EU-Verpackungsverordnung: Kunststoffverpackungen benachteiligt?

Je mehr die geplante neue EU-Verpackungsverordnung Formen annimmt, desto mehr Kritik gibt es an den Plänen aus Brüssel. Die Vereinigung der Unternehmen, die Kunststoffverpackungen herstellen, wendet sich jetzt mit sieben Empfehlungen an die europäische Politik. 

Kritisch sieht die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen etwa die vorgeschlagene Festlegung von Mindestrezyklatanteilen ab 2030, u.a. für Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff (außer PET). Ihre Begründung: für diese Lebensmittelverpackungen stünden noch keine zugelassenen Rezyklate zur Verfügung, was letztlich zu Vermarktungsverboten führen würde nach sich ziehen würde.

Keine Ausnahmen für faserbasierte Verpackungen

Entgegen einzelnen Vorschlägen der Kommission und des Parlaments setzt sich die IK für materialneutrale Regelungen ein. Wo Mehrwegverpackungen aus ökologischen Gründen gefördert werden sollen, dürfe es keine pauschalen Ausnahmen für faserbasierte Verpackungen geben, sonst werde nur ein Einwegprodukt durch ein anderes ersetzt.

Ebenso sollte es keine Ausnahmen von der Rezyklateinsatzquote geben, wenn der Kunststoff mit anderen Verpackungsmaterialien kombiniert wird, weil dadurch nur ein Ausweichen in nicht oder nur schwer recycelbare Verbundverpackungen und laminierte Verpackungen gefördert würde.

Materialeffizienz von Packstoffen im Vergleich

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Kein Sonder-Reduktionsziel nur für Kunststoffverpackungen

Deutlicher werden die Branchenvertreter beim Sonder-Reduktionsziel für Kunststoffverpackungen, wie es die Berichterstatterin vorschlägt.

Die IK lehnt dies entschieden ab. Einer aktuellen Untersuchung der GVM Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (siehe oben) zufolge würde die Menge der haushaltsnah anfallenden Verpackungen um 10-20 Prozent zunehmen, wenn – wie vorgeschlagen – 10 Prozent der Kunststoffverpackungen durch andere Materialien ersetzt werden müssten. 

Flexibilisierung bei Rezyklatquoten für Kunststoffverpackungen

LyondellBasell und EEW wollen gemeinsam an der Sortierung und dem Recycling von Kunststoff aus Verbrennungsabfallströmen arbeiten.
(Bild: Shutterstock/Juice FlairJuice Flair)

In puncto Rezyklatquoten für Kunststoffverpackungen schlägt die Industrievereinigung vor, diese flexibler einzusetzen. Ihr Argument: Voraussetzungen für den Einsatz von Rezyklaten seien höchst unterschiedlich – in einen Farbeimer könne etwa wesentlich mehr Recyclingmaterial eingesetzt werden als in einer Shampoo- oder gar in einer Lebensmittelverpackung.

Außerdem empfiehlt die IK, die Mindest-Recyclingfähigkeits-Stufe von 70 Prozent auf 80 Prozent zu verschärfen. Verpackungen, bei denen von Vornherein mehr als 20 Prozent Materialverlust eingeplant sind, sollten ab 2030 nicht auf den Markt gebracht werden. Hier sollte besser auf vollständig recycelbares Monomaterial gesetzt werden. 

Einheitliche Verpackungsregeln im EU Binnenmarkt

Der Branchenverband wünscht, dass Verpackungsverbote nur durch den EU-Gesetzgeber und nicht von der Kommission erlassen werden. Verbote seien immer ultima ratio des Gesetzgebers und dürften daher nicht von der Verwaltung beschlossen werden.

Um eine Rückkehr zu einheitlichen Verpackungsregeln im EU-Binnenmarkt zu erreichen, sollte es Mitgliedstaaten nicht erlaubt werden, von den Vorgaben für das Verpackungsdesign, den Verpackungsverboten und den Wiederverwendungsquoten abzuweichen.

Auch Wiederverwendungsquoten hätten einen starken Binnenmarktbezug und müssen daher EU-weit einheitlich geregelt werden.

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