Als einer der global führenden Hersteller von Farblösungen für den Verpackungsdruck richtet Siegwerk seinen Fokus darauf, den ökologischen Fußabdruck seiner Produkte kontinuierlich zu verbessern und den Wandel hin zu einer zirkulären Verpackungsindustrie aktiv voranzutreiben.
Doch welchen Beitrag können Druckfarben und Lacke zur Schaffung einer Kreislaufwirtschaft leisten? Zunächst ermöglichen sie durch ihre technischen Funktionseigenschaften die Realisierung aller drei Prinzipien der Circular Economy: Verpackungen verringern, wiederverwenden und recyceln. Alina Marm ist als Leiterin des Circular Economy Hubs bei Siegwerk verantwortlich dafür, den Übergang des Unternehmens in Richtung Circular Economy voranzutreiben:
„Beim Wechsel von Plastik zu Papier, aber auch von Multi- zu Monoplastik, unterstützen Druckfarben und Lacke dabei, die notwendige Funktionalität der Verpackung zu erhalten. Maßgeblich sind hierbei etwa spezielle Siegellacke für die Verarbeitung der Verpackung und Barrierelacke zum Schutz des Packguts.“ Alina Marm, Leiterin Circular Economy Hub bei Siegwerk.
Für ein erfolgreiches Recycling spielt aber auch das Thema Deinking von Verpackungen eine wesentliche Rolle – die Entfernung von Farben und Lacken vor dem Recylingprozess. In Deutschland gibt es derzeit noch keine etablierte Deinking-Infrastruktur. Dies sei eine Herausforderung für die gesamte Industrie. Der Siegburger Druckfarbenhersteller arbeitet deshalb bereits mit Partnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette an Pilotprojekten für ausgewählte Materialströme und Recyclingtechnologien .
Siegwerk-Farben sind für ein lösemittelbasiertes Recycling geeignet
Gemeinsam mit dem Kunststoffrecyclingunternehmen APK hat Siegwerk beispielsweise in diesem Frühjahr eine Reihe von LDPE-Folienmustern getestet, die mit Druckfarben des Unternehmens bedruckt waren. Ziel der Versuchsreihe war es zu klären, ob die Siegwerk-Farben mit einem lösemittelbasierten Recyclingprozess wie der Newcycling®-Technologie von APK aus der Polymermatrix entfernt werden können.
„Wir betrachten den gesamten Verpackungslebenszyklus vom Design über die Produktion bis hin zum Recycling. Deshalb freuen wir uns, dass Druckfarben von Siegwerk eindeutig für ein lösemittelbasiertes Recycling geeignet sind und so eine vieldiskutierte Herausforderung für das Recycling von flexiblen Verpackungen gemeistert wurde.“ Ralf Leineweber, Head of Global Technology Development bei Siegwerk.
Darüber hinaus setzt Siegwerk sein Know-how ebenfalls für das Deinking bei den heute etablierten mechanischen Recyclingprozessen ein, um die Rezyklatqualität weitreichend zu verbessern.
Design 4 Less & Design 4 Recycling
„Jede kreislauffähige Verpackungsanwendung stellt andere Anforderungen an Druckfarben und Lacke und wir sehen die Notwendigkeit, alle Hebel der Kreislaufwirtschaft zu bedienen“, sagt Alina Marm. Design 4 Less-Lösungen ermöglichen das Weglassen von Verpackungselementen, machen den Wechsel zu Mehrwegsystemen attraktiv und vermeiden die Nutzung von nichterneuerbaren Rohstoffen.
Für Mehrwegsysteme kann beispielsweise eine hohe Farbbeständigkeit der Wiederverwendung von Verpackungen dienen, indem das Verpackungsdesign über mehrere Nutzungszyklen bestehen bleibt. Gleichzeitig gibt es gegebenenfalls andere Verpackungsinformationen, wie z. B. das Haltbarkeitsdatum, die nach jedem Zyklus entfernt und neu aufgebracht werden müssen.
Siegwerk unterstützt zudem die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Rohstoffe in der Verpackung. Mit der Farbserie UNIBio bietet das Unternehmen z. B. wasserbasierte Druckfarben an, die einen Anteil erneuerbarer Rohstoffe von nahezu 80 Prozent erreichen. Sie werden bereits erfolgreich auf Bechern und Fastfood-Verpackungen verdruckt.
Design 4 Recycling-Lösungen zielen wiederum darauf ab, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu erhöhen. Dazu gehören u. a. PVC-freie Farb- und Lacklösungen, die Lösungen zur Oberflächenbedruckung für Monoplastik-Verpackungen oder UV-/LED-Offsetfarben mit guten Deinking-Eigenschaften bei Papier.
Zentrales Thema in Siegwerks Entwicklungsarbeit spielen hierbei Barrierelacke für recycelbare Papier- und Monoplastikverpackungen. „In Kombination mit Farbsystemen sehen wir ein enormes Potenzial für Papierverpackungen, hier einen wesentlichen Beitrag zur Kreislauffähigkeit leisten zu können.“ Auch die kontinuierliche Erhöhung des Anteils erneuerbarer Rohstoffe in Farb- und Lacksystemen trage dazu bei.
Lösungen, die eine Kompostierfähigkeit der Verpackung ermöglichen, betrachtet das Unternehmen dagegen als Nischenlösung. Hier bedarf es in der Regel einer Infrastruktur für das industrielle Kompostieren. „Daher sprechen wir hier gemeinsam mit unseren Kunden über geeignete Anwendungsfälle, beispielsweise für unsere nach DIN EN 13432 kompostierbaren wasser- und lösemittelbasierten Farblösungen. Denn richtig angewendet, kann das Kompostieren ein Baustein hin zu einer kreislaufähigen Verpackungsstrategie sein.“
Gemeinsam zur Kreislaufwirtschaft
„Für uns steht stets die Produkt- und Verbrauchersicherheit von Verpackungen an oberster Stelle. Wir wollen Verpackungen befähigen, die sicher für den vorgesehenen Einsatz sind und gleichzeitig dem Anspruch der Kreislauffähigkeit gerecht werden. Daher passen wir unsere Farb- und Lacklösungen immer individuell auf die kundenspezifischen Bedürfnisse an“, erklärt Alina Marm weiter.
Diesem Ansatz folgend hat Siegwerk bereits eine Vielzahl kundenspezifischer Entwicklungsprojekte für Verpackungslösungen, die dem Kreislaufmodell folgen, realisiert. So wurden neu entwickelte PVC-freie Farben und Lacke mit verbesserter chemischer und mechanischer Beständigkeit erfolgreich für eine Monomaterial-Verpackung eingesetzt. Neue Nitrocellulose(NC)-Farben kamen für einen Waschmittel-Standbeutel zum Einsatz. Dieser stellt eine völlig neue, modulare Verpackungsstruktur aus Monomaterial und weist eine gute Recyclingfähigkeit auf.
„Für eine nachhaltige, zirkuläre Verpackungsindustrie braucht es neben Innovationen vor allem auch neue Formen der Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, sagt Alina Marm abschließend. „Aus diesem Grund bringen wir unser Know-how im Bereich Druckfarben in verschiedene Brancheninitiativen ein, wie z. B. CEFLEX oder die Circular Economy Initiative Deutschland (CEID). Hier tauschen wir uns mit Experten anderer Bereiche aus und bündeln Kompetenzen entlang der Wertschöpfungskette.“