Kaffeeverpackungen zukunftsfähig modernisieren

Kaffeeverpackungen müssen im Spannungsfeld Nachhaltigkeit, Qualität und Wirtschaftlichkeit bestehen. (Bild: Mondi)

Das Aroma bewahren, den Transport erleichtern und dabei immer striktere Kreislauffähigkeitsregularien erfüllen: Spätestens die PPWR stellt Kaffeeverpackungen vor eine Zerreißprobe. Hinzu kommt, dass Röstereien die stets strengeren Vorgaben auf oft jahrzehntealten Bestandsanlagen umsetzen müssen. Wie gelingt es, den Kaffeeverpackungsprozess unter diesen Bedingungen zukunftsfähig zu modernisieren?

Wie viel vom einzigartigen Charakter einer Kaffeebohne in die Tasse wandert, entscheidet maßgeblich auch ihre Verpackung. Ob der Beutel mit Kaffeebohnen, der „Ziegel“ mit gemahlenem Kaffee oder die Filterkaffeekapsel: Die Verpackung hält Sauerstoff und Feuchtigkeit fern, erhält so die Frische des Kaffees und transportiert zudem den Charakter einer Marke. Aber das ist erst der Anfang.

Kaffeeverpackungen müssen den Spagat zwischen Aromaerhalt und Kreislauffähigkeit meistern. Neben dem Kaffeearoma avanciert das Umweltbewusstsein einer Rösterei zum entscheidenden Verkaufskriterium. Auch vonseiten der Politik steigt der Nachhaltigkeitsdruck, zuletzt durch die neue europäische Verpackungsverordnung (PPWR). Sie ist seit 11. Februar 2025 in Kraft und gilt im Grundsatz ab 12. August 2026. Demnach müssen Primär- und Sekundärverpackungen von Lebensmitteln wie Kaffee ab 2030 die „Design for Recycling“-Kriterien erfüllen. Ab 2035 ist die tatsächliche „Recycled at Scale“-Fähigkeit nachzuweisen.

Anforderungen der PPWR

Die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und Materialien ist essenziell, um wertvolle Rohstoffe im Kreislauf zu halten. Dafür steckt die PPWR einen klaren Rahmen in Form verbindlicher Mindestrezyklatanteile. Für Kaffeeverpackungen liegen diese bei zehn Prozent bis 2030 and bei 25 Prozent bis 2040. Zusätzlich greifen ab 12. August 2026 PFAS-Grenzwerte für Verpackungen mit Lebensmittelkontakt. Materialunabhängig fordert die PPWR Verpackungsminimierung sowie eine harmonisierte Kennzeichnung zur Materialzusammensetzung und Sortierung, die gestaffelt ab Mitte 2028 anläuft.

Diesen Anforderungen steht die Realität in der Kaffeebranche gegenüber. Manche Röstereien fahren noch robuste Primärmaschinen aus den 1980er-Jahren und investieren zuerst in die End-of-Line-Automatisierung. Maßgeblich für die Wahl zwischen Papier, Kunststoff oder Aluminium ist daher in der Praxis nicht ausschließlich die Kreislauffähigkeit des jeweiligen Verpackungsmaterials, sondern auch die jeweilige Maschinengängigkeit auf der Bestandslinie.

Zwischen Aromaerhalt und Kreislauffähigkeit

Vor diesem Hintergrund unterstützt beispielsweise Mondi die Kaffeebranche mit Lösungen für verschiedenste Verpackungsformate, die Nachhaltigkeit, Produktschutz und Prozesssicherheit vereinen. Recyclingfähige Monomaterialien und kompostierbare Papierkapseln bewahren dank hoher Barriereeigenschaften Aroma und Qualität und eröffnen Wege zur Kreislauffähigkeit. Hinzu kommen eine effiziente Verarbeitung auf bestehenden Abfüllanlagen, flexible Druckmöglichkeiten für eine starke Regalwirkung sowie ein europaweites Produktionsnetzwerk, das Versorgungssicherheit bietet.

Wer Kunststoffverpackungen recyclingfähig gestalten möchte, kommt an Monomaterial nicht vorbei. Gefragt ist eine Monomaterialfamilie, die auf der bestehenden Verpackungslinie stabil läuft und gleichzeitig einen belastbaren Recyclingnachweis liefert.

Monomateriallösungen sind gefragt, wenn der Fokus auf Recyclingfähigkeit liegt. (Bild: Mondi)

Fragt man den langjährigen Kaffeeverpackungsexperten Wilbert van de Corput, gibt es kein Patentrezept für die Entscheidung zwischen Mono-PP oder Mono-PE. Seine Position: „Es kommt immer auf die Anwendung an.“ Bei Kaffeeverpackungen bis zu einem Kilogramm, wie sie für Kaffeebohnen üblich sind, spielt Mono-PP seine Stärken auf bestehenden Anlagen für vertikale Schlauchbeutelverpackungen (VFFS) aus, das höhere Siegeltemperaturfenster von etwa 130 bis 140 °C verschafft etwas Spielraum im Prozess. Bei Mondi steht ein vorappliziertes PP-Ventil zur Verfügung, womit zudem die separate Ventilstation entfällt, was den Prozess zusätzlich verschlankt.

