Die neue Verpackungsverordnung, bekannt als Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR), stellt eine bedeutende Reform der europäischen Gesetzgebung zur Verpackungsabfallbewirtschaftung dar. Sie zielt darauf ab, die Umweltbelastung durch Verpackungen zu reduzieren, die Ressourceneffizienz zu steigern und eine Kreislaufwirtschaft zu fördern. Diese Verordnung hat weitreichende Auswirkungen auf Hersteller, Händler und Entsorgungsunternehmen in der Verpackungsbranche. In diesem Artikel werden die Hauptmerkmale der PPWR, ihre Auswirkungen auf die Branche und die Schritte zur Umsetzung der neuen Vorschriften detailliert erläutert.
Die PPWR wurde von der Europäischen Kommission als Teil des European Green Deal und des Circular Economy Action Plan initiiert. Hauptziele sind:
1.Reduktion von Verpackungsabfällen: Verringerung der Menge an Verpackungsabfällen durch Präventionsmaßnahmen und Wiederverwendung.
2.Förderung der Recyclingfähigkeit: Verbesserung des Designs von Verpackungen, um die Recyclingfähigkeit zu erhöhen.
3.Förderung von Rezyklaten: Erhöhung des Anteils an recycelten Materialien in neuen Verpackungen.
4.Harmonisierung der Vorschriften: Schaffung einheitlicher Standards innerhalb der EU, um den Binnenmarkt zu stärken und Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
1. Verpackungsdesign und -herstellung
•Design for Recycling: Alle Verpackungen müssen so gestaltet sein, dass sie recycelbar sind. Dies bedeutet, dass Verpackungen leicht in ihre Komponenten zerlegt und in bestehenden Recyclingprozessen verwertet werden können.
•Verwendung von Rezyklaten: Es gibt verbindliche Quoten für den Einsatz von recyceltem Material in neuen Verpackungen. Dies soll den Markt für Rezyklate stärken und die Nachfrage nach recycelbaren Materialien erhöhen.
•Vermeidung von Schadstoffen: Die Verwendung bestimmter schädlicher Substanzen in Verpackungen wird stark eingeschränkt, um die Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu minimieren.
2. Kennzeichnung und Information
•Einheitliche Kennzeichnung: Alle Verpackungen müssen klar gekennzeichnet sein, um die Recyclingfähigkeit und die richtige Entsorgung zu erleichtern. Dies umfasst Symbole und Informationen zu den verwendeten Materialien und deren Recyclingfähigkeit.
•Transparenz: Hersteller müssen detaillierte Informationen über die Zusammensetzung ihrer Verpackungen und die Recyclingmöglichkeiten bereitstellen. Diese Daten sollen öffentlich zugänglich gemacht werden, um Verbrauchern und Recyclingunternehmen die richtige Handhabung zu erleichtern.
3. Sammlung und Recycling
•Erweiterte Produzentenverantwortung (EPR): Hersteller sind für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte verantwortlich, einschließlich der Sammlung und des Recyclings der Verpackungen. Sie müssen sich an den Kosten für die Sammlung und das Recycling beteiligen und sicherstellen, dass ihre Verpackungen den neuen Vorschriften entsprechen.
•Ziele für die Recyclingquote: Es wurden ehrgeizige Ziele für die Recyclingquote verschiedener Verpackungsmaterialien festgelegt, die von den Mitgliedstaaten erreicht werden müssen. Dies soll die Recyclingraten erhöhen und die Abhängigkeit von Primärrohstoffen verringern.
4. Wiederverwendung und Abfallvermeidung
•Förderung von Mehrwegverpackungen: Die Verordnung fördert den Einsatz von Mehrwegverpackungen und setzt Anreize für Unternehmen, Systeme zur Rückgabe und Wiederverwendung von Verpackungen zu entwickeln.
•Abfallvermeidungsziele: Es gibt verbindliche Ziele zur Reduktion der Menge an Verpackungsabfällen, die von den Mitgliedstaaten erreicht werden müssen. Dies soll die Gesamtmenge an Verpackungen verringern und die Ressourceneffizienz steigern.
