Trendtag Glas 2025: Immer wieder Glas!

Die Gewinner und Nominierten der „Produktinnovationen in Glas“ 2025. (alle Bilder: Aktionsforum Glasverpackung/Marc Thürbach)

Zum Trendtag Glas hatte das Aktionsforum Glasverpackung in diesem Jahr nach München geladen. Neben einem hochkarätigen Programm wurden auch wieder die besten in Glas verpackten Neuprodukte aus der Getränke- und Lebensmittelbranche mit der „Produktinnovation in Glas 2025“ ausgezeichnet – in diesem Jahr gab es das gläserne Möbiusband bereits zum zwölften Mal.

Zum Auftakt der Veranstaltung sagte Karsten Fuchs, Vizepräsident des Bundesverbands der Glasindustrie: „Unsere Branche befindet sich in einer herausfordernden Situation, vor allem die hohen Energiepreise belasten die Unternehmen. Daher sehen wir den geplanten Industriestrompreis auch als Signal, dass unsere Lage in der Politik angekommen ist.“

Um die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft ging es auch in der Keynote von ifo-Präsident Prof. Clemens Fuest. „Wir erleben eine Phase der Stagnation, jetzt schon im sechsten Jahr, das gab es noch nie. Aber Deutschland hat es noch in der Hand, wir müssen uns nur bewegen.“ Dazu gehöre auch die Förderung von Innovationen: Start-ups müssten hier viel stärker in den Fokus genommen werden.

Von Carl Dominik Klepper von der Allianz Verpackung und Umwelt (AVU) bekamen die Teilnehmer einen anschaulichen Überblick über den aktuellen Stand der PPWR. Er erläuterte auch, was die europäische Verpackungsverordnung für die Glasindustrie bedeutet. Die gute Nachricht: Die Branche ist gut aufgestellt, denn Glasverpackungen sind mehrwegfähig, der Einsatz von Rezyklat in der Herstellung ist bereits hoch und das Recycling in großem Maßstab etabliert.

Die neuesten Shopper Insights gab es von Anna-Katharina Kraus von GFK/YouGov. Ein Trend: „Gesundheit wird das Thema in den nächsten Jahren werden.“ Und Shopper seien bereit, für gesunde Produkte mehr Geld auszugeben, vor allem wenn sie in hochwertig wirkendes Glas verpackt sind. Safthersteller Voelkel hat etwa mit seinen gesunden Shots in Glas bereits ein Umsatzwachstum von 85 Prozent erzielt. Für viele Verbraucher sei Glas zudem die umweltfreundlichste Verpackungslösung, das hat kürzlich auch eine aktuelle YouGov-Umfrage ergeben.

Produktinnovationen in Glas

Ein Highlight der Veranstaltung war einmal mehr die Vorstellung der Nominierten, die Auszeichnung der Gewinner und die Wahl zum Publikumsliebling im Rahmen des Wettbewerbs „Produktinnovationen in Glas“. In diesem Jahr wurde der begehrte Preis bereits zum zwölften Mal in Folge vergeben. Alle Unternehmen der Lebensmittel und Getränke abfüllenden Industrie können sich mit ihren in Glas verpackten Neuprodukten für die „Produktinnovation in Glas“ bewerben. Teilnehmen können Start-ups genauso wie mittelständische Unternehmen oder Marktgrößen. Eine Vorgabe dabei ist, dass das in Glas verpackte Produkt zwischen dem 1. Mai 2024 und dem 30. April 2025 erstmalig auf dem deutschen Markt verkauft worden ist.

