Als Masterstudentin an der Stuttgarter Hochschule der Medien hat Lisa Scherer ein ökologisches Verpackungsmaterial aus Getreidespelzen entwickelt, das expandiertes Polystyrol (EPS) ersetzen könnte. Das Patent ist bereits eingereicht, jetzt steht die Unternehmensgründung an.
Das neuartige Material besteht aus Spelzen, die in der Getreideverarbeitung bislang als ungenutzte Reststoffe entsorgt werden. Aufgrund der natürlichen Hohlräume der Spelzen besitzt das neue Material gute isolierende und stoßdämpfende Eigenschaften. Mithilfe organischer Klebemittel ist es beliebig formbar und ökologisch völlig unbedenklich.
„Die Getreidespelzen beziehen wir aus regionalen Mühlen. Sie werden in der Regel als Tiereinstreu verwendet oder einfach verbrannt. Unser Projekt trägt dazu bei, dass der Rohstoff einmal mehr genutzt wird.“ Lisa Scherer, Proservation
Nach Gebrauch sollte das nachhaltige Verpackungsmaterial einfach über die Biotonne oder den heimischen Kompost entsorgt werden können.
Verpackungsmaterial aus Spelzen auf dem Weg zur Marktreife
Das Material wurde von Lisa Scherer während ihres Masterstudiums Packaging Development & Management an der Hochschule der Medien (HdM) entwickelt und war bereits Gegenstand ihrer Abschlussarbeit. Proservation soll das Unternehmen heißen, das sie gemeinsam mit drei anderen gründen will.
Zum Team zählt auch Lisa Scherers Schwester Sophia. Die Absolventin der Verpackungstechnik ist zuständig für Projektmanagement, Marketing und Prozessentwicklung. Nils Bachmann befasst sich mit den betriebswirtschaftlichen und marktstrategischen Weichenstellungen, dem Gründungsprozess sowie den IT-Schnittstellen. Er hat den Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik an der HdM abgeschlossen. Zum Team gehört außerdem Henning Tschunt, der gerade sein Masterstudium der nachhaltigen Unternehmensführung an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) abgeschlossen hat.
Pilotanwendungen und Kooperationen gesucht
Das junge Team hat für die Weiterentwicklung des Materials ein Exist-Gründerstipendium bekommen und möchte sein Produkt damit bis Februar 2022 zur Marktreife bringen. Dazu will man zunächst die Produkt- und Fertigungsentwicklung vorantreiben. Anschließend sollen passende Partnerschaften die Entwicklung und Erprobung der industriellen Fertigung unterstützen.
Derzeit nutzt das Team die Infrastruktur der Hochschule. „Wir produzieren dort unsere ersten Muster und testen verschiedene organische Bindemittel. Wir hoffen, dass wir dann im Herbst eine kleine Verpackungslinie realisieren und eine erste Kleinserie herstellen können.“ Das Team ist auf der Suche nach sinnvollen Verpackungsanwendungen für die erste Produktkonkretisierung. „Unser Material könnte beispielsweise zunächst in kleinen, regionalen Projekten zum Einsatz kommen, etwa als Transportschutz für Weinflaschen.“ Interesse haben die vier mit ihrem nachhaltigen Produkt bereits geweckt, und auch erste Anfragen sind schon eingegangen.