In einem gemeinsamen Forschungsprojekt vergleichen das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und das ifeu – Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg verschiedene Verpackungslösungen. Im Mai und Juni können Verbraucher sich in Heidelberger Geschäften über deren Nachhaltigkeit informieren.
In den letzten zwanzig Jahren haben sich Kunststoffverpackungen bei Lebensmitteln, Kleidung oder Kosmetik verdoppelt. Nachhaltige Alternativen beim täglichen Einkauf sind noch immer die Ausnahme. Wie es anders gehen kann, zeigt das Forschungsprojekt Innoredux des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und des ifeu – Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg.
Vom 1. Mai bis 31. Juli können Verbraucher im Verpackungslabor Alles drin, wenig drum verschiedene Verpackungslösungen vergleichen und sich über deren Nachhaltigkeit informieren. Gefördert wird das Forschungsprojekt über drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb des Forschungsschwerpunkts „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“.
Verpackungslabor präsentiert Verpackungslösungen
Die Projektpartner Alnatura, dm, die Heidelberger Unverpackt-Läden sowie der Onlinehändler memo und viele weitere Heidelberger Geschäfte präsentieren verschiedene Verpackungslösungen für Lebensmittel, Wasch- und Kosmetikprodukte und Bürobedarf. Heidelberger Verbraucher können sich vor Ort darüber informieren, wie nachhaltig die Verpackungen jeweils sind, die angebotenen Alternativen bewerten sowie an einer Kundenbefragung teilnehmen.
Das Verpackungslabor wird vom IÖW und ifeu wissenschaftlich begleitet und soll Erkenntnisse darüber liefern, wie Verpackungen im Einzelhandel reduziert werden können und welche Möglichkeiten für neue Geschäftsmodelle sich daraus ergeben.
„Uns interessiert vor allem, wie die Verpackungen bei den Kundinnen und Kunden wahrgenommen und genutzt werden und welche Erfahrungen die teilnehmenden Geschäfte machen.“ Frieder Rubik, Projektleiter vom IÖW
Andreas Wille, Inhaber von Annas Unverpacktes in Heidelberg, über den Start des Verpackungslabors: „Seit mittlerweile fast sechs Jahren experimentieren wir im hauseigenen Verpackungslabor, unserem Unverpacktladen. Wir freuen uns, dass der Laborraum jetzt so viel größer geworden ist.“ Müllvermeidung hat auch für das Drogerieunternehmen dm höchste Priorität: „Besonders die Plastikvermeidung liegt vielen unserer Kunden und uns am Herzen. Im Verpackungslabor können wir nun ein möglichst breites Angebot von nachhaltigen Verpackungsmöglichkeiten bieten“, so Dagmar Glatz von dm.
Neben den Aktionen in den Geschäften finden verschiedene Angebote der Stadt Heidelberg und des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) statt. „Mit vielfältigen Vorträgen und Exkursionen rund um das Thema Plastikvermeidung möchten wir Bürgern dabei unterstützen, unnötigem Müll die rote Karte zu zeigen“, meint Stephan Pucher vom BUND Heidelberg.
Kommunale Unterstützung gegen die Verpackungsflut
Basierend auf den Erfahrungen im Verpackungslabor entwickelt das Projekt Strategien für Kommunen und Unternehmen, um diese dabei zu unterstützen, den Einsatz von nachhaltigen Verpackungslösungen voranzubringen und das Aufkommen von Plastikmüll zu reduzieren. Ziel ist es, die praktische Umsetzung von alternativen Verpackungslösungen auch über Heidelberg hinaus zu erleichtern. Für Handelsunternehmen umfasst dies etwa eine Kategorisierung von Geschäftsmodellinnovationen für weniger Verpackungen sowie Unternehmens-Checklisten.
Wichtige Grundlage für Unternehmensentscheidungen sind die im Projekt erstellten Ökobilanzen zu verschiedenen Verpackungen, wie Isabell Kuhl von Alnatura betont: „Wir möchten für Alnatura Stück für Stück umweltschonendere Verpackungen auswählen und uns dabei an der tatsächlichen statt der gefühlten Nachhaltigkeit orientieren. Die Ökobilanzen, die in dem Projekt erstellt wurden, sind dafür eine sehr gute Orientierung“.
Fünf Infografiken stellen für je ein Produkt dar, welche Verpackung jeweils am nachhaltigsten ist. „Dabei wird die Auswirkung der verschiedenen Verpackungen auf die Umwelt und auf das Abfallaufkommen kompakt zusammengeführt und für Verbraucher gut nachvollziehbar vermittelt“, so Andreas Detzel, Projektleiter vom ifeu.
Für Städte und Gemeinden werden praxisorientierte Handlungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene in Form einer Handreichung erstellt. „Das Projekt bringt uns konkrete Erkenntnisse, wie Kunststoffverpackungen im Einzel- und Versandhandel reduziert werden und wie wir die Verbraucher dabei mitnehmen können. Wir hoffen, diese im Rahmen unserer kommunalen Mittel nachhaltig einsetzen zu können“, so der Heidelberger Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, Dezernent für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität.
Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung