Der Markt für Verschlüsse ist sehr innovativ, auch wenn dies der Konsument selten wahrnimmt. Neuentwicklungen sind zurzeit vor allem auf mehr Funktionalität sowie die Gewichtsreduzierung ausgerichtet. Verschlusshersteller Bericap verbindet bei seinen Neu- und Weiterentwicklungen das Gespür für die Trends des Marktes mit richtungsweisenden eigenen Kreationen.
Allein in den letzten Monaten haben die Spezialisten aus Budenheim eine Vielzahl von neuen, interessanten Beispielen vorgestellt, die über die gewohnten Standards hinausgehen. Das Spektrum reicht von neuen kindersicheren Konstruktionen, bei denen sich der Verschluss nur durch gleichzeitiges Drücken und Drehen öffnen lässt, über besondere Varianten für unterwegs oder sportliche Aktivitäten bis hin zu Details für garantierten Originalitätsverschluss und die Fälschungssicherheit.
Mit Crystal hat Bericap z. B. einen neuen zweiteiligen Sportverschluss mit einem zweifarbigen Look, transparenter PP-Hülle und farbigem HDPE-Ausgießer entwickelt. Um vor Fälschungen und Manipulationen von Abfüllungen zu schützen, kommt Lasertechnik zum Einsatz: Sobald der Verschluss geöffnet wird, bricht das Sicherungsband, und das Logo wird „zerstört“. So ist offensichtlich, dass die Flasche bereits geöffnet wurde.
Uns interessiert, woher diese Kreativität bei dem weltweit agierenden Verschlusshersteller kommt. Was steckt dahinter? Wo liegen die Schwerpunkte? Dazu haben wir Volker Spiesmacher, Sales- & Marketing-Direktor der Bericap Holding Budenheim, befragt.
Volker Spiesmacher: Bericap ist ein global agierendes Unternehmen mit weltweit 23 Produktionsstätten in 20 Ländern. Daraus ergibt sich zunächst fast zwangsläufig, dass Anforderungen an Verschlüsse aus praktisch allen Teilen der Welt zusammengetragen werden, entweder initiiert durch Kunden oder durch Markbeobachtung in den einzelnen Ländern. Aus dieser Wissensvielfalt über die Märkte ergeben sich Produktanforderungen oder neue Produktideen, die im Fall einer positiven Bewertung zur Marktreife gebracht werden. Daneben werden auch bestehende Produkte immer wieder auf Verbesserungspotenzial untersucht.
Natürlich führen auch Kundenerfahrungen immer wieder zu neuen Ansätzen, Ideen und Produkteinführungen. Denken wir hier z. B. an die Anforderungen nach sehr leichten Verschlüssen bei stillem Wasser. Zunächst wurden sehr leichte Verschlüsse entwickelt und in den Markt gebracht. Bald bemerkten einige Kunden, dass diese sehr leichten Verschlüsse durch ihre niedrige Höhe für den Konsumenten sehr schwierig zu handhaben waren. Wir haben darauf sofort reagiert und einen Verschluss passend zur gleichen leichtgewichtigen Mündung entwickelt, der dem Konsumenten eine gute Griffhöhe bietet und nur unwesentlich schwerer war als die leichtgewichtige Variante. So wurde Konsumentenfreundlichkeit mit Gewichtseinsparung in Einklang gebracht.
pj: Legt Ihr Unternehmen dabei besonderen Wert auf die Erfüllung konkreter Kundenwünsche entsprechend den Trends oder wollen Sie eher mit richtungsweisenden Produkten den Markt prägen?
Volker Spiesmacher: Kunden sind wie auch die Mitarbeiter außerordentlich wichtig für ein Unternehmen. Wir bei Bericap produzieren Standardverschlüsse für den Massenmarkt, die natürlich eine hohe Konsumentenakzeptanz haben müssen. Wir entwickeln natürlich auch kundenspezifische Lösungen. Hier können wir auf eine neue Verschlussvariante für heiß abgefüllte Sojasoßen in der Glasflasche verweisen, die aufgrund ihrer Funktionalität und Produktsicherheit sowie der hohen Kundenakzeptanz erfolgreich in China eingeführt werden konnte. Unser Kunde konnte dadurch seine Marktposition ausbauen.
Zur Markenunterstützung werden wir in Zukunft Hologramme auf der Verschlussoberseite anbieten, die z. B. den Markennamen zeigen, der sich je nach Blickwinkel anders darstellen lässt.
Es gäbe noch vielfältige Beispiele zu nennen. Sie sind Beleg dafür, dass es für Bericap als ein Weltmarktunternehmen unabdingbar ist, richtungsweisende Produkte zu entwickeln.
pj: Wie werden neue Verschlüsse vor ihrem Einsatz in der Praxis getestet? Worauf kommt es Bericap besonders an?
