Die Münzmanufaktur hat Schreiner ProSecure mit der Entwicklung einer fälschungssicheren und rückverfolgbaren Kennzeichnungslösung für ihre Gold- und Silberbarren von 20 g bis 1.000 g beauftragt und nutzt inzwischen deren Entwicklung, die einen optischen Fälschungsschutz mit einer modernen Serialisierungslösung verbindet.
Durch das lukrative Geschäft mit dem begehrten Edelmetall tauchen immer mehr Fälschungen von Goldbarren auf. Betrüger verwenden bevorzugt das um ein Vielfaches günstigere Wolfram als den Kern des Barrens und einfach vergoldet wird. Wolfram hat fast das gleiche spezifische Gewicht wie Gold, weshalb sich der Unterschied bei normalen Prüfungen der Barren über eine Feinwaage praktisch nicht feststellen lässt. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass sich bis zu einer Million solcher gefälschter Wolfram-Barren in Umlauf befinden.
Vor allem bei kleinen Goldbarren für private Anleger im Gewichtsbereich von einem bis 100 Gramm sind Fälschungen durch oftmals aufwendige Verpackungen der kleinen Barren nur schwer zu identifizieren. Die MünzManufaktur stellt in einem eigenen Prägewerk seit über 30 Jahren vor allem Sonderprägungen von Münzen, Medaillen und Barren her.
„Wir haben uns in Zusammenarbeit mit Schreiner ProSecure für die Entwicklung eines völlig neuen Systems entschieden, das den Handel mit Edelmetallen zukünftig für Banken und Privatpersonen sicherer macht und mit den Anforderungen der Standardherstellung von Gold und Silberbarren kompatibel ist“, erläutert Geschäftsführer Tobias Dalacker.
Herausforderungen der Echtheitsprüfung
Die bestehenden Sicherheitsmerkmale echter Goldbarren, also die Beschriftung mit Herstellername, Gewicht und Feingehalt, sowie die vergebene Seriennummer und das aufgebrachte Hologramm, sind bei der Unterscheidung echter und gefälschter Goldbarren keine ausreichende Hilfe. Insbesondere eine einfache Seriennummer kann jeder unkompliziert auf einen gefälschten Barren aufbringen. Dies beeinträchtigt vor allem die Sicherheit von privaten Käufern beim Handel mit Edelmetallbarren.
Alternativ zur Feinwaage, mit der sich Wolframfälschungen nicht ermitteln lassen, könnte die Prüfung mit einem Röntgenfluoreszenzspektrometer erfolgen. Dies ist allerdings sehr aufwendig und erfordert neben einem entsprechenden Gerät eine geeignete Auswertungsmöglichkeit. Deshalb verfügen nur häufig mit Gold handelnde Banken über eine derartige Ausstattung. Kleine Banken und Filialen sind nicht mit dieser Technik ausgestattet, so dass auch für sie eine schnelle Echtheitsprüfung von Goldbarren nahezu unmöglich ist. Eine sichere, endgültige Überprüfung der Echtheit eines Barrens ist nur bei speziellen Firmen oder in Scheideanstalten möglich, wozu der Barren zerstört werden muss. Auch auf Grund der hohen Kosten wird dies nur bei begründetem Verdacht auf Fälschungen durchgeführt. Für Privatpersonen und Banken ist der Handel mit Edelmetallbarren folglich mit großen Risiken verbunden und eine Abschätzung der bisher in Umlauf befindlichen gefälschten Barren ist kaum möglich.
Kombination aus optischem Fälschungsschutz und Serialisierungslösung
Eine ideale Kennzeichnungslösung verbindet einen optischen Fälschungsschutz mit einer modernen Serialisierungslösung wie dem KeySecure-System von Schreiner ProSecure. KeySecure ist ein modular aufgebautes Tracing-System, das die weltweite Rückverfolgbarkeit eines Produkts oder, wie im Fall der MünzManufaktur, eines Goldbarrens erlaubt. Jede Verpackungseinheit erhält als einmaliges Erkennungszeichen einen hochkomplexen 15-stelligen alphanumerischen Sicherheitscode: quasi einen Fingerabdruck. Dieser kann über das Internet, ein Smartphone oder eine Hotline geprüft werden und erlaubt so in jeder Phase der Distribution die Produktauthentifizierung.
