Pruvia errichtet Anlage für thermochemisches Recycling

Pruvia errichtet eine Anlage für thermochemisches Recycling im größten Chemiepark Bayerns. (Bild: Heiner Heine)

Das Fürther Unternehmen Pruvia will ab Sommer 2025 eine der europaweit größten, kommerziellen Plastic-to-Oil-Anlagen im bayerischen Chemiepark Gendorf errichten.

Das von Pruvia entwickelte und patentierte Verfahren wandelt nicht recycelbare Mischkunststoffabfälle mittels eines kontinuierlichen Pyrolyse-Prozesses in zirkuläres, nicht fossiles Naphtha um. Dieser aus Abfall wiedergewonnene Rohstoff kann in der petrochemischen Industrie zur Herstellung von neuen Kunststoffen verwendet werden. Die moderne Anlage soll fossile Rohstoffe ersetzen und gleichzeitig zur nachhaltigen Defossilisierung der chemischen Industrie durch umweltschonende Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen beitragen.

Mit der Inbetriebnahme, die für das 4. Quartal 2026 geplant ist, wird die Anlage in Gendorf eine Jahreskapazität von 35.000 Tonnen Mischkunststoffabfälle verarbeiten können. Pruvia investiert zunächst einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in Gendorf und wird ab der Inbetriebnahme rund 30 Mitarbeiter beschäftigen. Die Verdopplung der Jahreskapazität auf 70.000 Tonnen ist für 2028 geplant.

„Diese Investitionsentscheidung ist ein starkes Signal für die Attraktivität des Chemieparks Gendorf. Pruvia ist ein absoluter Pionier und bietet eine Lösung für eine der drängendsten Menschheitsfragen: Was tun mit den riesigen Mengen an Plastikmüll? Pruvia passt damit hervorragend zu den anderen hochspezialisierten Unternehmen im Chemiepark Gendorf. Diese Position als Standort für technologische Vorzeigebetriebe wollen wir mit Ansiedelungen junger, dynamischer und innovativer Unternehmen aus Zukunftsindustrien weiter stärken.“

Dr. Christoph von Reden, Geschäftsleiter von InfraServ Gendorf

(v.r.n.l.): Dominik Gschwendtner (ISG-Geschäftsleiter), Martin Nitz (CEO Pruvia), Andreas Kurz (COO Pruvia), Christoph von Reden (ISG-Geschäftsleiter) und Jan Schäfer (Finance & Legal Pruvia). (Bild: Heiner Heine)

Chemisches Kunststoffrecycling wird wettbewerbsfähig

In einer industriellen Demo-Anlage in Leuna hat Pruvia, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP, die Skalierbarkeit der Technologie bereits bewiesen. Im Chemiepark Gendorf will das Unternehmen die besondere Wettbewerbsfähigkeit seiner Technologie nun mit einer kommerziellen Großanlage demonstrieren.

„Die Marktfähigkeit des chemischen Recyclings scheiterte bis dato vor allem aus zwei Gründen: Hoher Energieeinsatz und hohe Betriebskosten. Wir haben für beide Herausforderungen die Lösung gefunden. Unsere MLM-R Technologie zeichnet sich durch eine ausgezeichnete Energieeffizienz und niedrige Betriebskosten aus.“

Martin Nitz, Pruvia Mitgründer und CEO

Dr. Andreas Kurz, COO bei Pruvia, ergänzt: „Mit unserem Verfahren setzen wir potenziell einen unendlichen Stoffkreislauf in Gang, da mit dem Naphtha aus unserer Anlage immer wieder Neuwarenqualität produziert und recycelt werden kann.“

Quelle: Pruvia