United Caps hat anlässlich der feierlichen Eröffnung seines vergrößerten Forschungs- und Entwicklungszentrums Ende Juni 2018 im französischen Messia eine brandneue Verschlusslösung für den bekannten Nescafé Gold-Kaffee vorgestellt. Für den goldenen Moment sorgt ein edler Metall-Look mit gebürsteter Oberfläche, der um den Rand des Verschlusses gewickelt wird. Das war für alle Beteiligten technisches Neuland.
Am Anfang stand eine Anfrage: Nestlé wollte für seinen Kaffee Nescafé Gold eine elegante Verpackung schaffen, um entsprechend dem Markttrend bei Kaffeeprodukten ein Premium-Image zu vermitteln. Für seine neue Nescafé Gold-Verpackung war das Unternehmen auf der Suche nach einem edlen Metall-Look mit gebürsteter Oberfläche. Dafür wurde ein Material benötigt, das zu 100 Prozent aus Metall besteht und nahtlos um den Rand des Deckels aufgebracht ist. Dabei handelte es sich um eine bisher noch nicht umgesetzte Oberflächenveredelung.
Die United Caps-Spezialisten dachten sofort an die In-Mould-Labelling-Technik (IML), obwohl man nicht sicher sein konnte, dass metallisiertes IML überhaupt realisierbar war. United Caps gab ein Angebot ab, verbunden mit dem Hinweis, dass noch erhebliche Entwicklungsanstrengungen erforderlich seien. So entstand im Oktober 2015 eine Entwicklungspartnerschaft zwischen Nestlé und United Caps.
Erfolgreiche Partnerschaft
Gute Unternehmen wissen, dass sie nicht alles selbst schaffen können. Nestlé teilt diese Auffassung von United Caps und hat seinen Formenbauer Rouxel sowie den Roboterhersteller Pages in das Projekt miteinbezogen. Nach dem Angebot hat United Caps einen Prototyp entwickelt, der die Vision des Projekts verdeutlichte. Das vorgeschlagene Produkt wurde ausgewählt, da es sowohl die gewünschte hohe Regalwirkung erzielen kann als auch in der Hand des Verbrauchers überzeugt.
Überzeugen mit „Look & Feel“
Die Experten sind sich der Bedeutung des haptischen und optischen Gesamteindrucks von Deckeln und Verschlüssen bewusst. Der Prototyp hat diese Aspekte der Detailgenauigkeit und Ästhetik gut vermittelt. Der nächste Schritt bestand darin, das funktionsübergreifende United Caps-Team aufzubauen. Neben der Designabteilung spielten auch die praktische Machbarkeit und die Eignung für Abfüllanlagen eine große Rolle. Selbst die Vorgehensweise beim Aufschrauben des Deckels auf das Glas war zu berücksichtigen.
Inspirierte Entwicklungsarbeit
Von der FuE-Abteilung wurde zuerst geprüft, ob es bereits hundertprozentige metallische IML-Lösungen auf dem Markt gibt. Diese gab es nicht, und auch keines der verfügbaren IML-Etiketten bestand zu 100 Prozent aus Metall. Das war die erste Begegnung mit dem Unmöglichen, denn so etwas war noch nie produziert worden. Mehr noch, es war nicht einmal sicher, ob es technisch überhaupt machbar war. Etikettenlieferanten hielten es aufgrund der elektrostatischen Wechselwirkung, die bei Verwendung von hundertprozentigem Metall in der Spritzgießform auftrat, für nicht realisierbar. Doch so schnell hat man bei United Caps nicht aufgegeben.
Nach einigen Versuchen wurde Nestlé ein zweiter Prototyp vorgestellt, der dem gewünschten Aussehen näher kann und auch mit Robotersystemen verarbeitet werden konnte. Allerdings fehlte der Metalleffekt mit gebürsteter Oberfläche immer noch. Und wieder kam man zu der Schlussfolgerung, dass es nicht möglich war, beim Spritzgießen in der Form eine gebürstete Metalloberfläche zu erzielen – jedenfalls nicht auf dem Etikett.
Technisch wird für eine Gravurtiefe von 0,01 Millimeter eine Entformungsschräge von einem Grad benötigt. Um das gewünschte Aussehen zu erreichen, wären jedoch 0,03 Millimeter und damit eine Entformungsschräge von drei Grad erforderlich. Die Gravur müsste im Innern der Form realisiert werden, damit der Bürsteneffekt bei der weiteren Verarbeitung oder Nutzung nicht beeinträchtigt würde. In Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass diese Vorgehensweise zwar technisch machbar ist, aber an die Grenze der möglichen Gravurtiefe stoßen würde. Auch das hatte zuvor niemand geschafft.