Die PPWR hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Verpackungsbranche und erfordert umfassende Anpassungen in den Bereichen Design, Produktion, Logistik und Entsorgung. Hier sind einige der wichtigsten Auswirkungen:
1. Kosten und Investitionen
•Umstellungskosten: Die Einhaltung der neuen Vorschriften erfordert erhebliche Investitionen in neue Technologien, Materialien und Produktionsprozesse. Dies kann zu höheren Kosten für Hersteller führen, die sich jedoch langfristig durch Einsparungen bei den Rohstoffen und eine verbesserte Ressourceneffizienz amortisieren können.
•Förderprogramme: Die EU und die Mitgliedstaaten bieten verschiedene Förderprogramme und finanzielle Anreize, um Unternehmen bei der Umstellung zu unterstützen. Diese Programme sollen die Innovationskraft der Branche stärken und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft erleichtern.
2. Innovation und Wettbewerb
•Förderung von Innovation: Die PPWR fördert die Entwicklung neuer, nachhaltiger Verpackungslösungen und treibt Innovationen in der Branche voran. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Verpackungen setzen, können sich Wettbewerbsvorteile sichern und neue Marktchancen nutzen.
•Wettbewerbsfähigkeit: Durch die Harmonisierung der Vorschriften innerhalb der EU wird der Binnenmarkt gestärkt und Wettbewerbsverzerrungen werden reduziert. Unternehmen, die den neuen Standards entsprechen, können ihre Produkte leichter innerhalb der EU vermarkten und exportieren.
3. Nachhaltigkeit und Markenimage
•Umweltbewusstsein: Die PPWR trägt dazu bei, das Umweltbewusstsein der Verbraucher zu schärfen und die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen zu erhöhen. Unternehmen, die auf umweltfreundliche Verpackungen setzen, können ihr Markenimage stärken und sich als verantwortungsbewusste Akteure positionieren.
•Corporate Social Responsibility (CSR): Die Einhaltung der PPWR kann ein wichtiger Bestandteil der CSR-Strategie von Unternehmen sein und dazu beitragen, das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen und die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen.
Die Umsetzung der PPWR erfordert eine umfassende Planung und Koordination seitens der Unternehmen. Hier sind einige Schritte, die Unternehmen ergreifen sollten, um die neuen Vorschriften zu erfüllen:
1. Analyse und Bewertung
•Bestandsaufnahme: Eine gründliche Analyse der aktuellen Verpackungen und deren Recyclingfähigkeit ist der erste Schritt. Unternehmen sollten ihre Verpackungsdesigns, Materialien und Entsorgungsprozesse bewerten und Schwachstellen identifizieren.
•Compliance-Check: Überprüfung der bestehenden Verpackungen hinsichtlich der neuen Vorschriften der PPWR. Dies umfasst die Analyse der Materialzusammensetzung, der Kennzeichnung und der Recyclingfähigkeit.
2. Entwicklung und Implementierung
•Nachhaltige Verpackungslösungen: Entwicklung neuer Verpackungslösungen, die den Anforderungen der PPWR entsprechen. Dies kann die Umstellung auf recycelbare Materialien, die Reduktion von Materialverbrauch und die Integration von Rezyklaten umfassen.
•Pilotprojekte: Durchführung von Pilotprojekten zur Erprobung und Optimierung neuer Verpackungslösungen. Dies ermöglicht es, praktische Herausforderungen zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln.
3. Schulung und Sensibilisierung
•Mitarbeiterschulung: Schulung der Mitarbeiter hinsichtlich der neuen Vorschriften und der Bedeutung nachhaltiger Verpackungen. Dies fördert das Bewusstsein und die Kompetenz innerhalb des Unternehmens.
•Kundensensibilisierung: Kommunikation der neuen Verpackungslösungen und deren Vorteile an die Kunden. Dies kann durch Marketingkampagnen, Informationsmaterialien und transparente Berichterstattung erfolgen.
4. Zusammenarbeit und Partnerschaften
•Branchenkooperation: Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Branchenverbänden, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln und Best Practices auszutauschen. Dies stärkt die Innovationskraft und fördert den Wissensaustausch.
•Partnerschaften mit Recyclingunternehmen: Aufbau von Partnerschaften mit Recyclingunternehmen und Entsorgungsdienstleistern, um die Sammlung und das Recycling der Verpackungen zu optimieren.
