Als der gelernte Käsereimeister Gottfried Hain senior 1947 die ALPMA Alpenland Maschinenbau GmbH gründete, hätte er selbst wohl kaum zu träumen gewagt, welche rasante Entwicklung seine visionäre Idee einer Verpackungsmaschine nehmen würde. Heute, sieben Jahrzehnte später, ist ALPMA mit Sitz im bayerischen Rott am Inn die erste Adresse für die Lieferung von kompletten Systemlösungen für Käsereien und weltweit unangefochtener Marktführer für Prozess-, Käserei-, Schneide- und Verpackungstechnik.
Ein Erfolgsrezept des Familienunternehmens: Die ALPMA bleibt ihrer Linie treu und setzt bis heute auf Tugenden, die schon ihren Gründer auszeichneten: die Freude an der Entwicklung neuer, ausgeklügelter Lösungen, die Prozesse vereinfachen und effizienter machen, sowie das Gespür für einen komplexen Weltmarkt.
Erfinder- und Entwicklergeist
Am Anfang steht eine einfache Vorrichtung, die ein konkretes Problem in Gottfried Hains Familienmolkerei Alpenhain lösen soll: Während des Zweiten Weltkriegs sind Personal und die für die Verpackung des Camemberts benötigten Materialien nur schwer zu bekommen. Darüber hinaus verkomplizieren störrische Folien den Verpackungsprozess deutlich. Hain, der von klein auf ein Faible für Technologie hat, entwickelt kurzerhand den Prototyp einer einfachen Verpackungsmaschine, um dieses Problem zu lösen.
„Mein Vater wollte eigentlich Ingenieur werden“, erinnert sich sein Sohn, Gottfried Hain junior. „Auch wenn er sich am Ende für das väterliche Molkereiunternehmen entschied, beschäftigte er sich leidenschaftlich mit der Frage, wie Technik mühsame Handarbeit ersetzen und Prozesse in der Käserei vereinfachen kann.“
Es ist die Geburtsstunde der heutigen ALPMA. Schnell spricht sich Gottfried Hains Erfinder- und Entwicklergeist herum. Andere Käsereien, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, fragen an. Und Hain trifft eine folgenreiche Entscheidung: Künftig will er nicht nur mit seinem Käse, sondern auch mit Maschinen erfolgreich sein. Vom Käsereimeister zum Maschinenbauer: Am 6. November 1947 lässt er sein neues Unternehmen eintragen. Im Keller der Molkerei in Lehen treiben Gottfried Hain und eine Handvoll Mitstreiter die Entwicklung neuer Maschinen voran.
Früher Aufbau des internationalen Geschäfts
Tatsächlich entwickelt sich ALPMA schon in den ersten zehn Jahren rasant: Die Kombination aus fachlicher Expertise in der Käseherstellung einerseits und im Maschinenbau andererseits trifft den Nerv im Markt. ALPMA entwickelt Lösungen aus der Praxis für die Praxis in einer Branche, die bis dahin weitgehend auf mühsamer Handarbeit aufbaut. „Ein Nischenmarkt, sicher“, weiß Gisbert Strohn, Geschäftsführer von ALPMA. „Aber ein Markt, in dem es einen hohen Bedarf an der Automatisierung und Verbesserung von Prozessen gibt – und das ist bis heute ungebrochen.“ Bemerkenswert ist dabei, wie früh Hain und seine Mitarbeiter die Internationalisierung des Unternehmens vorantreiben: Schon 1950 liefert ALPMA die erste Maschine ins Käseland Frankreich.
Ab Mitte der 1950er-Jahre werden dann systematisch Vertretungen in ganz Europa und später in Übersee eröffnet. Federführend treibt diese Internationalisierung der Sohn des Firmengründers, Gottfried Hain junior, voran, an den der Vater seine Begeisterung für Technik und Maschinenbau früh weitergegeben hat.
