Dosen werden in Europa immer beliebter. Einer von insgesamt sechs Coca-Cola-HBC-Standorten, die im vergangenen Jahr eine neue Dosenlinie von KHS erhalten haben, ist Edelstal in Österreich. Geliefert, installiert und in Betrieb genommen wurde die Anlage, die bis zu 90.000 Dosen in der Stunde füllt, in bemerkenswert kurzer Zeit und unter ganz besonderen Bedingungen.
Sein Beruf bei Coca-Cola HBC in Edelstal wurde Patrick Redl quasi in die Wiege gelegt: Vor vier Jahren folgte er dem Vorbild seines Vaters, der 37 Jahre lang und zuletzt als Werksleiter bei “Römerquelle” angestellt war. Dieser Mineralbrunnen wurde 2003 von dem weltweit drittgrößten Abfüller der Marke Coca-Cola übernommen. Coca-Cola HBC verfügt über eines der vielfältigsten, flexibelsten Portfolios innerhalb der Getränkeindustrie und ist weltweit in 28 Ländern tätig. Nach Unternehmensangaben betrug der Umsatz im Jahr 6,1 Milliarden Euro. Zu den beliebtesten Marken zählt neben Coca-Cola, Coca-Cola-Zero, Schweppes, Fanta und Sprite auch Römerquelle. “Ich fühle mich, als wäre ich im Werk aufgewachsen”, sagt Redl. Sehr viel Zeit hat er in seiner Kindheit und Jugend dort damit verbracht, seinem Vater über die Schulter zu schauen.
Hochmodernes Abfüll- und Logistikzentrum
Edelstal, nur einen Steinwurf von der slowakischen Grenze und Hauptstadt Bratislava entfernt, ist ein idyllisches 800-Seelen-Dorf im nördlichen Burgenland. Unmittelbar am Ortseingang befindet sich das Produktions- und Logistikzentrum von Coca-Cola HBC Österreich. Auf den Hallendächern ist eine der größten Fotovoltaikanlagen ganz Österreichs installiert. Ein Indiz für die aktuelle Größe dieses Werks.
Seit den Anfängen in den 1940er- und dem Übergang zum industriellen Abfüllen der Römerquelle in den 1960er-Jahren hat sich viel getan: Nach der Übernahme wird der Betrieb innerhalb von nur zehn Jahren sukzessive ausgebaut und modernisiert, bis er schließlich das bisherige Coca-Cola-Werk in Wien sowie eine Fabrik in der benachbarten Slowakei ablöst: Seit 2013 werden in dem hochmodernen Abfüll- und Logistikzentrum fast alle Softdrinks für den österreichischen Markt abgefüllt und von hier aus landesweit ausgeliefert.
Heute arbeiten in Edelstal insgesamt elf Produktionslinien: Auf drei davon, einer klassischen PET-Linie, einer Glaslinie sowie einer PET-UltraClean-Linie für die Abfüllung sensitiver Produkte, wird Mineralwasser abgefüllt. Auf weiteren sieben Linien (dreimal PET, einmal Glas, einmal Bag-in-Box und zweimal Keg) werden Softdrinks, Energydrinks sowie Säfte und Sirup verarbeitet. Jüngster Meilenstein ist die im vergangenen Jahr durch KHS in Betrieb genommene erste Dosenlinie in der Geschichte des Standorts.
“So wie Dosen für uns eine ganz neue Kategorie von Primärverpackungen sind, ist auch Metall ein Material, das wir bisher nicht eingesetzt haben”, betont Patrick Redl. “Wir haben bei der Gestaltung der Linie ganz besonderen Wert darauf gelegt, dass die Technologie in jeder Hinsicht zukunftsfähig ist und uns mit Blick auf künftige Markttrends und Produktinnovationen größtmögliche Flexibilität bietet.” Schon bei der Entwicklung des Layouts der neuen Anlage hat KHS viele konstruktive Vorschläge unterbreitet, wie diese später mit geringem Aufwand ergänzt werden kann: etwa durch einen Pasteur, eine zusätzliche Verpackungsmaschine oder die Option, Halbpaletten zu verarbeiten.
Anspruchsvolles Timing und zusätzliche Herausforderungen
Die erste von mehreren Herausforderungen war der enge Zeitrahmen für die Realisierung: “Im Oktober 2019 wurden wir damit beauftragt, eine Dosenanlage zu installieren und bis Juni 2020 in Betrieb zu nehmen”, erinnert sich der Werksleiter. “Das war eine anspruchsvolle Aufgabe, schon allein angesichts der behördlichen Genehmigungen.” Komplex ist das Projekt vor allem deshalb, weil es das gesamte Werk betrifft: Die neue Linie sollte in einem Bereich aufgestellt werden, wo sich vorher das Rohmateriallager befand. Dieses sollte an den bisherigen Standort der Streckblasanlagen umziehen. Und für jene wiederum musste erst ein Palettierer Platz machen. “Das war wie eine Kettenreaktion und erforderte eine extrem genaue Planung. Bereits im November begann der Umzug”, erklärt Redl.