Kritisch bleibt die Tendenz von PP zur Kristallisation an Kanten, so der Experte: Große Quad-Seal-Beutel neigen dazu, harte Ecken mit Bruchrisiko zu bilden. Im Kaffeesegment lässt sich dies durch elastischere Strukturen und saubere Siegelprofile beherrschen. Mono-PE punktet mit besserer Dehnbarkeit und Drop-Test-Robustheit bei schweren Säcken, verlangt jedoch eine engere Temperaturführung und reagiert sensibler auf Schwankungen.

Beim Ventil zeigt sich der nächste Unterschied, weiß Wilbert van de Corput: PE-Ventile siegeln auf PE zuverlässig, PP-Ventile sind fertigungstechnisch anspruchsvoller. Deshalb starteten viele Umstellungen mit Mono-PE, während heute PP in Bohnen- und Ziegelformaten (für gemahlenen Kaffee) häufiger die bessere Maschinengängigkeit liefert. Entscheidend für die Wahl des Ansatzes bleibt, welche Struktur auf der Bestandslinie schneller läuft und weniger Verschnitt erzeugt.

Kompostierbare Verpackungen punkten

Striktere Anforderungen stellt die PPWR auch an Verpackungen, die direkt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen und dadurch oft mit Resten verschmutzt sind. Permeable Kaffeebeutel, Filterkaffee-Pads und weiche Single-Serve-Einheiten, die zusammen mit dem Inhalt entsorgt werden, müssen spätestens ab 12. Februar 2028 industriell kompostierbar sein. Kompostierbare Lösungen spielen ihre Stärke dort aus, wo Packstoff und Kaffeesatz gemeinsam erfasst werden.

Für Primärverpackungen führt der realistische Weg meist über recyclingfähige Konstruktionen: Innovative Verpackungen wie re/cycle VacuumPack von Mondi mit vorappliziertem Ventil ermöglichen schnelle Laufgeschwindigkeiten und bleiben konsistent im Materialverbund. In Kapselsystemen zählt die Trennbarkeit der Komponenten. Ein recyclingfähiges Lidding wie Mondis CoffeeCapLid erleichtert die Sortierung und hält wertvolle Materialien im Kreislauf.

Substitution fossiler Materialien funktioniert

Bereits 2017 ersetzte der finnische Kaffeeproduzent Paulig in Zusammenarbeit mit Mondi einen Teil des fossilen Polyethylens durch biobasiertes PE. Der CO₂-Fußabdruck der Verpackung sank messbar. Dieser erste Schritt adressierte die Klimabilanz wirksam, ohne die Verpackungsmaschine oder die Verpackungsprozesse grundlegend anzupassen.

2024 folgte der Sprung zu einer monomateriellen, für das Recycling ausgelegten Struktur für vakuumverpackten, gemahlenen Kaffee. Der Vakuum-„Ziegel“ behielt seine Form, die Sauerstoffbarriere erreichte das Zielniveau und die Lösung fügt sich in bestehende Abfüllprozesse. In Summe gelang der Weg von erneuerbarem Feedstock hin zu „Design for Recycling“ – und zwar so, dass Takt, Qualität und Handhabung auf der Linie erhalten blieben.

Verpackungsmaschinenbauer Meurer ersetzt gemeinsam mit Mondi Kunststoffschrumpffolie durch eine Papierlösung. (Bild: Mondi)

Inspiration aus Skandinavien gibt es auch in puncto Sekundärverpackungen. Für eine schwedische Kaffeemarke ersetzte der deutsche Verpackungsmaschinenbauer Meurer gemeinsam mit Mondi die Kunststoffschrumpffolie durch eine Papierlösung auf der Grundlage einer auf Kraftpapier basierenden Lösung von Mondi. Die Lösung fixiert zwölf Kaffeepackungen auf dem Tray. Vorgestanzte Faltpunkte geben Halt, vier bis sechs Klebepunkte sichern das Bündel. Meurer hat seine Paper Hood Machine (PHM) auf Papierbahnen ausgelegt, sodass Hersteller ihre bestehenden Abläufe anpassen können, statt eine neue Linie aufzubauen.

Vom Versuch zur Serie

Für die Praxis bedeutet das: Primärverpackungen können so gestaltet werden, dass sie aus einer Monostruktur bestehen und dadurch besser recycelbar sind. Bei Sekundärverpackungen lässt sich Kunststoff durch Papier substituieren, was zusätzlich Energie spart, weil der Einsatz eines Schrumpftunnels überflüssig wird. Dank der Kombination von Materialkompetenz und Anwendungstechnik sowohl bei Papier als auch bei Kunststoff kann Mondi beides materialagnostisch begleiten. Eigene Barrierepapiere und Folienstrukturen, Druck und Konfektion unter einem Dach sowie Testmöglichkeiten in den FlexStudios in Steinfeld verkürzen den Weg vom Versuch zur Serie. So lässt sich Kaffeegenuss mit Recyclinganforderungen vereinen.