Anfang März startete die bundesweite Informationskampagne „Mülltrennung wirkt“ der dualen Systeme, die in Deutschland für die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen zuständig sind. Wir haben nachgefragt, wie es bisher läuft.
Die Kampagne will Verbraucher über die richtige Mülltrennung informieren und verbreitete Irrtümer und Müllmythen ausräumen. Denn nach wie vor finden sich zu viele Verpackungen in der grauen Tonne, während gleichzeitig der Anteil an Restmüll im Gelben Sack und in der Gelben Tonne zu hoch ist. Das erschwert das Recycling, und dem Wertstoffkreislauf gehen wichtige Materialien verloren. Wir haben mit Kampagnen-Sprecher Axel Subklew über die Ziele von „Mülltrennung wirkt“ gesprochen.
Herr Subklew, die dualen Systeme haben im letzten Jahr die Informationskampagne „Mülltrennung wirkt“ ins Leben gerufen. Welche Aufgaben hat die Kampagne?
Axel Subklew: Um die deutlich gestiegenen Recyclingquoten, die das Verpackungsgesetz seit 2019 vorschreibt, zu erreichen, brauchen wir die Unterstützung der Verbraucherinnen und Verbraucher. Denn nur mit einer noch besseren Mülltrennung bereits im Haushalt ist ein hochwertiges Recycling überhaupt möglich. Nur wenn möglichst viele Verpackungen gesammelt und korrekt getrennt werden, sind die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen hohen Recyclingquoten erfüllbar. Wir wollen mit unserer Aufklärungsarbeit dazu beitragen, die Qualität der Sammlung zu steigern, um noch mehr Verpackungen recyceln zu können. Dazu ist unsere Kampagne zunächst auf drei Jahre ausgelegt.
Wie wollen Sie das Sortierverhalten der Bürger verbessern?
Axel Subklew: Wichtig ist es zunächst, die Motivation zum Trennen zu erhöhen. Beispiel Klimaschutz: Mit der richtigen Mülltrennung leistet jeder einen kleinen Beitrag zur Einsparung von schädlichen Treibgasemissionen, denn Recyclingverfahren sind klimaschonender als die Primärproduktion. Daneben müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten und deutlich machen, dass Verpackungsrecycling wirklich funktioniert. Denn hier gibt es weitverbreitete Vorurteile: Die Verpackungen aus dem Gelben Sack/der Gelben Tonne würden sowieso in der Müllverbrennung landen oder nach Übersee exportiert. Dem begegnen wir mit Daten und Fakten, die diese Vorurteile widerlegen.
Verbraucher leisten wichtige Vorarbeit für das Recycling
Wer gehört zur Zielgruppe der Kampagne?
Axel Subklew: Die Kampagne richtet sich an die breite Öffentlichkeit und damit an alle Endverbraucher, die durch die richtige Abfalltrennung eine wichtige Vorarbeit im Recyclingprozess leisten müssen. Dabei legt sie auch einen besonderen Fokus auf jüngere Menschen, die in der Vergangenheit wenig über Mülltrennung informiert wurden, aber durch ihr Klimabewusstsein offen für das Thema sind. Wir setzen daher bei unserer Kampagne auch einen Fokus auf soziale Medien. Auf Facebook und Instagram führen wir einen Dialog mit den Nutzern, die uns ihre Fragen zur Mülltrennung direkt und sehr interessiert stellen. Zudem arbeiten wir mit glaubwürdigen Influencern zusammen, wie beispielsweise Louisa Dellert, deren Kernthemen Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind. Sie begleitet unsere Kampagne auf ihrem Instagram-Kanal.
Wie wird das von den Nutzern angenommen?
Axel Subklew: Unsere letzte Aktion bei Facebook hieß Der Gelbe Sack ist ganz schön grün. Da gab es über 300 Kommentare. Dabei haben wir gemerkt, dass bei den jüngeren Menschen oft noch das Vertrauen in das Recyclingsystem fehlt. Wir verstehen das als Aufgabe, hier verstärkt aufzuklären und die Prozesse transparent zu erklären.
