KI-basierte Wissensplattform

Mit einem durch künstliche Intelligenz gestützten digitalen Assistenten sollen verschiedene wissensbasierte Services angeboten werden. (Bild: Shutterstock/nuruddean)

Die Idee einer KI-basierten Plattform für wissensbasierte Serviceberatung, die Verpackungsspezialist Klingele gemeinsam mit der Universität Stuttgart entwickelt hat, ist Teil des eigenen Innovationssystems, mit dem das Unternehmen seine Zukunftsfähigkeit angehen möchte. Wir haben Geschäftsführer Dr. Jan Klingele und Innovationsmanager Florian Härer gefragt, welche Rolle künstliche Intelligenz im Unternehmen spielt und was die neue Serviceplattform alles kann.

Die Klingele Paper & Packaging Group hat in einem Lehrkooperationsprojekt gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II sowie der Graduiertenschule GSaME der Universität Stuttgart das Konzept einer Plattform für Serviceberatung entwickelt. Es beschreibt einen durch künstliche Intelligenz gestützten digitalen Assistenten, mit dem Klingele verschiedene wissensbasierte Services anbieten kann. Unter anderem soll er Akteure der Verpackungsbranche durch die Bündelung von spezifischem Bilanzierungswissen bei der Erstellung von CO2-Bilanzen unterstützen.

(Bild: Klingele)

„Künstliche Intelligenz ist ein Technologiefeld, das uns in der Zukunft intensiv begleiten wird. Zudem sind wir auf der Suche nach Lösungen und Innovationen, die unseren Kunden helfen. Daher ist dieser kundenorientierte Einsatz von Zukunftstechnologien ein wichtiger Schritt nach vorne. Deshalb wollen wir im nächsten Schritt einen Prototyp der Plattform angehen. Ist das Servicemodell 1.0 unserer Wissensplattform erst einmal aufgebaut und implementiert, erwarten wir uns ein rasches Eingehen auf die Kundenbedürfnisse, um langfristig Kosten und Ressourcen einzusparen zu können.“

Dr. Jan Klingele, führt das Unternehmen in dritter Generation

Im Rahmen des Kooperationsprojekts wurden bereits drei weitere serviceorientierte Anwendungsfälle entwickelt. Florian Härer, Innovationsmanager bei Klingele: „Die erste Möglichkeit sehen wir mit Blick auf die Verpackungsentwicklung in der Optimierung von Designparametern und Designvorschlägen. Als nächstes könnte die Plattform eingesetzt werden, um für jedes nutzende Unternehmen individuelle Schlüsselkennzahlen (KPIs) hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft abzubilden und dazugehörige Verbesserungsmaßnahmen vorzuschlagen. Außerdem könnte über die Plattform ein digitaler Produktpass entwickelt werden. Der Hauptvorteil dieses Dienstes besteht aber in der Möglichkeit, die CO2-Bilanzierung ganzheitlich durchzuführen und die Grenzen eines einzelnen Unternehmens zu überwinden, sodass das gesamte Kreislaufökosystem innerhalb der vor- und nachgelagerten Prozesse erfasst werden könnte.“

Das Konzept der Wissensplattform ist das Erste seiner Art, das von Klingele in dieser Detailtiefe ausgearbeitet wurde. Weitere Anwendungsfälle, die ähnliche Vorteile in der Wertschöpfungskette bringen sollen, sind aber bereits in Arbeit. Härer: „Beispielsweise lassen wir derzeit den KI-Einsatz in der Innovationsentwicklung erforschen.“

Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft

Die Universität Stuttgart sieht in dem Lehrkooperationsprojekt mit Klingele eine wertvolle Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, die Studierenden auf höchstem Niveau die Möglichkeit bietet, direkt in der Praxis Erfahrungen mit softwareintensiven Geschäftsmodellen zu machen. Und für Klingele sind Kooperationen mit Forschungspartnern ein wichtiger Teil des eigenen Innovationssystems, mit dem nicht nur die Entwicklung von neuen Papier- und Verpackungslösungen im Kerngeschäft ermöglicht, sondern auch Dienstleistungen, Prozesse sowie neue Geschäftsmodelle gefördert werden.

„Die Fähigkeit, flexibel auf Veränderungen zu reagieren, kontinuierlich dazuzulernen und sich zu verbessern, sprich innovativ zu sein, zeichnet Klingele seit jeher aus. Als Familienunternehmen im Mittelstand legen wir Wert darauf, mutig voranzugehen und neue Technologien so zu nutzen, dass wir in Zeiten des Wandels (z. B. durch die fortschreitende Digitalisierung) bestehen können“, sagt Dr. Jan Klingele. „Gleichzeitig sind wir uns im Klaren, dass wir diesen Weg nicht allein bestreiten können, da unsere Kernkompetenz in der Herstellung von Wellpappenrohpapier und recyclingfähigen Verpackungen liegt. Deshalb sind Partnerschaften, wie zur Universität Stuttgart und dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, für uns sehr wertvoll, um diesen Weg weiter zu bestreiten. Sie betrachten unsere Herausforderungen aus einem anderen Winkel, sodass wir gemeinsam innovative Lösungen finden können.“

Von dem gemeinsamen Projekt soll nicht nur das Unternehmen selbst, sondern die gesamte Branche profitieren. Florian Härer: „Die Wellpappenindustrie steht mit Blick auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung vor einigen Herausforderungen. Die Branche muss daher auf Dauer innovativer werden, auch in der Anwendung und dem Einsatz von Zukunftstechnologien. Ich komme ursprünglich aus der Automobilbranche und kenne einen aktiveren und schnelleren Umgang mit dem Innovationsmanagement und den zukünftigen Technologien, wobei wir mit unserem Innovationssystem bei Klingele versuchen, diese notwendige Zukunftsfähigkeit für das Unternehmen und die gesamte Branche anzugehen.“

Mit dem Innovationssystem baut Klingele auch Kooperationen und Netzwerke mit externen Partnern auf und fördert innovatives Denken im eigenen Unternehmen. Dr. Jan Klingele: „Dadurch unterstützen wir den Austausch von Know-how sowie die Entwicklung innovativer Projekte, schaffen Synergien und stärken letztlich unsere Innovationskraft, um damit passgenaue Lösungen für die Anforderungen unserer Kunden zu entwickeln. Dabei spielt künstliche Intelligenz als Zukunftstechnologie eine immer größer werdende Rolle.“