Die neue Verpackungsverordnung PPWR stellt eine bedeutende Herausforderung, aber auch eine große Chance für die Verpackungsbranche dar. Durch die Umsetzung der neuen Vorschriften können Unternehmen nicht nur die Umweltbelastung reduzieren und ihre Ressourceneffizienz steigern, sondern auch Wettbewerbsvorteile erzielen und ihr Markenimage stärken.
Die PPWR fördert Innovationen und nachhaltige Lösungen, die den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft unterstützen und die Grundlage für eine umweltfreundlichere Zukunft legen. Unternehmen, die sich frühzeitig auf die neuen Anforderungen einstellen und proaktiv handeln, können von den vielfältigen Vorteilen der PPWR profitieren und eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Verpackungswirtschaft einnehmen.
Aktuelle Meldungen zur PPWR
Masterclass PPWR: Was kommt auf die Branche zu?
Mit der europäischen Verpackungsverordnung kommt Großes auf die Branche zu. Viele Fragen sind noch offen. Antworten gab es jetzt in der packaging journal Masterclass, die wir vor kurzem gemeinsam mit unserem Partner interzero Recycling Alliance in Berlin, Hamburg, München und Köln veranstaltet haben.
EU-Verpackungsverordnung passiert Europäisches Parlament
Die PPWR ist wieder einen Schritt weiter. Das Europäische Parlament hat Anfang der Woche der überarbeiteten Fassung der EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfall zugestimmt.
dvi auf der BrauBeviale
Das Deutsche Verpackungsinstitut zeigt auf der BrauBeviale ein vielfältiges Programm. Im Fokus stehen nachhaltige Verpackungslösungen.
Videos zur EU-Verpackungsverordnung
🎧 Podcast: Live aus Brüssel – Fragen und Antworten zur PPWR
Wie weit ist die neue EU-Verpackunsverordnung wirklich? Viel wird über die PPWR gesprochen. In unserem aktuellen Podcast reden wir direkt mit Europa – oder besser: mit dem Mann, der die PPWR auf den Weg bringen soll. Dr.Wolfgang Trunk beantwortet auch konkrete Fragen der packaging journal Leserinnen und Leser.
Herausforderungen der PPWR gemeinsam lösen
Markenhersteller stehen mit der neuen EU-Verpackungsverordnung mehr denn je vor der Herausforderung, ökologisch verantwortungsvoll zu verpacken. Der Druck von Seiten der Verbraucher und des Gesetzgebers steigt. Transparenz und echte Umweltfreundlichkeit sind entscheidend, denn Greenwashing kann fatal sein.
Fachpack als Impulsgeber
Auf der Fachpack dreht sich alles um das Leitthema „Transition in Packaging“. Impulse gibt dabei auch das breite Rahmenprogramm der Messe.
Transformation der Recycler (I): Interzero Recycling Alliance
Mit dem Green Deal will Europa bis 2050 klimaneutral werden. Die Interzero Recycling Alliance setzt auf ein innovatives Geschäftsmodell und Kooperation.
Korrektur der EU-Verpackungsverordnung gefordert
Die Hersteller von Kunststoffverpackungen kritisieren die in die EU-Verpackungsverordnung eingebrachte Vorgabe einer 100-prozentigen Wiederverwendung bestimmter Industrie- und Gewerbeverpackungen ab 2030.
BDE begrüßt formelle Annahme der EU-Verpackungsverordnung
Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft begrüßt die formelle Annahme der EU-Verpackungsverordnung.
EU Parlament stimmt für Verpackungsverordnung
Am Mittwoch (24. April) kam das Parlament in Brüssel zusammen und hat mit 476 zu 129 Stimmen bei 24 Enthaltungen die PPWR angenommen.
Webinar zur EU-Verpackungsverordnung PPWR – Hier noch einmal anschauen
Dieses Webinar gibt einen Überblick über den Stand der Dinge in Sachen EU-Verpackungsverordnung. Experten von interseroh+ informieren insbesondere über neue Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Rezyklateinsatz.
🎧 Podcast: EKO-PUNKT – Wir brauchen die einheitliche Kennzeichnung für recycelbare Verpackungen!