“Mülltrennung wirkt” auf allen Kanälen
Hierfür nutzen wir natürlich alle Kanäle. So gibt es bundesweit TV- und Radiospots, in denen der Fokus auf der richtigen Trennung von Restmüll und Verpackung liegt. Und ab Herbst wird es Radiokooperationen mit Lokalsendern geben. Wir erhoffen uns eine hohe Aufmerksamkeit, wenn wir die lokale Bevölkerung direkt ansprechen.
Auf unserer Website mülltrennung-wirkt.de haben wir zudem alle Informationen zusammengestellt und liefern Fakten. Es gibt Downloads von Trennanleitungen oder Grafiken zum Kreislauf für Verpackungen. Wir wollen den Menschen verdeutlichen, wie und wo Rezyklate weiterverarbeitet werden, in welchen Produkten sie die gesammelten Kunststoffe, Metalle oder Gläser wiederfinden. Dazu stellen wir gerade weitere Materialien zusammen.
Unterstützen Sie mit Ihrer Informationsarbeit auch Verpackungshersteller oder Entsorger?
Axel Subklew: Ja, wir haben auf unserer Website einen internen Bereich für Abfallberater, Verpackungshersteller, Handel und Entsorger eingerichtet. Damit sprechen wir alle Beteiligten der Wertstoffkette an und fordern sie auf, in die gemeinsame Kommunikation einzusteigen. Registrierte Nutzer können etwa Motive der Kampagne und Plakate herunterladen und sie, mit ihrem Logo versehen, für die eigene Verbraucherkommunikation einsetzen.
Es ist erfreulich, wie schnell der Handel auf das Verpackungsgesetz reagiert hat. Auch bei Recyclingunternehmen und Verpackungsherstellern tut sich seit einiger Zeit viel. Recyclingfähigkeit ist eine neue Zielgröße bei der Auswahl der Verpackung. Auch viele Verbände machen gute Aktionen zum Thema Recycling. Wir brauchen hier die gegenseitige Unterstützung. Daher planen wir, den internen Bereich weiter auszubauen und langfristig die Themen zu verknüpfen.
Ist Mülltrennung, wie sie von den dualen Systemen gefordert wird, zu kompliziert?
Axel Subklew: Nein, überhaupt nicht. Mit diesem Mythos wollen wir ja aufräumen. Mülltrennung ist nicht kompliziert! In den Gelben Sack und die Gelbe Tonne gehören alle sogenannten Leichtverpackungen, also Verpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundstoffen. Alle anderen Verpackungen aus Glas oder Papier gehören in die entsprechenden Behälter für die Glas- und Papiersammlung. Das ist eigentlich ganz einfach.
Zielgruppe umfasst rund 83 Millionen Menschen
Sie haben die Kampagne im letzten Jahr zunächst mit einem Testlauf gestartet. Wie ist der gelaufen?
Axel Subklew: Wir haben die Kampagne vor dem bundesweiten Start in einem Pilotversuch im nordrhein-westfälischen Landkreis Euskirchen erfolgreich getestet. Von Mai bis Juni 2019 waren wir umfassend in den Medien, mit Plakaten und vielem mehr präsent. Das Ergebnis zeigte sich in einer um fünf bis zehn Prozent gestiegenen Sammelmenge und spürbar weniger Restmüll in den Tonnen. Mit dem Probelauf wollten wir auch der Politik und den Bundesländern zeigen, was wir machen. Immerhin umfasst unsere Zielgruppe rund 83 Millionen Verbraucher. Und die müssen wir überzeugen, dass Verpackungen immer zu schade für den Müll sind. Es gibt noch viel Handlungsbedarf, aber Recycling ist einfach alternativlos.