„Dem konnte ich mich nicht entziehen“, erinnert sich Hain junior. „Als kleiner Bub habe ich die Anfänge von ALPMA ja aus direkter Nähe miterlebt, habe gesehen, wie in der Werkstatt an neuen Ideen und Maschinen getüftelt wurde. Das war faszinierend und natürlich ansteckend und hat mich darin bestärkt, diesen Weg selbst weiterzugehen.“ Hain studiert Maschinenbau und hospitiert 1959 in verschiedenen Käsereien – auch im Ausland, wo er schnell das große Potenzial erkennt, dass sich für ALPMA in den internationalen Märkten bietet.
Vom Handwerksbetrieb zum industriellen Maschinenbauer
„Dafür mussten wir allerdings die Grundstruktur des Unternehmens ändern und uns vom Handwerksbetrieb zum Industriebetrieb mausern“, erläutert Gottfried Hain. „In Rott am Inn fanden wir einen geeigneten neuen Standort für die ALPMA, die sich damit auch räumlich von Alpenhain trennte. In den neuen Hallen konnten wir uns ab 1963 ganz der Aufgabe widmen, ALPMA Schritt für Schritt als Technologieführer auf dem Weltmarkt zu etablieren.“ Mit Erfolg: Auf die 1965 gegründete ALPMA France folgen Tochtergesellschaften in der Schweiz, Großbritannien, Russland, Spanien, den USA und der Türkei. Heute unterhält das Unternehmen sieben Niederlassungen und zahlreiche Vertretungen rund um den Globus und erwirtschaftet rund 70 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Deutschland.
Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette
Im Zentrum der Forschungs- und Entwicklungsarbeit von ALPMA steht zu dieser Zeit Im Gegensatz zur Gründungszeit aber längst nicht mehr nur die Mechanisierung des Verpackens, sondern der gesamte Prozess der Käseherstellung. Von der Anlieferung der Rohmilch über die Käsezubereitung und -formung bis hin zur Verpackung: ALPMA bietet Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Käsereien – und das für eine denkbar breite Palette unterschiedlicher Käsesorten: vom französischen Camembert über polnischen Twaróg bis hin zum indischen Paneer.
„Was uns vom Wettbewerb unterscheidet, ist ganz klar unser Komplettangebot“, erklärt Gisbert Strohn. „Wir setzen Maßstäbe in der Automatisierung aller Bereiche der Käseherstellung. Vor allem aber verstehen wir die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Produktionsschritten und können Synergien schaffen. So bringen die Bayern 1975 beispielsweise den ersten Koagulator auf den Markt – der Durchbruch für die kontinuierliche Herstellung von Käsebruch, wie er heute in vielen Molkereien Standard ist. Die CUT-Schneidemaschinen für Schnitt- und Hartkäse sowie die SAN-Verpackungsmaschinen für Weichkäse sind weitere wichtige Meilensteine der Unternehmensgeschichte und machen ALPMA endgültig weltweit zur ersten Adresse für die Automatisierung von Käsereibetrieben.
Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung
Entwickelt und hergestellt werden die Anlagen bis heute am Hauptsitz in Rott am Inn. „Wir sind vom Standort Deutschland überzeugt und legen höchsten Wert darauf, dass unsere Maschinen allen Ansprüchen an modernste Standards Genüge tun“, so Gisbert Strohn. „Bei der Automation geht es heute nicht primär um die Reduktion der manuellen Arbeit oder des Personals, sondern um die Verbesserung der Ausbeute einerseits und der Produktionssicherheit andererseits – also um Hygiene und Produktqualität. Da unsere Anlagen sehr individuell auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind, können wir diesem Anspruch nur gerecht werden, wenn wir alles hier vor Ort produzieren.“
In der Entwicklung setzt ALPMA dabei durchweg auf neueste Technologien. So arbeitet das Unternehmen früh am Einsatz von Robotern in der Käseherstellung. Heute verwendet ALPMA Universalroboter, die für spezifische Anforderungen konfiguriert werden. Software und Schnittstellen kommen von ALPMA selbst.