Doch vorher sind die Prüfung und Bewertung der Jury gefragt. Sie entscheidet völlig unabhängig, ob das Konzept stimmig ist, ob die Gestaltung der Verpackung und der Inhalt korrespondieren, ob alle rechtlichen Kriterien eingehalten wurden, ob der Inhalt geschmacklich überzeugt und inwieweit hier etwas wirklich Neues, Einzigartiges eingereicht wurde. Zur Jury gehört ein seit Beginn des Wettbewerbs in unveränderter konstanter Konstellation besetztes Dreierteam, dessen Mitglieder jeweils ganz spezielle Aspekte im Fokus haben und die ihre persönliche Fachkompetenz einbringen: Das sind Dr. Ulrich Nehring, Geschäftsführer der Nehrung Consultants GmbH, Braunschweig, Achim Nieroda, verantwortlich für den Bereich Technik beim Deutschen Brauer-Bund, und Brigitte Bähr, seit 35 Jahren als freie Journalistin auf den Verpackungsbereich spezialisiert.

Sowohl das Aktionsforum Glasverpackung als auch die Vertreter der Jury sind der Auffassung, dass viele weitere Unternehmen mit ihren Produkten im Wettbewerb ebenfalls gute Chancen hätten. Denn es gibt immer wieder interessante Beispiele, ob im Supermarktregal entdeckt, ob bei Veranstaltungen vorgestellt oder in Werbekampagnen beworben. Hier ist einfach mehr Mut gefragt, und die Aussage: „Wir haben da aktuell nichts Besonderes im Programm“ sehr oft zu tiefgestapelt. Und allen Einreichern sei mit auf den Weg gegeben, einfach erneut anzutreten, wenn es mit einer Nominierung nicht geklappt hat. Vielleicht war ja am Ende nur eine Kleinigkeit ausschlaggebend, und genau die erfährt eine Veränderung.

Von links: Jenny Kersting, Senior-Produktmanagerin Veltins, Frank Diebold, Bereichsleiter Einkauf und Supply Chain Management Veltins, Karsten Fuchs, Vizepräsident Bundesverband der Glasindustrie, Maxi Hoyer, Packaging Developer Carl Kühne und Carsten Steinacker, Gründer Wonderland Spirits.

Und die Gewinner sind …

In der Kategorie „Kleine Unternehmen“ machte in diesem Jahr das junge Unternehmen Wonderland Spirits das Rennen mit seinem Ready-to-drink Cocktail Scarto apri-te – und setzt dabei auf ein markantes Glasgebinde: Der kantige Flacon liegt satt in der Hand, wirkt hochwertig und zieht sofort die Blicke auf sich. Das reduzierte, präzise Etikett mit Überkleber unterstützt die klare Linienführung der Flasche und sorgt für einen eleganten, individuellen Premiumauftritt, so urteilte die Jury. Der kosmetische Look wird durch das Papieretikett und den Verschluss mit Holzkappe gebrochen und führt quasi „zurück zur Natur“. Dort ist die Philosophie der Marke Scarto begründet und ein konsequentes Zero-Waste Konzept die Basis der Produkte.

Unternehmensgründer Carsten Steinacker ist eigentlich Architekt, war aber auch Barkeeper mit einer eigenen Bar. „Nachhaltigkeit spielt im diesem Bereich kaum eine Rolle, wir haben oft sehr viele Lebensmittel verschwendet. Daher haben wir ein eigenes Konzept entwickelt und angefangen, die Zutaten selber herzustellen.“ Fünf verschiedene Sorten der trinkfähigen Cocktails bietet das Unternehmen in 200-Milliliter-Flakons an, die noch manuell befüllt werden. Demnächst soll es die handgemachten Spirituosen auch in der 500-Milliliter-Glasflasche geben.

In der Kategorie „Mittlere und große Unternehmen“ konnte sich die Brauerei C. & A. Veltins mit ihrem neuen Veltins Helles Lager durchsetzen. Die grüne Mehrwegflasche in der innovativen 0,275-Liter-Größe sorgt für eine frische Präsenz im Regal und spricht gezielt eine junge Zielgruppe an, die Wert auf Nachhaltigkeit und Qualität legt. „Die neue Gebindegröße ist in Deutschland noch eher ungewöhnlich“, erläutert Produktmanagerin Jenny Kersting. „Auf unseren Abflülllinien läuft das neue Format problemlos, der Durchmesser der Einfüllöffnung ist auch nahezu identisch mit den anderen Flaschenformaten. Der Kasten ist allerdings eine Neuentwicklung mit einem höheren Boden, damit die Flaschen auch gut entnommen werden können.“