Die neue Verschlusslösung für Nescafé Gold
- Der Deckel besteht aus drei Teilen: einem Innenteil aus PP, einem PE-Liner als Schaumstoffdichtung zum Schutz des Kaffees vor äußeren Einflüssen und einem Außenteil mit dem In-Mould-Label.
- Das IML-Etikett besteht aus mehreren Materialschichten. Die Grundschicht besteht aus PP, um auf dem Deckel zu haften, und beinhaltet Aluminium, um ihm das metallische Aussehen zu verleihen.
- Das metallhaltige IML-Etikett ist neu auf dem Markt und wurde speziell für diesen Deckel geschaffen. Eine spezifische Materialmischung wurde entwickelt, um die von Nestlé vorgegebenen Spezifikationen exakt einzuhalten.
- Für die Produktion der Deckel wurden völlig neue Spezialmaschinen installiert. Dazu gehörten für drei Deckelgrößen drei Montagelinien mit sechs vollelektrischen High-Speed-Spritzgussmaschinen (SGM).
- Pro Woche werden bis zu 1 Million Deckel produziert.
Umfangreiches Testprogramm bei United Caps
Das Labor von United Caps hat dieses Konzept in umfangreichen Tests untersucht. Auf dem Weg von der Produktion des Deckels bis zur Verwendung durch den Verbraucher könnte der Deckel bei vielen Gelegenheiten zerkratzt werden. Das war ein weiterer Grund dafür, dass sich der goldene Look nicht durch eine entsprechende Lackierung realisierbar war.
Glücklicherweise kann man inspirierende Ideen überall haben und häufig kommen sie unerwartet. Beim Mittagessen in einem Restaurant fiel einem Entwickler auf, dass die Speisekarte laminiert war, damit sie sich nicht so schnell abnutzt. Er fragte sich, warum man dieses Konzept nicht auch auf das Projekt übertragen sollte.
Ein weiteres Problem war, dass der Deckel keine Naht aufweisen durfte. Ist es also möglich, das IML-Etikett zu überlappen, um beim Metall-Etikett ein nahtloses Aussehen zu erzielen?
Das Unmögliche möglich machen
Nach Monaten beharrlicher Forschung begann United Caps schließlich im Werk in Messia mit der Produktion einer Pilotform. Normalerweise besitzt eine Standardpilotform nur einen Hohlraum. Diese spezielle Form hatte jedoch gleich vier davon. Für die drei Glasgrößen des Kaffees von 50, 100 und 200 Gramm wurde sie auch in drei verschiedenen Abmessungen produziert. Die vier Hohlräume verkürzten die Zeit bis zur Markteinführung, da nun vier verschiedene Konzepte gleichzeitig getestet werden konnten. Dabei ging es um die verschiedenen Gravurtiefen, deren Realisierbarkeit im IML-Prozess, um die Reproduzierbarkeit des Prozesses und um weitere Projektparameter. Dieser Deckel würde das erste Produkt seiner Art auf dem Markt mit einem IML-Etikett auf der Seite sein.
Inzwischen war es Juli 2017 geworden, nur 12 Monate nach dem Start des Projekts, und die ersten Prototypen des Deckels für das 100-Gramm-Glas waren bereits fertig. Das Ergebnis war umwerfend. Der 100-Gramm-Deckel wog 17 Prozent weniger als frühere Deckel von Nescafé. Die Produktionstests konnten beginnen.
Ein goldener Moment
Nachdem die Produktion eingerichtet war, stieß United Caps auf ein neues Problem: Die Linie für das 100-Gramm-Glas produzierte eine zu geringe Stückzahl pro Tag. Bei der Überprüfung des Fertigungsablaufs stellte sich heraus, dass ein kleines Teil an der Maschine den Durchsatz bremste. Nachdem dieses Problem behoben war, konnte die Produktion innerhalb von nur einer Stunde um 30.000 Teile pro Tag gesteigert werden. Das war für das Team ein wirklich goldener Moment. Damit war es möglich, das Ziel von 50 Millionen Teilen pro Jahr zu erreichen.
Diese Deckel für Nescafé sind eines der komplexesten kundenspezifischen Projekte, die United Caps jemals in Angriff genommen hat. Zu guter Letzt schuf es für alle Beteiligten einen echten goldenen Moment. Es gab schließlich so viele Unwägbarkeiten zu berücksichtigen. Diese hat United Caps bewältigt, was zum großen Teil auf das Konzept „Relate, Perform, Sustain“ zurückzuführen ist, das United Caps für seine Produktentwicklung einsetzt. Sie gehen den Ausschlag dafür, dass Unmögliches möglich gemacht und dieser besondere goldene Moment erreicht werden konnte.