Beiersdorf und Werner & Mertz haben mit der Unterstützung des Fraunhofer IVV ein Standardkonzept für Kosmetikverpackungen aus Altplastik entwickelt. Die Partner bieten damit erstmals eine Orientierungshilfe für die Industrie.
Das Gründungsunternehmen der Recyclat-Initiative Werner & Mertz, und der Kosmetikkonzern Beiersdorf sind eine Kooperation eingegangen. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) haben sie ein Fundament für den Einsatz von mechanisch recyceltem Altplastik für Kosmetikverpackungen erarbeitet.
Herausforderungen beim Rezyklateinsatz in Kosmetikverpackungen
Bislang gibt es im Kosmetikmarkt sowohl bei Herstellern als auch bei Recyclingfirmen große Unsicherheit über die Verwendung von sogenannten Post-Consumer-Recyclaten (PCR) in Kosmetikverpackungen. Generell gilt laut Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 über kosmetische Mittel, dass Hersteller natürlich nur sichere Produkte in Umlauf bringen dürfen. Unter welchen Bedingungen Rezyklat eingesetzt werden darf, ist dort nicht definiert. Daher die Unsicherheit, ob und in welcher Form Rezyklat den Sicherheitskriterien entspricht.
Werner & Mertz hatte bereits in einem langjährigen Projekt mit Partnern die Entwicklung von Aufbereitungsprozessen für HDPE vorangetrieben und aufgezeigt, dass eine sichere Verwendung von HDPE Recyclat für sogenannte Rinse-Off-Produkte – Produkte, die zur Körperreinigung angewendet werden – möglich ist.
Beiersdorf gilt als Marktführer im Bereich der Hautpflege mit den bekannten Marken Nivea und Eucerin. Das Unternehmen hatte sich erst kürzlich ambitionierte Ziele für die Kreislauffähigkeit seiner Verpackungen gesetzt. Erste Produkte mit Recyclinganteil in Kunststofflaschen sind bereits auf dem Markt
„Bei unseren Bemühungen, den Recyclinganteil in unseren Kunststoffverpackungen weiter auszubauen, stehen wir als Hersteller vor der Herausforderung, dass die Zulieferer nur unzureichend auf unsere Materialanforderungen vorbereitet sind. Es wurde schnell deutlich, dass wir bei der Entwicklung von hochwertigen Rezyklaten unterstützen müssen, insbesondere bei der Definition der Qualitätsanforderungen. Werner & Mertz hatte hier schon ausgezeichnete Vorarbeit geleistet. Gemeinsam haben wir dann die Idee weiterentwickelt und das Fundament für einen Kosmetikstandard gelegt.“ Michael Becker, Head of Global Packaging Development, Beiersdorf AG
Klare Handlungsempfehlungen für den Einsatz von Altplastik
Um der Branche mehr Sicherheit und Klarheit in Bezug auf den Einsatz von Altplastik in Kosmetikverpackungen zu geben, haben Werner & Mertz und Beiersdorf in Zusammenarbeit mit Dr. Frank Welle vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung eine Bestandsaufnahme von vorhandenen Recyclaten am europäischen Markt erstellt. Diese liefert eine maßgebliche Transparenz über die vorhandenen Recyclingverfahren, die verfügbaren Recyclat-Qualitäten, sowie die Materialeigenschaften.
Durch einen Abgleich mit den Anforderungen an Kosmetikverpackungen konnten die Kooperationspartner daraus erstmals einen Standard definieren. Er liefert Antworten auf die wichtigsten Fragestellungen, die Recyclingunternehmen und Herstellern weiterhilft. Recycler erfahren, wie sich die Qualitätslage aus Sicht der Kosmetikbranche darstellt. Sie erhalten Hinweise darüber, wie eine hochwertige Aufbereitung von Altplastik für Kosmetikverpackungen gelingen kann und welche Qualität erforderlich ist, um die Anforderungen der Branche zu erfüllen.
Verpackungen für die Kreislaufwirtschaft gestalten
Die Kosmetikindustrie, so die Erkenntnisse der Untersuchung, sollte Kunststoffverpackungen so gestalten, dass sie aus hochwertigem Material bestehen. Die kann dann dem Kreislauf erneut zugeführt werden. Den Gedanken der Kreislauffähigkeit gilt es auch bei der Gestaltung der Verpackung zu beachten. Der Einsatz von Monomaterialien statt Verbundmaterialien spielt hier eine wichtige Rolle. Auch nachhaltige Druckfarben, ablösbaren Etiketten sowie die leichte Trennbarkeit der Verpackungskomponenten im Recyclingprozess tragen zur Kreislauffähigkeit bei.
„Wir haben mit unserer gemeinsamen Arbeit bewiesen, dass mechanisches Recycling einen gangbaren Weg für hochwertiges Sekundärrohstoffe darstellt. Unsere Erkenntnisse sind zukunftsweisend und sollen allen Akteuren mehr Sicherheit geben. Wenn viele Unternehmen unserem Beispiel folgen, wird Bedarf erzeugt, was wiederum die Investitionen in Aufbereitungsanlagen beschleunigt und den wiederkehrenden Einsatz von Altplastik wirtschaftlich macht. Dies kommt dann nicht nur den Unternehmen, sondern vor allem unserer Umwelt zugute. Mit Beiersdorf haben wir einen starken Kooperationspartner gefunden, der unsere Vision von einem branchenweiten Einsatz von Recyclat teilt.“ Immo Sander, Leiter Verpackungsentwicklung, Werner & Mertz
Die Erkenntnisse aus der Analyse werden zu Beginn des Herbstes 2020 vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung veröffentlicht.
Quelle: Werner & Mertz GmbH