Women in Packaging: Vom kaufmännischen Einstieg zur Verpackungsexpertin

Marina Schedel berät, wenn Kunden auf nachhaltige Verpackungsmaterialien umsteigen wollen. Alle (Bild: Multivac)

Von der Industriekauffrau zur Projektmanagerin im Innovation Center – dieser Weg zeigt, wie vielfältig Karrierechancen in der Verpackungsbranche sind. Marina Schedel startete 2009 ihre Ausbildung bei Multivac und entdeckte im Innovation Center ihre Leidenschaft für Verpackungs- und Materialfragen. Heute übernimmt sie im Innovation Center vielfältige Aufgaben.

Am Hauptsitz in Wolfertschwenden unterstützt Marina Schedel gemeinsam mit einem Team aus Anwendungstechnikern, Lebensmitteltechnologen und Materialspezialisten Kunden bei der Wahl des optimalen Verpackungskonzepts. Im Innovation Center entstehen maßgeschneiderte Lösungen – von Machbarkeitsstudien und Prototypen über Verpackungsanalysen bis hin zu Nachhaltigkeitsbewertungen.

„Zunächst war ich als Assistentin für organisatorische und kaufmännische Aufgaben verantwortlich“, sagt Marina Schedel. „Aber es waren auch immer Studierende der Lebensmittel- und Verpackungstechnologie im Haus – und das hat mich fasziniert.“ Kurzerhand entschied sie sich für ein Studium mit vertiefter Praxis an der Hochschule Kempten, Fachrichtung Lebensmittel- und Verpackungstechnologie. Multivac unterstützte sie mit einem Modell, das Studium und Praxis im Unternehmen eng verzahnte. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie schließlich in ihrer Abteilung – mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit, einem Thema, das bis heute ihr berufliches Handeln prägt.

Ein Arbeitsplatz voller Ideen und Experimente

Das Innovation Center in Wolfertschwenden ist auch eine Art Zukunftslabor der Verpackungswelt. Hier werden Verpackungslösungen nicht nur entwickelt, sondern auch getestet, analysiert und auf den Prüfstand gestellt. Alle möglichen Maschinen stehen für die Bemusterung bereit, vor allem Tiefziehmaschinen, aber auch Traysealer und Schlauchbeutelmaschinen, kombiniert mit einem großen Fundus an Folien, Papieren und neuen Materialien.

„Das Zusammenspiel von Maschine und Material ist entscheidend. Viele Kunden denken, wenn etwas nicht funktioniert, liegt es an der Maschine. Doch häufig ist es das Material. Wenn beides nicht harmoniert, entstehen Probleme – und genau das wollen wir vermeiden.“

Marina Schedel

Rund 300 Versuche allein am Standort Wolfertschwenden führt das Team pro Jahr durch, fast täglich läuft ein neuer Test. Die Kunden sind häufig vor Ort in Wolfertschwenden dabei, manchmal auch virtuell zugeschaltet über Kameras.

Das Team ist interdisziplinär: Anwendungstechniker bereiten die Tests vor und führen diese gemeinsam mit den Kunden durch, Lebensmitteltechnologen bewerten Haltbarkeit und Produktsicherheit, Materialspezialisten prüfen Kunststoff, Papier oder anderweitige Materialien. „Diese Vielfalt macht die Arbeit so spannend. Kein Tag ist wie der andere. Wir haben Kunden aus allen Teilen der Welt, mit unterschiedlichen Märkten, Trends und Anforderungen.“

Nachhaltigkeit als Kompass

Ein Thema begleitet Marina Schedel bereits seit ihrem Studium: Nachhaltigkeit. „Das Topthema sind natürlich recyclingfähige Materialien. Es geht aber auch um Materialreduzierung, denn der Kostendruck in der Branche ist hoch und weniger Material bedeutet eben auch weniger Kosten“, sagt Marina Schedel. Viele Kunden wollen auf nachhaltigere Materialien umstellen, erwarten jedoch, dass die Verpackung dann exakt so aussieht wie zuvor. „Ein Materialwechsel bedeutet aber fast immer Veränderungen: andere Transparenz, andere Haptik, andere Verarbeitbarkeit.“ Genau hier ist Beratung gefragt.

Neben dem Trend zur Rezyklierbarkeit beschäftigen sie und ihr Team auch die wachsenden regulatorischen Anforderungen. Auf europäischer Ebene etwa die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR). „Die Regularien werden immer komplexer. Vor allem kleinere Unternehmen haben gar nicht die Kapazitäten, sich intensiv damit auseinanderzusetzen. Sie suchen deshalb unsere Unterstützung – und das macht unsere Rolle noch wichtiger.“

Innovation Center global aufgestellt

Multivac hat das Konzept der Innovation Center längst international ausgerollt – nach Kanada, USA, Mexiko, Brasilien, Chile, Großbritannien, Frankreich, Rumänien, Polen, Indien, Malaysia, Japan, Australien und zukünftig auch Dänemark. Überall werden Kunden beraten und können ihre Verpackungsideen prüfen und optimieren. „Wir wollen weltweit den gleichen Service bieten – egal ob in Europa, Asien oder Südamerika“, erklärt Schedel. „Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um kulturelle Nähe. Unsere Kollegen vor Ort sprechen die Sprache der Kunden – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.“

Blick in die Zukunft

Was bringt die Zukunft der Verpackungswelt? Für Marina Schedel sind es vor allem drei Themen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und künstliche Intelligenz. „KI ist zwar bei unseren Kunden noch nicht das Topthema, wir beschäftigen uns intern aber bereits intensiv damit – etwa beim Verpackungsdesign oder bei digitalen Features auf Verpackungen.“ Denn die Richtung ist klar: Verpackungen sollen in Zukunft nicht nur nachhaltiger, sondern auch intelligenter werden.