Verantwortung übernehmen: Seit Jahren verfolgt der Mainzer Hersteller von Reinigungsmitteln Werner & Mertz konsequent den Ansatz „Design for Recycling“. Nicht erst seit dem Start der Recyclat-Initiative im Jahr 2012 ist das Unternehmen Vorreiter, wenn es darum geht, nicht allein nachhaltige Produkte zu entwickeln und diese entsprechend zu produzieren, sondern das Wiederverwenden von Rohstoffen aus Verpackungen zu forcieren.
„Ein glaubwürdiges Ökoprodukt kann nur von einem Unternehmen stammen, das Nachhaltigkeit konsequent im eigenen Handeln umsetzt – einem Unternehmen, das ökologisches Bewusstsein, ökonomische Weitsicht und soziale Verantwortung jeden Tag aufs Neue lebt. Nachhaltigkeit in sämtlichen unternehmerischen Entscheidungen erlebbar zu machen, schafft Vertrauen. Denn nach unserer Überzeugung wollen mehr und mehr Verbraucher wissen, unter welchen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Rahmenbedingungen ihre Produkte hergestellt werden“, bringt der geschäftsführende Gesellschafter Reinhard Schneider die Position des Familienunternehmens Werner & Mertz auf den Punkt. Dazu gehört, das Design von Kunststoffverpackungen so zu gestalten, dass sie hochwertig wiederverwendet werden können.
Innovative Idee, starke Kooperation
Die Recyclat-Initiative wurde 2012 von Reinhard Schneider ins Leben gerufen. Sie bündelt ihr Know-how, um PET-, PE- und PP-Abfälle aus dem Gelben Sack effektiv zu recyceln und somit in einen geschlossenen Material- und Produktionskreislauf zu führen. Das Konzept basiert auf High-Tech-Entwicklungen und ist von Beginn an als „Open Innovation“ angelegt, um diese sinnvolle Investition in die Zukunft auch über die eigenen Branchengrenzen hinaus erfolgreich voran zu bringen. Mitglieder sind neben der Werner & Mertz GmbH Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland (DSD), die ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co. KG und der NABU – Naturschutzbund Deutschland e. V.
Das Prinzip, Recyclate zu verwenden, hat das Unternehmen dabei konsequent verfolgt. Dank seiner vielfältigen Aktivitäten und Projekte ist das Mainzer Unternehmen dem Markt um einige Entwicklungsschritte voraus. Die Ausrichtung ist auf einer Linie mit dem neuen Verpackungsgesetz, welches ab dem 1. Januar 2019 in Deutschland in Kraft tritt. Alle Bestrebungen entsprechen ebenso den Vorhaben der Europäischen Kommission bezüglich der Plastikstrategie bis 2030.
Wir haben Immo Sander, der seit sieben Jahren verantwortlich für die Entwicklung der nachhaltigen Verpackungen des Unternehmens zeichnet und diese maßgeblich mitgeprägt hat, zu Motivation, Trends und weiteren verpackungsrelevanten Zielen befragt.
pj: Herr Sander, welchen Stellenwert nimmt aus Ihrer Sicht die Verpackungsentwicklung im Rahmen der (Frosch-)Recyclat-Initiative ein?
Immo Sander: Die Recyclat-Initiative im Rahmen der Initiative Frosch von Werner & Mertz widmet sich konsequent der Entwicklung und Herstellung von kreislauffähigen Verpackungen nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. Einsatz modernster Recyclingtechnologie, Austausch von Wissen, Technologietransfer und hochwertige Recyclingmaterialien sind der Schlüssel für den Erfolg für die Verpackungsentwicklung. Indem wir gemeinsam mit unseren Partnern die unbekannten Herausforderungen meistern, immer höhere Recyclat-Anteile in unseren Verpackungen zu verwenden und darüber hinaus auch die Verpackungen fit für die Kreislaufwirtschaft zu machen, beweisen wir, dass hochwertige Recyclingverpackungen nicht nur realisierbar sind, sondern ihre Herstellung auch wirtschaftlich sein kann.
pj: Was hat das Unternehmen dazu bewogen, sich dieser besonderen Herausforderung so konsequent zu stellen?
