Die Digitalisierung ist im Produkt- und Markenschutz angekommen. IoT, das Internet of Things, ist in die Welt der Einzelprodukte eingezogen und findet nicht länger nur in der Welt der Elektronikprodukte statt. Mithilfe von Unique Codes, einmaligen Buchstaben- und Zahlenkombinationen, die entweder als QR-Code gedruckt oder in einem RFID-Chip (LF, HF, UHF) gespeichert werden, ist es möglich, Produkte auf Stückebene zu identifizieren. Eine digitale Kommunikation mit und unter den Produkten ist dadurch möglich.
RFID (Radio Frequency Identification) ist ein automatisches Identifikationsverfahren, das eine kontaktlose Kommunikation zwischen einem Datenträger (Transponder oder TAG) und einem Lesegerät ermöglicht.
Aktive Transponder, die mit Batterie oder Stromversorgung betrieben werden, können große Datenmengen über Distanzen bis zu 100 Meter übermitteln (z. B. Mautabbuchung in Lkw). Die durchgehende Energieversorgung ermöglicht auch das Erfassen von Umgebungsparametern wie Erschütterungen, Luftdruck oder Temperatur (z. B. bei der Überwachung der Kühlkette).
Passive Transponder werden erst über das elektromagnetische Feld des Lesegeräts mit Energie versorgt. Sie sind vollkommen wartungsfrei und kostengünstiger. Ihre Reichweite beträgt üblicherweise zehn Millimeter bis zehn Meter.
UHF-RFID und NFC in der Praxis
Bei UHF-RFID durchdringen die elektromagnetischen Wellen Verpackungen aus Kunststoff, Holz oder Karton. Da Lesegeräte Signale mehrerer Transponder zur selben Zeit empfangen können (bulk reading), werden passive RFID-Etiketten vor allem zur Verbesserung von Logistikabläufen eingesetzt.
Bei NFC (Near Field Communication) ist eine kontaktlose Kommunikation nur über eine Distanz von wenigen Zentimetern möglich. NFC-Chips werden beispielsweise bei Zugangskontrollen und Zahlungen mit Kredit- oder Bankomatkarte eingesetzt. Mithilfe des Smartphones tragen NFC-Anwendungen auch zur Verbesserung der Kundenkommunikation und Interaktion mit dem Anwender bei.
Die Securikett Ulrich & Horn GmbH, Münchendorf (Östereich) setzt die RFID-Technologien bereits im Produkt- und Markenschutz ein. RFID-Chips werden in ein Etikett integriert und mit dem proprietären CODIKETT®-Codesystem verknüpft.
Die einmaligen CODIKETT®-Codes ermöglichen es dem Konsumenten, Produkte zu authentifizieren und seiner Forderung nach Transparenz über Herkunft und Originalität gerecht zu werden. Über sein Smartphone kann er in Echtzeit auf die Informationen zugreifen.
Verheiratung von Code und Chip
Der Übergang von QR-Code lesenden zu NFC lesenden Smartphones ist in vollem Gange. Da aber noch nicht alle Smartphones über die NFC-Funktion verfügen, oder der Chip defekt sein könnte, druckt Securikett auch einen QR-Code mit identischem Codeinhalt auf das Etikett.
Die im Herbst 2018 installierte Anlage liest dabei zuerst den Inhalt des QR-Codes, einen einmaligen, vom CODIKETT®-System generierten Code. Anschließend wird derselbe Inhalt auf den Chip gespeichert, die sogenannte Verheiratung von QR-Code und Chip findet statt.
Während dieses Prozessschrittes ist es möglich, auch die ebenfalls eindeutige Seriennummer des Chips im CODIKETT®-Code zu hinterlegen. Da nur eine Kombination der beiden möglich ist (einmal Match), ist ein Code-Cloning ausgeschlossen.
Ist der CODIKETT®-Code auf dem Chip gespeichert, kann dieser auch so geschützt werden, dass der Chip danach nicht mehr umprogrammiert werden kann. Aufgrund der Softwarearchitektur sind die Antwortseiten dynamisch, und alle Informationen können jederzeit geändert werden.
Manipulationsschutz
Um zu verhindern, dass das Etikett und somit der Code auf ein anderes (gefälschtes) Produkt übertragen werden kann, ist ein Manipulationsnachweis des Etiketts wichtig. Würde das abgelöste Etikett samt Code auf einem gefälschten Produkt wiederverwendet, würde die Fälschung irrtümlicherweise für ein Original gehalten.
