Die neue Verpackungsverordnung, bekannt als Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR), stellt eine bedeutende Reform der europäischen Gesetzgebung zur Verpackungsabfallbewirtschaftung dar. Sie zielt darauf ab, die Umweltbelastung durch Verpackungen zu reduzieren, die Ressourceneffizienz zu steigern und eine Kreislaufwirtschaft zu fördern. Diese Verordnung hat weitreichende Auswirkungen auf Hersteller, Händler und Entsorgungsunternehmen in der Verpackungsbranche. In diesem Artikel werden die Hauptmerkmale der PPWR, ihre Auswirkungen auf die Branche und die Schritte zur Umsetzung der neuen Vorschriften detailliert erläutert.
Die PPWR wurde von der Europäischen Kommission als Teil des European Green Deal und des Circular Economy Action Plan initiiert. Hauptziele sind:
1.Reduktion von Verpackungsabfällen: Verringerung der Menge an Verpackungsabfällen durch Präventionsmaßnahmen und Wiederverwendung.
2.Förderung der Recyclingfähigkeit: Verbesserung des Designs von Verpackungen, um die Recyclingfähigkeit zu erhöhen.
3.Förderung von Rezyklaten: Erhöhung des Anteils an recycelten Materialien in neuen Verpackungen.
4.Harmonisierung der Vorschriften: Schaffung einheitlicher Standards innerhalb der EU, um den Binnenmarkt zu stärken und Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
• Recyclingfähigkeit: Alle Verpackungen müssen ab 2030 so gestaltet sein, dass sie recycelt werden können.
• Einsatz von Rezyklaten: ab 2030 verpflichtende Einsatzquoten für Rezyklate in Kunststoffverpackungen
• Materialtrennung: Unterschiedliche Materialien innerhalb einer Verpackung müssen leicht trennbar sein.
• Mehrwegquoten: Verbindliche Mehrwegquoten werden eingeführt, beispielsweise für Getränkeverpackungen.
• Beschränkung von bestimmten Einweg-Verpackungen ab 2030: z.B. Einwegumverpackungen aus Kunststoff oder kleine Einwegverpackungen für Gastgewerbe.
• Technische Dokumentation: Erzeuger müssen Verpackungen nach den neuen Vorschriften die Konformität mit der Verordnung bewerten und dann eine Konformitätserklärung ausstellen.
• Umweltorientierte Vergabe öffentlicher Aufträge: Hierzu sieht die PPWR verbindliche Mindestanforderungen vor, um die Nachfrage nachhaltiger Verpackungen zu fördern.
• Reduktion von Verpackungsabfällen: Die Mitgliedstaaten ergreifen Maßnahmen, um das Recyclingziel von mindestens 65 % des Gewichts aller anfallenden Verpackungsabfälle bis 31. Dezember 2025 zu erreichen.
• Regulierung im Online-Handel: Verpackungen im E-Commerce müssen effizienter gestaltet werden, um unnötige Leerräume zu minimieren.
• Kennzeichnungspflichten: Verbraucher erhalten durch klarere und verbindliche Kennzeichnungen bessere Informationen über Recyclingmöglichkeiten und die richtige Entsorgung von Verpackungen.
• Verbot von PFAS: Die Verwendung von PFAS in Verpackungen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, dürfen nicht mehr in Verkehr gebracht werden.
Die PPWR hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Verpackungsbranche und erfordert umfassende Anpassungen in den Bereichen Design, Produktion, Logistik und Entsorgung. Hier sind einige der wichtigsten Auswirkungen:
1. Kosten und Investitionen
•Umstellungskosten: Die Einhaltung der neuen Vorschriften erfordert erhebliche Investitionen in neue Technologien, Materialien und Produktionsprozesse. Dies kann zu höheren Kosten für Hersteller führen, die sich jedoch langfristig durch Einsparungen bei den Rohstoffen und eine verbesserte Ressourceneffizienz amortisieren können.
