Wenn es darum geht, von kunststoff- zu papierbasierten Lösungen zu wechseln, sind die Bedenken bei vielen Lebensmittelherstellern nach wie vor groß. Sappi und Rovema zeigen deshalb in einem Pilotprojekt, wie die effiziente vollautomatische Produktion von Standbodenbeuteln erfolgreich auf ein siegelfähiges Barrierepapier umgestellt wird.
Der Einsatz ressourcenschonender Materialien ist in der Verpackungsindustrie inzwischen ein „Muss“. Diese Entwicklung haben zahlreiche Markenartikler erkannt und setzen bereits auf umweltfreundliche Substrate.
Pilotprojekt mit Perspektive
Ein namhafter Hersteller von Cerealien plante im Rahmen einer unternehmensübergreifenden Nachhaltigkeitsstrategie die komplette Umstellung seiner Verpackungen von Kunststoff auf Papier. Das Unternehmen produziert Mehle, Haferflocken, Müsli und Brotbackmischungen im Biosegment und bedient damit auf dem deutschen Markt derzeit noch eine Nische. Entwicklungen in diese Richtung und in diesem Umfang hat bisher lediglich ein österreichischer Mitbewerber vorangetrieben.
Entwicklungspartner auf Augenhöhe
Die Erwartungen des Unternehmens an den Verpackungsmaschinenhersteller Rovema waren entsprechend hoch, sowohl hinsichtlich eines effizienten Verpackungsprozesses als auch an die hohe und vor allem umweltfreundliche Qualität des Packstoffs. Deshalb holten sich die Verpackungsspezialisten aus Fernwald für die Umstellung der Standbeutel auf das Material Papier mit speziellen Barriere-Eigenschaften Unterstützung durch Sappi. Bereits seit 2018 besteht eine effiziente Partnerschaft mit vielen Synergien.
Um die optimale, nachhaltige Substratlösung für den Kunden zu finden und eine maximale Performance zu erreichen, ist langjähriges spezifisches Know-how erforderlich.
„Für die reibungslose Herstellung von Standbeuteln ist nicht nur unser Expertenwissen hinsichtlich der Maschineneinstellungen erforderlich. Um eine hohe, kontinuierliche Ausbringung zu gewährleisten, müssen sämtliche Parameter bei diesem Prozess passen.“ Gerhard Kuss, der Leiter für Anwendungstechnik bei der Rovema GmbH
Denn die Beutelherstellung und der Verpackungsprozess müssen gegenüber Stand- oder Flachbeuteln aus Verbundstoffen bei den papierbasierten Alternativen wesentlich behutsamer ablaufen. Papier toleriert hier nur wenig Zugübertragung und kann leichter reißen. Und in der Regel muss auch beim anschließenden Befüllen viel besser auf die Durchstoßfestigkeit des verwendeten Papiers geachtet werden.
Siegelfähiges Barrierepapier für flexible Verpackungen
Genau hier kam die langjährige Expertise von Sappi ins Spiel. Nach einer genauen Abstimmung über die konkreten Anforderungen des Kunden konnten die Papierspezialisten das für das Verpacken von sensiblen Lebensmitteln geeignete Material empfehlen. Die papierbasierte Alternative sollte neben einer leistungsfähigen Fett- und Mineralölbarrierefunktion über optimale Heißsiegeleigenschaften verfügen. Die Wahl fiel daher auf die innovativen Funktionspapiere der Sappi-Guard-Produktfamilie, die speziell für den Markt der flexiblen Verpackungen entwickelt wurden. Das zusätzliche Aufbringen einer Beschichtung oder einer Kaschierung entfällt bei diesen Funktionspapieren dank der integrierten Barrieren.
Innerhalb weniger Wochen haben Sappi und Rovema das Zusammenspiel von Packmittel und Verpackungsmaschine erforscht und perfekt aufeinander abgestimmt. Und schnell war klar, dass man mit dem Sappi-Guard-Nature-MS-Packstoff das optimale Substrat für den Kunden gefunden hatte. Das Material in einer Grammatur von 80 g/m² zeichnete sich nicht nur durch eine ideale Mischung aus Stabilität und Formbarkeit aus, sondern überzeugte auch mit einer hohen Siegelfähigkeit. Guard Nature MS kann damit punkten, dass es im Papierabfallstrom recycelt werden kann, sehr gute Druckergebnisse aufweist und sich auch im bedruckten Zustand optimal auf den Verpackungsprozess einrichten lässt.
Perfekt abgestimmte Prozesse
Insbesondere bei der automatisierten Standbeutelformung müssen alle Prozessfaktoren perfekt synchronisiert sein. Ganz gleich ob das Falten, die Siegelzeiten und die Siegeltemperatur, die zu einer häufigen Fehlerquelle im Prozess werden kann, alles muss passen, um zuverlässig ein perfektes Produkt zu erzeugen. Dank der Synergien von Sappi und Rovema bei der präzisen Abstimmung von Verpackungsmaterial und Maschine wurde die Qualität des Verpackungsablaufs deutlich positiv beeinflusst.
Durch längere Siegelzeiten, zu denen es bei einer Umstellung auf papierbasiertes Verpackungsmaterial kommt, resultiert mitunter ein Performance-Verlust von bis zu 30 Prozent. Bei diesem Pilotprojekt ist es jedoch gelungen, die Leistungsreduktion auf lediglich zehn bis 15 Prozent zu reduzieren. Dies ermöglicht eine eigens von Rovema entwickelte Software, die sich optimal in den präzisen Verpackungsprozess einfügt. So kann eine Parameteränderung direkt synchronisiert und der Prozess daran angepasst werden. Fehlerhafte Veränderungen im Ablauf werden durch individuell definierte Grenzwerte und Plausibilitätsberechnungen verhindert und damit kann die Leistung stabil gehalten werden. Gerade bei papierbasierten Verpackungsmaterialien stellt dies eine noch nicht weitverbreitete Präzision dar.
Gebündelte Kompetenz
Dieses erfolgreiche Pilotprojekt zeigt, wie durch die Kombination aus der technischen Expertise des Verpackungsmaschinenherstellers und dem Know-how des Papierherstellers hinsichtlich nachhaltiger Barriere-Verpackungslösungen eine wichtige Möglichkeit für die Verpackungsindustrie erschlossen werden konnte. Kunden, die die Verwendung von ressourcenschonenden Packstoffen favorisieren, können nun vom fachspezifischen Erfahrungsschatz der Partner profitieren: Sie erhalten eine passgenaue und individuelle Verpackungslösung, mit der sie sich klare Wettbewerbsvorteile sichern können.