Wie sollen recycelbare Verpackungen gekennzeichnet werden? Auch darum geht es in der Diskussion um die EU Verpackungsverordnung. Im aktuellen Podcast sprechen wir mit Stefan Munz von EKO-PUNKT. In seiner täglichen Arbeit stellt er fest, dass Verbraucher nicht mehr wissen, ob eine Verpackung recyclingfähig oder wie sie zu entsorgen ist.
Webinar zur EU-Verpackungsverordnung PPWR
Das nächste packaging journal Webinar am 23.April gibt einen Überblick über den Stand der Dinge in Sachen EU-Verpackungsverordnung. Experten von interseroh+ informieren insbesondere über neue Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Rezyklateinsatz.
EU-Verpackungsverordnung: Vorgaben belasten den Maschinenbau
Der Maschinen- und Anlagenbau sieht die jüngst von den Mitgliedstaaten angenommene EU-Verpackungsverordnung grundsätzlich positiv. Nach wie vor vorhandene handwerkliche Schwächen und zum Teil realitätsferne Vorgaben belasten jedoch die Branche, so der Branchenverband VDMA.
Schlupflöcher in der Verpackungsverordnung
Nach der Zustimmung der Mitgliedsstaaten zum Kompromiss über die Änderungen an der EU-Verpackungsverordnung kommt Kritik von Herstellern.
BDE begrüßt Einigung zur EU-Verpackungsverordnung
Der BDE sieht die vorläufige Einigung zur EU-Verpackungsverordnung, die am Montagabend erreicht wurde, als richtiges und wichtiges Votum.
EU einigt sich auf Verpackungsverordnung – Veto aus Deutschland?
In der EU müssen in Zukunft mehr Verpackungen recycelbar sein. Darauf haben sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Mitgliedsstaaten am Montag Abend (4.März) geeinigt. Ob alle Mitgliedsländer und vor allem Deutschland der Verordnung endgültig zustimmen, ist aber mehr als fraglich.
Schwierige Auftragslage bei Verpackungsmaschinen
Der deutsche Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau hat 2023 mit einem Minus von 4 Prozent im Auftragseingang abgeschlossen.
Austausch zur Verpackungsverordnung
Auf der Fruit Logistica diskutieren am 8. Februar Experten über die Auswirkungen der geplanten Packaging and Packaging Waste Regulation.
Regulatorische Veränderungen und Stahl – ein Blick in die Zunkunft
Was bringen die regulatorischen Änderungen – wie die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) – für das Verpackungsmaterial Stahl im Jahr 2024?
VDMA: EU-Verpackungsverordnung sorgt für Investitionszurückhaltung
Der Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau ist von der EU-Verpackungsverordnung besonders betroffen. Laut VDMA führen deren unklare Anforderungen inzwischen zu einer spürbaren Verunsicherung im Markt und damit zu Planungsunsicherheit bei Herstellern und Kunden gleichermaßen.
BDE begrüßt Parlamentsvotum
Das Europäische Parlament hat sich zur Verpackungsverordnung positioniert. Der BDE begrüßt die richtungsweisende Festlegung.
IK enttäuscht über Abstimmung im EU-Parlament
Nach der Abstimmung über Änderungen an der EU-Verpackungsverordnung im Europäischen Parlament zeigt sich die IK enttäuscht über die kurzsichtigen Entscheidungen.
Studie zu kompostierbaren Kaffeekapseln
Eine Studie der Wageningen University & Research hat kompostierbare Kaffeekapseln und mögliche Vorteile in den Blick genommen.
Positive Entwicklungen bei Verpackungsverordnung
Der BDE äußert sich positiv zum Bericht des EU-Umweltausschusses zur Verpackungsverordnung und der Position zum mechanischen Recycling.
Kunststofffreie Verpackung in den Niederlanden
Notpla stellt Verpackungen auf Algenbasis her. Nun wurde das Material von der niederländischen Regierung als erstes als kunststofffrei anerkannt.
Kritik an Sonderregeln für Kunststoffverpackungen
Der Umweltausschuss des EU Parlaments entscheidet über Änderungen an der EU-Verpackungsverordnung. Die IK äußert Kritik an Sonderregeln.