Im ersten Quartal 2022 konnten Zulieferer ein Umsatzplus von 13 Prozent verzeichnen. Das gab die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ) auf der Hannover Messe bei einer Pressekonferenz bekannt. Allerdings beruhe der Zuwachs auf gestiegenen Vormaterialkosten. Insgesamt kämpft die Branche weiterhin mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Die Zulieferer sind in das Jahr 2022 mit einem Umsatzplus von 13 Prozent im ersten Quartal auf 63 Mrd. Euro gestartet. Dieser Zuwachs beruht lediglich auf gestiegenen Vormaterialkosten und schlägt sich nicht in besseren Betriebsergebnissen nieder. Der Anstieg der Erzeugerpreise um ebenfalls 13 Prozent in diesem Vergleichszeitraum belegt dies. Vor dem Hintergrund der globalen Lieferkettenprobleme sind Kapazitätsauslastung und Produktion gegenüber dem Vorjahresquartal zurückgegangen. Die Zulieferer zeigen sich ihrer Verantwortung bewusst und hielten die Beschäftigung ungeachtet der nachlassenden Auslastung stabil.
Der Kostenanstieg setzt viele Zulieferer unter Druck. Der Vormaterialpreis ist nach wie vor auf historischen Höchstständen. Beispielsweise sind die Preise für viele Stähle – nachdem z.B. der Flachstahlpreis im März auf ein neues Rekordhoch geschossen ist und sich etwas abgekühlt hat – weiterhin hoch und belaufen sich teilweise in der Spitze immer noch auf das Doppelte gegenüber dem Vorjahr. Ähnliches gilt auch für NE-Metalle und die petrochemischen Polymere der Kautschuk- und Kunststoffindustrie, die zudem unter der eingeschränkten Verfügbarkeit leidet.
Zulieferer in Sandwich-Position
Zusätzlich kämpfen die Zulieferer mit hohen Energiekosten. Strom und Gas sind die wichtigsten Energieträger für industrielle Wärmeprozesse. Der Marktpreis für Strom (ohne staatliche Umlagen und Steuern) hat sich nach dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges im März 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat verdreifacht. Ebenso ist der Gaspreis mit einer Verdreifachung in die Höhe geschossen. Die staatlichen Maßnahmen zur Abfederung dieser Preisanstiege bewirken im Moment jedenfalls noch keine spürbare Erleichterung, viele Zulieferbetriebe haben auch keine Erleichterung durch das Maßnahmenpaket des Staates zu erwarten.
Es ist offensichtlich, dass die Zulieferer in ihrer Sandwich-Position leiden. Die marktmächtigen OEMs verzeichnen trotz geringerer Produktionszahlen hohe Gewinne. Ebenso trifft das auf viele Grundstoffhersteller z.B. aus den Bereichen Stahl und Chemie zu. Die mittelständischen Zulieferer dazwischen sind indes nicht in der Lage, die gestiegenen Kosten einfach weiter zu reichen. In dieser Situation müssen sich die großen Abnehmer im Sinne eines fairen Burden Sharings bewegen und partnerschaftlicher mit den gemeinsamen Herausforderungen umgehen.
Kompetenzen erhalten
Die Pandemie, der Halbleitermangel und der Russland-Ukraine Krieg haben gezeigt, dass die Wertschöpfungsketten vulnerabel sind und resilient gegen globale Krisen gemacht werden müssen. Die aktuelle Preisrallye auf den Rohstoffmärkten ist zum großen Teil eine Folge der europäischen Abhängigkeit von Russland und von China. Wichtig sei es, Kompetenzen in Deutschland und Europa zu erhalten und nicht zu verlieren. Dies gelingt über Diversifizierung und über bessere Produktionsmöglichkeiten in Europa. Die gesamte Wertschöpfungskette beginnend mit der Grundstoffindustrie muss in Europa angesiedelt sein. Hier müsse man in Netzwerken und Verbünden denken und handeln.
Auch die energieintensive Industrie am Beginn einer jeden industriellen Wertschöpfung muss weithin international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen in Europa vorfinden und hier produzieren. Das gilt genauso für die weiterverarbeitenden Industrien und die Hochtechnologien. Riskante Abhängigkeiten von anderen Regionen der Welt sollten durch ein Monitoring identifiziert und mittel- und langfristig so weit wie möglich vermieden bzw. reduziert werden.
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