Wie verändert künstliche Intelligenz das Verpackungsdesign?

Erste vielversprechende Resultate, wie KI zukünftig bei der Format Adaption unterstützen kann. (Bilder: Mutabor)

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich in kürzester Zeit vom Zukunftsthema zur gelebten Realität entwickelt. Auch der Kreativbereich wandelt sich damit grundlegend. Vor zwei Jahren hatten wir darüber mit dem Creative Director der Markenagentur Mutabor gesprochen. Jetzt fragen wir bei Moritz Carstens nach: Wie hat künstliche Intelligenz seitdem die Welt des Verpackungsdesigns verändert?

Die Rolle der Kreativen wandelt sich. „Künstliche Intelligenz war zwar vor zwei Jahren schon in aller Munde, aber noch nicht in der täglichen Arbeit etabliert. Jetzt gehört es zu unserem täglichen Geschäft dazu, und auch bei den Kunden ist KI in der Normalität angekommen. Das hat sich alles sehr schnell gewandelt, und wir werden jetzt immer stärker zum Kurator“, sagt Moritz Carstens. Wo früher Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop eingesetzt wurden, übernehmen heute KI-Systeme ganze Aufgabenbereiche. „Wir geben Stil und Richtung vor, während die KI Inhalte wie Bilder, Illustrationen und Texte generiert. Damit ist aber auch eine schnellere Abstimmung mit den Kunden möglich, und Verpackung wird jetzt ganz anders gedacht, auch von den Kunden.“

KI-gestützte Workflows: Effizienz trifft Skalierbarkeit

Innovative Ansätze setzen auf spezialisierte KI-Agenten, die bestimmte Funktionen wie Farbauswahl, Layoutgestaltung oder Texterstellung übernehmen. „Die Entwicklung geht viel schneller, als wir es uns hätten träumen lassen. Diese Agenten arbeiten parallel, und um sie bedienen zu können, müssen wir viele Dinge berücksichtigen und die Guideline im Hintergrund schon parat haben.“ Erste Praxisanwendungen zeigen aber: Verpackungslösungen lassen sich so schneller und kosteneffizienter realisieren – ein enormer Vorteil insbesondere für Unternehmen mit breit aufgestelltem Produktsortiment.

„Mit den KI-Tools ist alles so einfach geworden. Wir müssen beispielsweise nichts mehr eintippen, denn die Sprachmodelle werden immer besser und reagieren immer schneller. Demnächst werden wir alles über die Sprachsteuerung machen und brauchen dann keine komplexen Oberflächen mehr. Es wird nicht mehr lange dauern, denn die Sprachmodelle gibt es ja schon, sie müssen nur entsprechend eingesetzt werden. Vieles könnte schon heute funktionieren. Ich bin sicher, dass wir im nächsten Jahr einen großen Schritt weiter sein werden.“

Moritz Carstens, Creative Director der Markenagentur Mutabor

Demokratisierung visueller Qualität

Im Massenmarkt sei der Einfluss der KI bereits deutlich spürbar, während im Luxussegment zukünftig weiterhin noch viel Handarbeit dominieren wird, meint der Verpackungsexperte. Doch auch für kleinere Marken eröffnen sich durch KI völlig neue Möglichkeiten. Hochwertige Visuals oder aufwendige Mock-ups, die früher mit hohen Kosten verbunden waren, sind nun auch mit kleinem Budget realisierbar. Insgesamt bedeute die Demokratisierung gestalterischer Qualität nicht zwangsläufig einen Verlust an Individualität, sondern eröffne neue Wege für die Markenkommunikation.

„Es gibt derzeit noch kleinere rechtliche Hürden, die wir aber weitgehend gelöst haben, zum Beispiel mit einem eigenen KI-Unit, das Tools für Bild und Text selbst entwickelt. Das ist vor allem wichtig, wenn ein neues Produkt schnell inszeniert werden soll – etwa mit Fotos für das Rollout und für Social Media.“

KI kann bei der Produktinszenierung für verschiedene Touchpoints helfen.

Um das Potenzial neuer KI-Technologien voll auszuschöpfen, müssen neue Projekte von Beginn an KI-ready gedacht werden, davon ist Moritz Carstens überzeugt. Doch trotz aller Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz im Kreativbereich bietet, bleibe menschliches Gespür unerlässlich. „Visionen schaffen, das kann nur der Mensch.“ Das Erkennen von Trends und das präzise Feintuning in der Markenentwicklung lassen sich eben nicht vollständig automatisieren.

Gerade bei komplexen oder hochwertigen Verpackungskonzepten ist Kreativität unverzichtbar. Hier kann die KI nur Vorschläge liefern – Entscheidungen, insbesondere im Kontext von Markenwahrnehmung und Zielgruppenansprache, müssen jedoch weiterhin durch Menschen getroffen werden. „Das ist eben unsere Stärke: Erkennen, was funktionieren wird. Daher wird auch das Kuratieren unsere Aufgabe der Zukunft.“