Volker Spiesmacher: Jeder Verschluss durchläuft während seiner Entwicklung zur Marktreife verschiedene Testprozeduren. Bei kohlensäurehaltigen Produktion ist die Druckfestigkeit wichtig. CO2-Verluste müssen im akzeptablen und von Kunden geforderten Bereich liegen. Gleichzeitig müssen die Öffnungskräfte erlauben, dass der Konsument die Flasche leicht öffnen kann. Entsprechende Tests werden in unserem Labor durchgeführt, bevor ein neues Produkt auf einer Abfülllinie beim Kunden getestet wird.
Verschlüsse für den Transport und die Lagerung von gefährlichen Gütern durchlaufen strenge Prüfbedingungen, und werden immer in Kombination mit dem Kanister geprüft. Letztlich muss im Ernstfall, z. B. bei einem Transportunfall, die Gesamtverpackung dicht bleiben. In unserem Labor führen wir zunächst grundsätzliche Tests wie Druck-, Fall- oder Vakuumtests zusammen mit dem Kanister durch. Letztlich müssen Verschlüsse für dieses Marktsegment immer zusammen mit dem Kanister von einer offiziellen Prüfstelle, z. B. dem TÜV, geprüft werden, bevor die Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) ein UN-Zertifikat ausstellt, welches für den Transport chemischer Produkte unabdingbar ist. Alle Verschlüsse von Bericap für chemische Produkte sind UN-zertifiziert.
pj: Welche Sonderlösungen hat es zuletzt gegeben?
Volker Spiesmacher: In der Diskussion, welche neuen oder richtungsweisenden Produkte von Marktinteresse sein könnten, haben wir uns mit mehreren Ideen beschäftigt. Ich möchte hier auf drei Beispiele näher eingehen:
1. Für Verschlüsse mit 28 Millimeter oder 38 Millimeter-Mündungen, die am Markt kostengünstig zu haben sind, wurden modern gestaltete Press-on-Verschlüsse entwickelt, die für Sirup, Speiseöl oder Soßen eingesetzt werden können.
2. Um die gesamte Verpackung im Regal für den Konsumenten mithilfe des Verschlusses auffälliger zu gestalten, haben wir eine Überkappe für Verschlüsse entwickelt. Dabei wird diese Kappe auf unsere Standardschraubkappe nach dem Verschließprozess beim Kunden auf den Verschluss aufgepresst. Das Ergebnis ist eine für den Konsumenten sehr auffällige und so zum Kauf anregende Verpackung.
3. Mit einer anderen Verschlussentwicklung bieten wir dem Konsumenten an, Speiseöl, Essig oder Soßen wahlweise in kleineren oder größeren Mengen zu dosieren. Das 2-Flow-Konzept zeichnet sich dadurch aus, dass sich im Verschluss integriert eine große und gegenüberliegend eine kleinere Öffnung befindet. Der Konsument muss zum jeweiligen Dosieren die Flasche nur in die entsprechende Richtung drehen.
pj: Welche Entwicklung war eine besondere Herausforderung?
Volker Spiesmacher: Bekanntermaßen wird das Rauchen als gesundheitsschädlich apostrophiert. Dennoch wollen viele Menschen in irgendeiner Form weiter rauchen und haben sich für die elektrische Zigarette entschieden, die mit einer Flüssigkeit zu befüllen ist. Dafür haben wir im letzten Jahr eine kindersichere Verschlusslösung entwickelt, die ein dosiertes Befüllen dieser elektrischen Zigarette ermöglicht.
pj: Durch die Gewichtsreduzierung auch so kleiner Teile wie Verschlüsse werden im Unternehmen jährlich viele Tausend Tonnen Rohstoff eingespart. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Schonung der Ressourcen. Welche Ziele hat sich Bericap hier für die Zukunft gesetzt?
Volker Spiesmacher: Bericap hat global seit 2012 etwa 28 Prozent mehr Verschlüsse verkauft. Trotz des gewachsenen Geschäfts ist es gelungen den CO2-Eintrag signifikant zu senken. Die Entwicklung und Vermarktung von leichteren Verschlüssen zeigen somit entsprechende Wirkung in der CO2-Bilanz. Allerdings werden auch in den Betrieben Maßnahmen ergriffen, um Energie zu sparen. Dazu gehört z. B ein Austauschprogramm von alten Maschinen gegen neue Maschinen mit reduziertem Energieverbrauch. Auf diesem Weg werden wir auch künftig weitergehen, um unsere CO2-Bilanz zu verbessern.