Die Verpackungsbranche leidet unter schwacher Nachfrage, hohen Kosten und wachsendem Fachkräftemangel. Der IPV fordert stabile Rahmenbedingungen und politischen Kurswechsel.
Die diesjährige Branchenumfrage des Industrieverbands Papier- und Folienverpackung (IPV) zeichnet ein deutlich eingetrübtes Bild der wirtschaftlichen Entwicklung in der Verpackungsindustrie. 80 Prozent der befragten Unternehmen melden für 2024 rückläufige Umsätze – 2023 waren es bereits 67 Prozent. Neben der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung belasten vor allem gestiegene Rohstoffpreise, hohe Energiekosten und eine spürbar zögerliche Auftragslage die Geschäftsentwicklung. Kunden verhielten sich weiterhin abwartend, so die Rückmeldungen vieler Betriebe.
Skepsis überwiegt: Keine kurzfristige Besserung erwartet
Die Stimmung bleibt entsprechend verhalten. Kein Unternehmen rechnet kurzfristig mit einer Verbesserung der Lage. Im Gegenteil: 56 Prozent der befragten Mitglieder gehen sogar davon aus, dass sich die wirtschaftliche Situation im Laufe des Jahres weiter verschlechtern wird. IPV-Geschäftsführer Karsten Hunger beschreibt die Lage als angespannt und betont die wachsenden Herausforderungen für produzierende Unternehmen, wirtschaftlich planbar agieren zu können.
„Die aktuelle Befragung der Branche macht deutlich, wie schwer es für produzierende Betriebe ist, langfristig wirtschaftlich Kurs zu halten“
IPV Geschäftsführer Karsten Hunger

IPV-Geschäftsführer Karsten Hunger Quelle: IPV
Investitionen unter Vorbehalt – Fokus auf Energieeffizienz
Trotz der Zurückhaltung beim Budget planen etwa die Hälfte der Unternehmen gezielte Investitionen in ihre energetische Infrastruktur – insbesondere in Photovoltaik. Nur zehn Prozent der Betriebe erhöhen jedoch ihr Gesamt-Investitionsvolumen. Der Großteil der Maßnahmen beschränkt sich auf Effizienzsteigerungen im Bestand. Für 2025 kündigen 30 Prozent der Unternehmen sogar eine Kürzung ihres Investitionshaushalts an. Damit verlagert sich der Fokus zunehmend auf Maßnahmen zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit.
78 Prozent der Befragten wünschen sich anstelle kurzfristiger Förderprogramme vor allem langfristig stabile, verbindliche politische Rahmenbedingungen.
Regulatorische Hürden bremsen Innovationskraft
Neben wirtschaftlichen Faktoren identifizieren die Mitgliedsunternehmen auch politische Rahmenbedingungen als erheblichen Standortnachteil. Insbesondere die Europäische Verpackungsverordnung (PPWR) sowie die Entwaldungsverordnung (EUDR) gelten in ihrer gegenwärtigen Ausgestaltung als bürokratisch, teilweise widersprüchlich und wenig praxistauglich. Der IPV fordert eine grundsätzliche Überarbeitung bestehender und geplanter Regelwerke sowie mehr inhaltliche Qualität bei der Gesetzgebung.
Personalpolitik geprägt von Zurückhaltung und Fachkräftemangel
Die Personalsituation stellt ein weiteres Kernproblem dar. Kein Unternehmen in der Umfrage hat 2024 neue Mitarbeitende eingestellt. Jeder zweite Betrieb hat offene Stellen nicht nachbesetzt oder gezielt Personal abgebaut. Gleichzeitig melden 50 Prozent der Unternehmen einen spürbaren Fachkräftemangel – eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (11 Prozent) und eine Rückkehr zu den Werten von 2022.
Besonders problematisch ist die Ausbildungssituation: Nur 38 Prozent der Unternehmen konnten alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Vor allem in produktionsnahen Berufen blieben viele Stellen unbesetzt. Der Verband fordert daher bessere arbeitsmarktpolitische Rahmenbedingungen, u. a. flexiblere Arbeitszeitmodelle, eine Entlastung bei Überstundenregelungen sowie eine gezielte Förderung qualifizierter Zuwanderung.
Globaler Kontext verschärft Unsicherheit
Hinzu kommt die Unsicherheit auf internationaler Ebene. Etwa die Hälfte der Unternehmen äußert Sorgen über mögliche Auswirkungen der politischen Entwicklung in den USA – insbesondere mit Blick auf protektionistische Maßnahmen wie Strafzölle. Eine verlässliche europäische Industrie- und Handelspolitik wird daher als essenziell angesehen. Zudem spricht sich der Verband klar gegen Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU aus und fordert faire Marktbedingungen für alle Mitgliedstaaten.
Verband sieht Potenzial – fordert aber bessere politische Rahmenbedingungen
Trotz der angespannten Lage betont der IPV das Potenzial flexibler Verpackungslösungen. Ob Papier, Kunststoff oder Verbund – die Technologien bieten laut Verband nachhaltige und funktionale Lösungen für unterschiedlichste Anwendungen. Damit diese ihre Stärken entfalten können, sei jedoch ein klares industriepolitisches Signal notwendig. Der IPV fordert die Politik auf, bürokratische Lasten zu reduzieren, rechtssichere Rahmenbedingungen zu schaffen und Investitionssicherheit zu gewährleisten.