Die Jury lobte das markenbewusste Design mit einem zeitgemäßen Twist. Die schlichte, klare Optik in Kombination mit dem Einbrandlabel und der charakteristischen Veltins-Marke mache das Produkt sofort erkennbar, ohne aufdringlich zu wirken, heißt es in der Begründung. Die Flasche sei ein echter Hingucker und hebe sich in ihrer Ästhetik von klassischen Bierverpackungen ab.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Trendtags Glas wählten die NextGen-Flasche der Carl Kühne KG zu ihrem Publikumsliebling. Das Unternehmen hatte kürzlich das Design für seine Dressingverpackungen komplett neu gedacht und spart nun durch die neue Rundform nicht nur Material ein, sondern optimiert auch die Logistik. Gleichzeitig profitiert die Produktion von einem höheren Durchsatz auf den Abfülllinien. Ein cleverer Schritt zur Ressourcenschonung entlang der gesamten Wertschöpfungskette fand nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum.

 

Verpackungsentwicklerin Maxi Hoyer berichtete über den Weg der neuen Glasflaschen – von den ersten Designideen über das Prototyping und die Linienintegration bis zur Markteinführung im März 2025. „Wir sprechen jetzt nicht nur eine jüngere Zielgruppe an, sondern haben auch das Glasgewicht um rund 28 Prozent reduziert. Damit sparen wir 984 Tonnen Glas pro Jahr ein. Außerdem passen nun bis zu 192 Flaschen mehr auf eine Palette.“ Das Design der Flasche bleibt trotz der Veränderung unverkennbar Kühne, mit einer modernen, klaren Linienführung. Die Jury würdigt den mutigen Schritt, eine ikonische Verpackung von 1973 durch eine nachhaltigere Lösung zu ersetzen. Das Ergebnis ist eine durchdachte, effiziente und umweltfreundliche Flasche, die die Markenidentität wahrt und gleichzeitig eine zukunftsfähige Verpackungslösung darstellt. Kühne hat sich zudem ambitionierte Ziele gesetzt: Ab 2030 soll die Glasproduktion CO2-neutral werden und Hybridglas mit funktionellen Beschichtungen zum Einsatz kommen. Auch Mehrwegsysteme seien bereits im Gespräch.

Zu den Nominierten gehören auch Kölsche Koks, die Manfaktur Jörg Geiger und die Rheinland Distillers.

Nominiert war außerdem der Bio [dzin] Bitter alkoholfrei von der Manufaktur Jörg Geiger, ein handwerklich destilliertes Hydrolat aus Wacholder, Bitterorange und regionalen Kräutern. Die Jury hob besonders die edle Verpackung hervor: Die Glasflasche mit hochwertigem Korken und Druck erzeuge eine edle, fast schaumweingleiche Anmutung und unterstreiche die Markenphilosophie des hochwertigen Genusses.

In die engere Auswahl hatte es zudem der Kölsche Koks Espresso Martini Shot des Kölner Unternehmens Kölsche Koks geschafft. Das Gesamtpaket aus hochgewachsenem Glaszylinder und passend zum Inhalt in schwarz gehaltenem Etikett ohne Schnörkel zeige eine klare Botschaft, starke Wiedererkennbarkeit und biete eine hohe Wertanmutung in der Hand, fand die Jury.

Ebenfalls nominiert: Wylda von Rheinland Distillers, ein Destillat aus Botanicals ohne Alkohol. Optisch fällt Wylda durch seine halb transparente dunkle Apothekerflasche auf: Das fein dunkelgrau besprühte Glas lässt den violetten Inhalt bei Gegenlicht dezent durchschimmern. Der klare, futuristische Look des Etiketts mit weißem „Warn“-Streifen spricht bewusst Erwachsene an. Die Jury lobte die Verbindung der hochwertigen Glasverpackung mit einer markanten Markeninszenierung.

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