Der Code wird als Klarschriftnummer, Barcode oder integriert in einen 2D-Datamatrix-Code verdruckt. In der konkreten Lösung für die MünzManufaktur verknüpft das KeySecure-System Sicherheitsmerkmale auf einem Label mit direkt in die Barren geprägten Sicherheitsmerkmalen auf einer Webplattform. Alle am Lebenszyklus der Wertmetalle Beteiligten, beispielsweise Bankangestellte und Käufer, können mittels Smartphone-Scan den KeySecure-Code erfassen und über den Sicherheitsserver von Schreiner ProSecure einfach und schnell auf Echtheit prüfen. Über das Webportal erhält der Nutzer gleichzeitig eine Erklärung der zu prüfenden Sicherheitsmerkmale.
Individuell gestaltete Label
Die für diese Lösung individuell für die MünzManufaktur gestalteten Label gehören immer paarweise zusammen. Eines davon klebt direkt auf der Rückseite des Goldbarrens, das andere auf der Verpackungsfolie, in die der Barren eingeschweißt ist. Beiden Label bestehen aus einem speziellen Material mit Manipulationsanzeige, einem so genanntem Void-Effekt. Sie werden überall dort eingesetzt,wo die Manipulation einer Selbstklebelösung deutlich und unwiderruflich sichtbar gemacht werden soll. Jeder Abziehversuch wird so verlässlich angezeigt. Selbst bei exaktem Wiederaufkleben bleibt die ausgelöste „Warnbotschaft“ erhalten.
Der KeySecure-Code steht sowohl in Klarschrift als auch als Datamatrix-Code (DMC) auf den Etiketten. Zusätzlich wird die KeySecure-Serialisierung mit der „Slotnummer“ der Chargen des Rohgolds verknüpft, die für Endanwender nicht ersichtlich ist. Hinzu kommt als optischer Fälschungsschutz das Kundenlogo der MünzManufaktur in Kippfarben. Je nach Betrachtungswinkel der Labeloberfläche verändert sich beim Kippen der Farbeindruck. Diese Sonderfarben sind Sicherheitsdruckereien wie der Schreiner Group vorbehalten und ermöglichen spezielle Farbkombinationen, die je nach Ausprägung über spezielle Filter oder Lesegeräte auszulesen sind.
Adaptierte Lösung und neue Kompetenzen
„Da wir nicht an einzelne Sicherheitstechnologien gebunden sind, konnten wir die Münzmanufaktur unabhängig beraten und eine sehr individuelle Lösung für die Herausforderungen im konkreten Anwendungsfall entwickeln. Das beginnt mit dem richtigen Klebstoff für Edelmetalle und reicht über die Auswahl der geeigneten Fälschungsschutzmerkmale bis zur Einbindung von KeySecure ins Kundenportal“, erklärt André Siebeneicher, Business Development Manager bei Schreiner ProSecure.
Auch bei der Münzmanufaktur galt es vor der flächendeckenden Einführung der Sicherheitskennzeichnung einige Herausforderungen zu meistern:
„Das Prägen von hochpräzisen Sicherheitsmerkmalen in die Edelmetallbarren, die wir im Rahmen dieses Projekts anstreben, stellt eine technische Herausforderung dar, weil sich der Prozess von bisher genutzten Prägeprozessen auf Grund der filigranen und aufwendigen Strukturen abhebt. Neue Kompetenzen in der Programmierung von Softwarearchitekturen, Datenbankstrukturen und Webtools sowie im Bereich der Datensicherheit und Verschlüsselung mussten aufgebaut werden“, erklärt der Geschäftsführer der Münzmanufaktur Medaillen und Münzen GmbH, Heimsheim, Tobias Dalacker. „Für den Endkunden liegt der große Vorteil darin, dass durch die Gütesiegel auf unseren Goldbarren jederzeit eine mobile und sichere Originalitätsabfrage bei An- und Verkauf möglich ist“
Die Planungen mit Schreiner ProSecure hatten bereits 2013 begonnen und waren jederzeit eng abgestimmt. Besonders positiv bewertet Dalacker die webbasierende Entschlüsselung des Codes mit hohem Sicherheitsstandard sowie die individuelle Integration und Anpassung der Abfrageseite in den Unternehmensauftritt. Weitere Pluspunkte sind das regelmäßige Reporting und die Möglichkeit einer individuellen Logfile-Analyse.
Schreiner ProSecure auf der interpack 2017: Halle 7A, Stand B02