•Förderprogramme: Die EU und die Mitgliedstaaten bieten verschiedene Förderprogramme und finanzielle Anreize, um Unternehmen bei der Umstellung zu unterstützen. Diese Programme sollen die Innovationskraft der Branche stärken und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft erleichtern.
2. Innovation und Wettbewerb
•Förderung von Innovation: Die PPWR fördert die Entwicklung neuer, nachhaltiger Verpackungslösungen und treibt Innovationen in der Branche voran. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Verpackungen setzen, können sich Wettbewerbsvorteile sichern und neue Marktchancen nutzen.
•Wettbewerbsfähigkeit: Durch die Harmonisierung der Vorschriften innerhalb der EU wird der Binnenmarkt gestärkt und Wettbewerbsverzerrungen werden reduziert. Unternehmen, die den neuen Standards entsprechen, können ihre Produkte leichter innerhalb der EU vermarkten und exportieren.
3. Nachhaltigkeit und Markenimage
•Umweltbewusstsein: Die PPWR trägt dazu bei, das Umweltbewusstsein der Verbraucher zu schärfen und die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen zu erhöhen. Unternehmen, die auf umweltfreundliche Verpackungen setzen, können ihr Markenimage stärken und sich als verantwortungsbewusste Akteure positionieren.
•Corporate Social Responsibility (CSR): Die Einhaltung der PPWR kann ein wichtiger Bestandteil der CSR-Strategie von Unternehmen sein und dazu beitragen, das Vertrauen der Stakeholder zu gewinnen und die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen.
Die Verordnung bringt Klarheit in die Begriffe „Hersteller“ und „Erzeuger“, die im regulatorischen Kontext unterschiedlich definiert sind:
Erzeuger bezieht sich auf die Produzenten der Verpackungen selbst.
Dagegen wird ein Unternehmen zum Hersteller, indem es Verpackungen in Verkehr bringt, unabhängig davon, ob diese im eigenen Land oder international hergestellt werden. Beispiel: Ein Joghurthersteller, der Becher in China produzieren lässt und in der EU vertreibt.
Der Begriff Hersteller umfasst die erweiterte Herstellerverantwortung und bezieht sich insbesondere auf den zweiten Lebensabschnitt der Verpackungen nach deren Inverkehrbringen in einem Mitgliedstaat. Dies schließt die Entsorgung und das Recycling ein, die durch die Hersteller organisiert werden müssen.
Die europäische Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) wurde am 22. Januar 2025 im Amtsblatt der EU unter der Nummer 2025/40 veröffentlicht. Damit stehen nun die genauen Termine für das Inkrafttreten und den Beginn der Anwendung fest:
- Die Regelungen der PPWR gelten weitgehend ab dem 12. August 2026, wobei einzelne Definitionen und Anforderungen bereits vorher bindend werden. An diesem Tag wird die bisherige Verpackungsrichtlinie 94/62/EG größtenteils außer Kraft gesetzt, wobei jedoch verschiedene Übergangsfristen bestehen bleiben.
Februar 2025
- Einführung neuer Rollen wie Erzeuger (Produzenten von leeren oder befüllten Verpackungen) und Importeure (Einführer in die EU)
- Überarbeitung der Definition für wiederverwendbare Verpackungen
Ende 2025
Schrittweise Einführung strengerer Recyclingquoten
August 2026
- Einführung von Stoffbeschränkungen in Verpackungen
- Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen
- Vorgaben für Umweltaussagen zu Verpackungen
- Regelungen zur Konformitätsbewertung und -erklärung für Verpackungen
- Neue Pflichten für Importeure von Verpackungen aus Drittstaaten
- Erweiterte Sorgfaltspflichten für Händler von Verpackungen und verpackten Produkten
- Sorgfaltspflichten für Fulfillment-Dienstleister
Voraussichtlich 2. Halbjahr 2026
- Neue Anforderungen im Bereich der erweiterten Produzentenverantwortung (EPR) für Staaten, Hersteller (Erstinverkehrbringer auf nationaler Ebene), Marktplätze und Rücknahmesysteme
- Verpflichtung zur Benennung eines EPR-Bevollmächtigten durch Hersteller, die in Vertriebsländern ohne eigene Niederlassung tätig sind
Hier geht es zum offiziellen Text im Amtsblatt der EU – Nummer 2025/40:
Aktuelle Meldungen zur PPWR
PPWR: EU veröffentlicht neue Verpackungsverordnung – Klarheit über exakte Fristen
Die EU hat die neue europäische Verpackungsverordnung PPWR offiziell veröffentlicht. Damit ist nun auch klar, ab wann sie offiziell gilt und welche Fristen zu beachten sind.