„Wir haben uns von Anfang an der Herausforderung gestellt, das Konzept der ‚Smart Factory‘ als Eigenleistung zu entwickeln. Uns ist es wichtig, das dafür nötige Know-how im Unternehmen aufzubauen und an neue Mitarbeiter weiterzuvermitteln“, erläutert Gisbert Strohn. „Gerade im Bereich Fernwartung und Inspektion sehen wir viel Potenzial in der Vernetzung von Maschinen und arbeiten daran, diese noch zuverlässiger zu machen. Die Vorteile von ALPMA gegenüber Wettbewerbern sind bei der ständigen Weiterentwicklung der Technologie dieselben geblieben: das tief gehende Verständnis für die Käseherstellung und die Möglichkeit, Maschinen und Anlagen exakt an die jeweiligen Anforderungen der Kunden anzupassen.
ALPMA lebt als Unternehmen vom Know-how und dem Fachwissen seiner Mitarbeiter. Die eigene Ausbildung von Mitarbeitern und die damit verbundene Wissensweitergabe sind dabei entscheidend. So eröffnet Gottfried Hain junior zusammen mit einem befreundeten Ingenieur, der als Ausbildungsleiter fungiert, 1960 eine erste Ausbildungswerkstatt für die Berufe Maschinenschlosser, Elektriker, Industriekaufmann und technischer Zeichner. Heute stellt ALPMA jedes Jahr 20 bis 25 neue Auszubildende ein, zurzeit erlernen mehr als 60 junge Leute die handwerklichen Kniffe, die ALPMA auszeichnen.
Familienunternehmen in dritter Generation
Auch in anderer Hinsicht, bleibt das Unternehmen seiner Linie treu: Schon Gottfried Hain senior setzte bei der Gründung von ALPMA seine Kinder als Gesellschafter ein. Diese Familienorientierung bei dem mittelständischen Unternehmen besteht bis heute: Seit 2010 wird es von einer Doppelspitze aus Gisbert Strohn und Frank Eberle geleitet. Die Familie ist weiterhin im Firmenbeirat vertreten, der seit 2012 vom Enkel des Firmengründers, Dipl.-Ing. Martin Hain, geleitet wird.
„Wir sehen uns als Familienunternehmen und wollen das auch bleiben. ALPMA ist zwar in den letzten Jahren enorm gewachsen, doch wir haben uns dabei die Bodenständigkeit bewahrt. Das Klima in Rott am Inn ist geprägt von persönlicher Nähe und davon, dass sich alle Mitarbeiter untereinander kennen und sich mit dem Unternehmen identifizieren. Genau diese Mentalität wollen wir beibehalten“, betont Frank Eberle
Wer heute durch die Montagehallen geht, der spürt beides: den Tüftlergeist und die Begeisterung für den Maschinenbau, wie sie vom Gründer gelebt wurden, verbunden mit der Hochtechnologie des 21. Jahrhunderts. Mit einer einzigartigen Mischung aus der Liebe zum Detail, umfassendem Branchen-Know-how und ungewöhnlichen Ideen arbeiten rund 700 Mitarbeiter an der nächsten Entwicklung für die Molkereibranche.
70 Jahre ALPMA
Im Herbst feiert die ALPMA ihr 70-jähriges Jubiläum. An einem Tag der offenen Tür im September haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, ihr Arbeitsumfeld und ihre Leistungen nicht nur ihren Familien, sondern der ganzen Region zu präsentieren. Interessierte Besucher können einen Blick hinter die Kulissen werfen und die weltweit bekannte Kompetenz des Unternehmens kennenlernen. Zudem lädt ALPMA Kunden aus der ganzen Welt nach Rott ein, um das Jubiläum in festlichem Rahmen gemeinsam zu begehen.