Immo Sander: Konsequent nachhaltiges Handeln zählt zur fest verankerten Firmenphilosophie. Zu einem nachhaltigen Reinigungsmittel gehört auch eine nachhaltige Verpackung – so lautet die Grundidee der Recyclat-Initiative. Ebenso wie unsere Reinigungsprodukte sollen auch die Verpackungen nicht die Umwelt belasten, sich in Kreisläufe integrieren. Dieses Ziel wollen wir erfüllen, auch weil die Verbraucher auf unser konsequentes Handeln vertrauen.
pj: Werner & Mertz ist als Trendsetter den Entwicklungen in vielen Bereichen voraus. Inwiefern fließen die Forderungen des Marktes/der Konsumenten in die Entscheidungen ein? Und anders gefragt: Ist die Wirkung von neuen Verpackungsvarianten auf das Konsumentenverhalten messbar?
Immo Sander: Sie haben richtig erkannt: Mit unseren Entwicklungen wollen wir die „Benchmark“ setzen und immer einen Schritt voraus sein. Dies haben wir bereits mit zahlreichen Pionierleistungen erfüllt. Bei der Verpackungsentwicklung war es wichtig, den Verbraucher im Blick zu haben. So sind die Kunststoffflaschen aus Recyclingmaterial in ihrer Optik und ihren Eigenschaften ähnlich den Flaschen aus Neuware. Der Verbraucher kann jedoch bei genauem Hinsehen Unterschiede feststellen. Zusatzinformationen auf Stickern und im Internet informieren den interessierten Verbraucher klar und ausreichend. Zudem geben wir die höheren Rohstoff- und Herstellungskosten nicht an die Verbraucher weiter.
Die Auszeichnungen, die Werner & Mertz und insbesondere die Marke Frosch bei verschiedenen Verbrauchervotings erzielt, beweisen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die konsequente Weiterführung des Umweltgedanken honorieren.
pj: Die Schwierigkeiten stecken ja bekanntlich im Detail: Was waren bzw. sind die besonderen Herausforderungen bei den Entwicklungen an vorderster Front?
Immo Sander: Das Arbeiten an „vorderster Front“ ist bereits eine Herausforderung an sich. Es gab kaum Erfahrungswerte von anderen, an denen wir uns orientieren konnten. Daher mussten wir uns allmählich herantasten, bis wir das gewünschte Ergebnis erzielt haben. So hat beispielsweise niemand vor uns versucht, Flaschen aus zu 100 Prozent recyceltem, transluzentem HDPE herzustellen. Entwicklungen wie diese erfordern von allen Beteiligten Motivation, ein anspruchsvolles Ziel zu verfolgen, und auch den Mut, die damit verbundene Zeit und Mittel aufzubringen und Rückschläge in Kauf zu nehmen.
Das Gute ist aber: In der Recyclat-Initiative sind wir nicht allein, sondern können unser Know-how perfekt bündeln. Und auch die Technologie entwickelt sich weiter. Entwicklungen, die vor einigen Jahren noch undenkbar waren, können heute umgesetzt werden.
Inzwischen können wir durch moderne Sortiertechnologien mit PET, HDPE und PP bereits drei verschiedene Kunststoffe aus der haushaltsnahen Sammlung Gelber Sack zu hochwertigen Recyclingverpackungen und -verschlüssen verarbeiten. Darüber hinaus widmen wir uns auch den anderen Bestandteilen unserer Verpackungen: Bei nachhaltigen Druckfarben haben wir 2017 einen Durchbruch erreicht, indem wir das erste UV-Offset Druckfarbesystem mit der Cradle-to-Cradle®-Material Health Certification entwickelten.
pj: Herr Sander, abschließend interessiert uns ein Blick in die Zukunft: Welche Schritte sind in den kommenden Jahren geplant?
Immo Sander: Es dauert ja noch ein wenig bis zu meiner Rente, und bis dahin möchte ich noch viele Ideen umsetzen, welche im Rahmen der Recyclat-Initiative geboren wurden. Aktuell haben wir in Zusammenarbeit mit der Mondi Consumer Packaging GmbH einen vollständig recyclingfähigen Beutel aus Polyethylen-Material entwickelt und damit ein jahrelang verfolgtes Ziel verwirklicht. Dieser wird ab dem kommenden Jahr bei unseren Frosch-Verpackungen zum Einsatz kommen. Auch bei den Etiketten arbeiten wir weiterhin an innovativen Entwicklungen, um effektive Lösungen für recyclingfähige und ablösbare Klebstoffe zu finden.