Masterclass PPWR: Was kommt auf die Branche zu?
Mit der europäischen Verpackungsverordnung kommt Großes auf die Branche zu. Viele Fragen sind noch offen. Antworten gab es jetzt in der packaging journal Masterclass, die wir vor kurzem gemeinsam mit unserem Partner interzero Recycling Alliance in Berlin, Hamburg, München und Köln veranstaltet haben.
EU-Verpackungsverordnung passiert Europäisches Parlament
Die PPWR ist wieder einen Schritt weiter. Das Europäische Parlament hat Anfang der Woche der überarbeiteten Fassung der EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfall zugestimmt.
Videos zur EU-Verpackungsverordnung
🎧 Podcast: Live aus Brüssel – Fragen und Antworten zur PPWR
Wie weit ist die neue EU-Verpackunsverordnung wirklich? Viel wird über die PPWR gesprochen. In unserem aktuellen Podcast reden wir direkt mit Europa – oder besser: mit dem Mann, der die PPWR auf den Weg bringen soll. Dr.Wolfgang Trunk beantwortet auch konkrete Fragen der packaging journal Leserinnen und Leser.
Herausforderungen der PPWR gemeinsam lösen
Markenhersteller stehen mit der neuen EU-Verpackungsverordnung mehr denn je vor der Herausforderung, ökologisch verantwortungsvoll zu verpacken. Der Druck von Seiten der Verbraucher und des Gesetzgebers steigt. Transparenz und echte Umweltfreundlichkeit sind entscheidend, denn Greenwashing kann fatal sein.
Fachpack als Impulsgeber
Auf der Fachpack dreht sich alles um das Leitthema „Transition in Packaging“. Impulse gibt dabei auch das breite Rahmenprogramm der Messe.
Transformation der Recycler (I): Interzero Recycling Alliance
Mit dem Green Deal will Europa bis 2050 klimaneutral werden. Die Interzero Recycling Alliance setzt auf ein innovatives Geschäftsmodell und Kooperation.
Korrektur der EU-Verpackungsverordnung gefordert
Die Hersteller von Kunststoffverpackungen kritisieren die in die EU-Verpackungsverordnung eingebrachte Vorgabe einer 100-prozentigen Wiederverwendung bestimmter Industrie- und Gewerbeverpackungen ab 2030.
BDE begrüßt formelle Annahme der EU-Verpackungsverordnung
Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft begrüßt die formelle Annahme der EU-Verpackungsverordnung.
EU Parlament stimmt für Verpackungsverordnung
Am Mittwoch (24. April) kam das Parlament in Brüssel zusammen und hat mit 476 zu 129 Stimmen bei 24 Enthaltungen die PPWR angenommen.
Webinar zur EU-Verpackungsverordnung PPWR – Hier noch einmal anschauen
Dieses Webinar gibt einen Überblick über den Stand der Dinge in Sachen EU-Verpackungsverordnung. Experten von interseroh+ informieren insbesondere über neue Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Rezyklateinsatz.
🎧 Podcast: EKO-PUNKT – Wir brauchen die einheitliche Kennzeichnung für recycelbare Verpackungen!
