsetzt. Afsaneh Nabifar, Head of Global Advocacy and Sustainability für Biopolymere bei BASF, und Henk Vooijs, Market Development Consultant bei Novamont, geben im Interview mit Packaging Journal einen Überblick, worum es dabei geht und was der Zusammenschluss erreichen will.
Mit der Entwicklung und Verwendung kompostierbarer Materialien reagieren Unternehmen auf die steigende Nachfrage nach alternativen und nachhaltigen Verpackungslösungen. Als Teil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft sollten Produkte wiederverwendet, recycelt oder kompostiert werden können. Um Lösungen zu finden, die in großem Maßstab verarbeitet und recycelt oder kompostiert werden können, müssen die Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Das Hauptziel der neuen Initiative besteht darin, diese Akteure zusammenzubringen.
Die beiden Experten sehen auch die wichtige Rolle, die kompostierbarer Lösungen spielen und die in der europäischen Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) bestätigt wird. „Die aktuelle Fassung der Verordnung enthält einen eigenen Abschnitt über kompostierbare Verpackungen. Das unterstreicht ihre wichtige Rolle“, betont Henk Vooijs. „Der Schlüssel zu einer eindeutigen End-of-Life-Lösung von Verpackungen liegt auch in der Akzeptanz und dem Recycling kompostierbarer Lösungen. Der PPWR-Vorschlag erkennt diese Rolle der Abfallwirtschaft an. Und das entspricht auch den Zielen, die wir uns mit Compostable by Design gesetzt haben“, fügt Afsaneh Nabifar hinzu.
Konkret befassen sich drei Arbeitsgruppen mit Themen und Lösungsansätzen rund um kompostierbare Materialien. So beschäftigt sich die Arbeitsgruppe zwei mit der Erstellung von faktenbasierten, wissenschaftlichen Gestaltungsrichtlinien. Insgesamt zielt die Initiative darauf ab, mehr Klarheit und Sicherheit für Unternehmen im Umgang mit kompostierbaren Materialien zu schaffen. „Es gibt immer noch einige Missverständnisse rund um das Thema kompostierbare Materialien. Wir wollen Verbraucher sowie Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik ansprechen und informieren“, erklärt Afsaneh Nabifar.
Die Infrastruktur für das organische Recycling kompostierbarer Materialien ist ebenfalls ein Thema. Wie Henk Vooijs betont, ist das Niveau des Recyclings innerhalb der EU-Mitgliedstaaten noch sehr ungleich: „Länder wie Italien sind bereits sehr fortschrittlich, was die getrennte Sammlung kompostierbarer Materialien angeht. Italien kann die Materialien ohne Probleme verarbeiten und recyceln. In der PPWR wurden bisher drei Arten von kompostierbaren Verpackungen definiert, aber wir glauben, dass es noch weitere nützliche Fälle geben könnte.“
„Mit Compostable by Design wollen wir die Hindernisse für das großtechnische organische Recycling kompostierbarer Materialien beseitigen, damit sie ihr volles Potenzial mit ihrer End-of-Life-Lösung ausschöpfen können. Wir wollen eine Plattform für kollaborative Innovationen rund um Technologien und Prozesse für kompostierbare Materialien sein und proaktive Unterstützung bieten. Innovation und klare Kommunikation sind hier der Schlüssel.“
Afsaneh Nabifar
Die Plattform feiert im Oktober 2024 ihren ersten Geburtstag. „Unser Geburtstag markiert auch den Stichtag für die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen. Wir sind auf die Ergebnisse gespannt und planen ein persönliches Treffen mit allen Sponsoren und unserem fantastischen Netzwerk“, sagt Afsaneh Nabifar. „Wir wollen mehr internationale Akteure für unsere Plattform begeistern, was ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit im nächsten Jahr sein wird“, blickt Henk Vooijs in die Zukunft.