Das schwedische Start-up Meadow will mit einem neuen Aluminium-Pre-Fill-System Einwegplastik in bestimmten Produktkategorien ersetzen. Das Unternehmen verfolgt eine langfristige Strategie für kreislauffähige Verpackungen und arbeitet mit namhaften Industriepartnern zusammen. Aluminium gilt als besonders gut recycelbar, bringt aber auch einige Nachteile mit sich.
Meadow hat sich vorgenommen, Verpackungen für Alltagsprodukte wie Shampoo, Handseife oder Reinigungsmittel neu zu denken. Das Ziel: Kunststoffverpackungen, die oft nur eingeschränkt oder minderwertig recycelt werden, sollen in diesen Bereichen durch Aluminiumdosen ersetzt werden. Das junge Unternehmen aus Stockholm hat dazu ein Pre-Fill-System entwickelt, das Aluminiumdosen in wiederverwendbare Spender integriert. Die Dosen können nach dem Verbrauch einfach entnommen und vollständig recycelt werden, während der Spender mehrfach genutzt wird. Damit will Meadow einen Schritt in Richtung echter Kreislaufwirtschaft gehen.
In Partnerschaft mit dem Dosenhersteller Ball, einem der weltweit größten Produzenten von Aluminiumverpackungen, und dem Technologieunternehmen DRT wurde ein System geschaffen, das skalierbar ist und sich an unterschiedliche Markenanforderungen anpassen lässt. DRT brachte unter anderem die sogenannte „Daisy-Top-Technologie“ ein, die das Öffnen, Verwenden und Wiederverschließen erleichtern soll. Mit dieser Kombination will Meadow eine Lösung bieten, die sowohl Verbraucherwünsche nach nachhaltigen Verpackungen erfüllt als auch den immer strenger werdenden regulatorischen Vorgaben, wie den geplanten EU-Recyclingquoten ab 2030, gerecht wird.
Die Vorteile von Aluminium
Aluminium gilt als nahezu unendlich recycelbar und verliert im Gegensatz zu Kunststoffen bei wiederholtem Recycling kaum an Qualität. Es ist leichter als Glas, spart damit Transportemissionen, und es ist robust, was Leckagen oder Bruch nahezu ausschließt. Laut Zahlen der britischen National Packaging Waste Database werden in Europa mehr als 80 Prozent der Aluminiumdosen wiederverwertet – bei Kunststoff liegt die Quote deutlich niedriger. Für Meadow ist das ein entscheidender Hebel, um Einwegplastik zu reduzieren und den Materialkreislauf zu schließen.
Die Hürden auf dem Weg zum Durchbruch
Trotz dieser Vorteile gibt es mehrere Herausforderungen, die Aluminium bislang daran hindern, Kunststoff in großem Stil zu ersetzen. Die Herstellung von Primäraluminium ist sehr energieintensiv und belastet damit in der Anfangsphase die CO₂-Bilanz. Der Preis ist ebenfalls ein Faktor: Laut Branchenangaben kann eine Aluminiumverpackung derzeit bis zu viermal teurer sein als eine Glas- oder Kunststoffverpackung, was eine breite Markteinführung erschwert.
Auch funktionale und gestalterische Grenzen spielen eine Rolle. Aluminium lässt sich weniger flexibel formen, sodass viele Verpackungslösungen, die heute auf Squeeze-Funktionalität setzen, nicht einfach übertragbar sind. Die fehlende Transparenz des Materials kann zudem für Konsumenten ein Nachteil sein, wenn sie beispielsweise Farbe oder Konsistenz eines Produkts sehen wollen. Hinzu kommt, dass Aluminiumdosen häufig mit Innenbeschichtungen versehen werden müssen, um Lebensmittelsicherheit oder Produktschutz zu gewährleisten. Diese Beschichtungen müssen wiederum selbst recyclingfähig sein, um den Kreislaufgedanken nicht zu unterlaufen.
Ausblick: Vision mit Hürden
Meadow positioniert sich mit seiner Innovation als Wegbereiter für eine neue Art von Verpackungskonzepten, die Einwegplastik reduzieren und Recyclingquoten erhöhen sollen. Das Unternehmen will zeigen, dass Aluminiumverpackungen nicht nur für Getränke geeignet sind, sondern auch in Bereichen eingesetzt werden können, in denen bislang fast ausschließlich Kunststoff dominiert. Ob Aluminium jedoch wirklich „der Verpackungschampion“ der Zukunft wird, hängt von mehreren Faktoren ab: von sinkenden Produktionskosten, von der Bereitschaft großer Marken, ihre bestehenden Linien umzustellen, und von einem Bewusstseinswandel bei Verbrauchern, die neue Verpackungsformen akzeptieren müssen.
Die Vision von Meadow ist ambitioniert. Sie steht für einen möglichen Systemwechsel hin zu kreislauffähigen Lösungen, der jedoch nicht ohne technologische, wirtschaftliche und kulturelle Herausforderungen gelingen wird. Pilotprojekte sollen nun beweisen, dass die Idee in der Praxis funktioniert und Aluminium langfristig eine ernsthafte Alternative zu Kunststoffverpackungen werden kann.
(Alle Fotos: Meadow)