Securikett druckt in einem ersten Schritt VOID-Etiketten mit einmaligem QR-Code. Der proprietäre VOID-Effekt trennt beim Abziehen des Etiketts mehrere Farbschichten voneinander, wodurch eine vorher nicht erkennbare Schrift oder ein Muster erscheint.
Dabei kann auch ein vorher nicht sichtbarer PIN-Code freigelegt werden. Durch Eingabe des vierstelligen PIN-Codes auf der Antwortseite wird überprüft, ob der offene und der verdeckte Code zusammenpassen. Das bedeutet erhöhte Sicherheit, die gleichzeitig die Neugier des Konsumenten anspricht.
VOID-Etikett mit NFC-Chip
Ein VOID-Etikett mit NFC-Chip wurde beim 3rd Forum Unique Codes, ein von Securikett® organisierter internationaler Kongress, bei dem sich am 23. Mai 2019 Experten, Anwender, Technologieanbieter und andere Beteiligte über die Bedeutung, den Nutzen und die Sicherheit von Unique Codes und deren Speichermedien wie RFID-Chips austauschen konnten, vorgestellt.
Abhängig von der Anwendung und den einhergehenden Anforderungen muss der richtige Chip gewählt werden. Die möglichen Risiken werden hierbei dem erhofften Nutzen gegenübergestellt (Nutzen-Kosten-Analyse).
Pilotprojekte für die Getränkeindustrie
Derzeit arbeitet Securikett mit einem großen Getränkehersteller an einem NFC-Pilotprojekt für den asiatischen Markt. Der Markenhersteller setzt bereits Sicherheitsetiketten des Unternehmens ein. Der Erstöffnungsnachweis soll verhindern, dass Fälscher leere Flaschen einsammeln, um diese mit gefälschtem Alkohol wieder zu befüllen (Refill).
„Dem Kunden ist es wichtig, als innovatives Unternehmen am Markt aufzutreten und Lösungen stetig zu verbessern. Seit Jahren arbeiten wir eng mit dem Kunden zusammen, um permanent die Fälschungssicherheit und die Kundenkommunikation zu erhöhen. Mehrfachcodes (verdeckt und frei sichtbar) erhöhen nicht nur die Sicherheit, sondern werden auch durch die PIN-Code-Eingabe für diverse Endkundenaktivitäten wie sicherere Authentifizierung, Gewinnspiele oder Bonusprogramme erfolgreich eingesetzt“, betont Jose Tojo, Projektleiter bei Securikett.
Ein anderes Projekt, ebenfalls für die Getränkeindustrie, ist am Laufen. Ziel ist, Logistikabläufe dank UHF-RFID zu vereinfachen. Die leeren Flaschen werden in Bars und Restaurants gegen ein Pfand wieder abgeholt, ebenfalls um Refill zu vermeiden. Dank des einmaligen Codes auf jeder Flasche kann der Markenhersteller überprüfen, ob es sich um seine eigenen Flaschen handelt.
Nun soll ein UHF-RFID-Chip in das Etikett integriert werden, damit ein ganzer Karton auf einmal gescannt werden kann. Mit wesentlich weniger Aufwand wird logistisch erfasst, wie viele Flaschen sich von welcher Sorte im Karton befinden.
Nicht nur im asiatischen Raum arbeitet Securikett an Pilotprojekten, um das Refill-Problem ihres Kunden in Griff zu bekommen. Ein ursprünglich aus Papier gefertigtes Flaschenetikett wird in ein manipulationssicheres Sicherheitsetikett umgewandelt.
In einem ersten Schritt wurde dieses durch ein Etikett mit VOID-Effekt ersetzt, wobei der ursprüngliche Look genau beibehalten werden musste. Vor Kurzem wurde auch ein NFC-Chip mit Tamper-Funktion eingebaut. Beim Öffnen der Flasche wird der Tamper-Loop unterbrochen. Der Chip erkennt somit, dass die Flasche bereits geöffnet oder manipuliert wurde, und sendet andere Informationen.
Entwicklung international ausgezeichnet
Die innovative Integration der RFID-Technologien im Etikettenbereich wurde im Rahmen der FINAT-Preisverleihung am 5. Juni 2019 in Kopenhagen gewürdigt. Das „VOID-Etikett für Flaschen mit integriertem NFC-Chip“ von Securikett gewann den Preis für das beste Sicherheitsetikett, und das Unternehmen konnte einmal mehr seine Marktführerschaft unter Beweis stellen.