“Letztlich hat aber alles funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk – wenn ich als Österreicher das feststellen darf”, meint Redl. “Wir fühlten uns auf einem guten Weg, den Termin einhalten zu können”, blickt er zurück. “Mit einem Auge haben wir natürlich verfolgt, was sich seit Januar in China zusammenbraute, hofften aber, dass es an uns irgendwie vorbeigeht. Wir haben trotz der widrigen Umstände keine Minute daran gezweifelt, dass wir unseren Zeitplan einhalten können. Ein unglaublicher Spirit hat uns beflügelt und eine große Agilität mit sich gebracht. Als wir es tatsächlich geschafft hatten, alle Vorbereitungen zum Stichtag pünktlich abzuschließen, war selbst KHS ein bisschen überrascht, glaube ich.”
Es konnte trotz Pandemie eine sichere Umgebung geschaffen werden, in der sich alle Beteiligten voll auf die Installation der Linie konzentrieren konnten. Der Termin für die Getränkeproduktion wurde entgegen aller Widrigkeiten eingehalten. Das ist auch ein Verdienst der eingeschworenen Mannschaft aus eigenen und KHS-Mitarbeitern, findet Redl: “Am wichtigsten war für mich die permanente Abstimmung, das Gefühl, von der Planung über die Vorbereitung bis hin zur Aufstellung Schulter an Schulter zusammenzustehen – bis heute. Ich jedenfalls bin sehr stolz darauf, dass wir das unter diesen Rahmenbedingungen geschafft haben.”
Strategischer Schlüssellieferant
Insgesamt hat Coca-Cola HBC 2020 in sechs Ländern jeweils eine neue Dosenlinie von KHS installieren und in Betrieb nehmen lassen. Grund für die Investition war einerseits die gestiegene Nachfrage nach den Aluminiumbehältern: “Dosen werden immer beliebter, vor allem in Europa”, erklärt Theodoros Kappatos, Group Engineering Manager von Coca-Cola HBC. “Als ein führender Getränkehersteller in vielen europäischen Märkten müssen wir uns natürlich auf diesen Trend einstellen. Außerdem konnten wir mit unserer neuen Dosenlinie auch eine Strategie entwickeln, um aromatisiertes Wasser der Marke Römerquelle in Aluminiumdosen anzubieten.” Andererseits sind die Neuanschaffungen Teil der Supply-Chain-Strategie des Abfüllers. Eines seiner Ziele ist die Modernisierung von Produktionslinien, insbesondere indem veraltete Anlagen durch neue, effizientere, verbrauchsärmere und leistungsfähigere Technologien ersetzt werden.
Mit KHS verbindet Coca-Cola HBC eine langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit: “Wir haben KHS diesen Auftrag erteilt, weil das Unternehmen für uns ein großartiger Partner ist”, betont Kappatos. “Das gilt nicht nur hinsichtlich dieses Behälterformats, sondern für unser gesamtes Anlagenportfolio. Wir betrachten KHS als einen strategischen Schlüssellieferanten an unserer Seite: ein Partner, der unseren Anspruch an effiziente und qualitativ hochwertige Maschinen und Anlagen versteht und einlöst. Das wiederum versetzt uns in die Lage, die Bedürfnisse unserer Kunden und der Verbraucher erfüllen zu können. Besonders schätzen wir, dass der Fokus unserer Zusammenarbeit nicht nur auf innovativen Konzepten liegt, sondern dass unkonventionelle Ideen eingebracht werden. Auf deren Basis erzielen wir beispielsweise eine bessere Funktionalität sowie eine kostengünstigere und einfachere Wartung.”
Nicht nur die hohe Geschwindigkeit der Linie, die bis zu 90.000 Dosen in der Stunde füllt, hat es Patrick Redl angetan: “Sie läuft doppelt so schnell wie die zweitschnellste unserer Linien.” Auch das Tempo, mit dem die neue Anlage im Vergleich zu allen bisherigen auf Leistung war, hat ihn überrascht. Besonders überzeugt ihn unter anderem eine neue Technologie, die jeweils sechs Dosen mit dem innovativen KeelClip aus Pappe zu Sixpacks zusammenfügt.
Die Reduzierung von Kunststoffen in Sekundärverpackungen ist Teil der “World Without Waste”-Selbstverpflichtung von Coca-Cola HBC. “Wir waren einer der Ersten weltweit, die diese ganz neuen Maschinen ans Laufen gebracht haben”, fasst Redl zusammen. “Geschafft haben wir das unter den erschwerten Bedingungen mithilfe von modernsten digitalen Lösungen wie Virtual-Reality-Brillen, schließlich durften die Techniker des US-amerikanischen Herstellers nicht ausreisen.” Und er zieht nicht zuletzt aufgrund seiner Familiengeschichte die Bilanz: “Der Werksleiter zu sein, der als Erster die Römerquelle in Dosen gebracht hat, ist schon etwas Einmaliges.”
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