Wie sollen recycelbare Verpackungen gekennzeichnet werden? Auch darum geht es in der Diskussion um die EU Verpackungsverordnung. Im aktuellen Podcast sprechen wir mit Stefan Munz von EKO-PUNKT. In seiner täglichen Arbeit stellt er fest, dass Verbraucher nicht mehr wissen, ob eine Verpackung recyclingfähig oder wie sie zu entsorgen ist.
Webinar zur EU-Verpackungsverordnung PPWR
Das nächste packaging journal Webinar am 23.April gibt einen Überblick über den Stand der Dinge in Sachen EU-Verpackungsverordnung. Experten von interseroh+ informieren insbesondere über neue Anforderungen an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und den Rezyklateinsatz.
EU-Verpackungsverordnung: Vorgaben belasten den Maschinenbau
Der Maschinen- und Anlagenbau sieht die jüngst von den Mitgliedstaaten angenommene EU-Verpackungsverordnung grundsätzlich positiv. Nach wie vor vorhandene handwerkliche Schwächen und zum Teil realitätsferne Vorgaben belasten jedoch die Branche, so der Branchenverband VDMA.
Schlupflöcher in der Verpackungsverordnung
Nach der Zustimmung der Mitgliedsstaaten zum Kompromiss über die Änderungen an der EU-Verpackungsverordnung kommt Kritik von Herstellern.
BDE begrüßt Einigung zur EU-Verpackungsverordnung
Der BDE sieht die vorläufige Einigung zur EU-Verpackungsverordnung, die am Montagabend erreicht wurde, als richtiges und wichtiges Votum.
EU einigt sich auf Verpackungsverordnung – Veto aus Deutschland?
In der EU müssen in Zukunft mehr Verpackungen recycelbar sein. Darauf haben sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Mitgliedsstaaten am Montag Abend (4.März) geeinigt. Ob alle Mitgliedsländer und vor allem Deutschland der Verordnung endgültig zustimmen, ist aber mehr als fraglich.
Schwierige Auftragslage bei Verpackungsmaschinen
Der deutsche Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau hat 2023 mit einem Minus von 4 Prozent im Auftragseingang abgeschlossen.
Austausch zur Verpackungsverordnung
Auf der Fruit Logistica diskutieren am 8. Februar Experten über die Auswirkungen der geplanten Packaging and Packaging Waste Regulation.
Regulatorische Veränderungen und Stahl – ein Blick in die Zunkunft
Was bringen die regulatorischen Änderungen – wie die Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) – für das Verpackungsmaterial Stahl im Jahr 2024?
VDMA: EU-Verpackungsverordnung sorgt für Investitionszurückhaltung
Der Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinenbau ist von der EU-Verpackungsverordnung besonders betroffen. Laut VDMA führen deren unklare Anforderungen inzwischen zu einer spürbaren Verunsicherung im Markt und damit zu Planungsunsicherheit bei Herstellern und Kunden gleichermaßen.
BDE begrüßt Parlamentsvotum
Das Europäische Parlament hat sich zur Verpackungsverordnung positioniert. Der BDE begrüßt die richtungsweisende Festlegung.
IK enttäuscht über Abstimmung im EU-Parlament
Nach der Abstimmung über Änderungen an der EU-Verpackungsverordnung im Europäischen Parlament zeigt sich die IK enttäuscht über die kurzsichtigen Entscheidungen.
Studie zu kompostierbaren Kaffeekapseln
Eine Studie der Wageningen University & Research hat kompostierbare Kaffeekapseln und mögliche Vorteile in den Blick genommen.
Positive Entwicklungen bei Verpackungsverordnung
Der BDE äußert sich positiv zum Bericht des EU-Umweltausschusses zur Verpackungsverordnung und der Position zum mechanischen Recycling.
Kunststofffreie Verpackung in den Niederlanden
Notpla stellt Verpackungen auf Algenbasis her. Nun wurde das Material von der niederländischen Regierung als erstes als kunststofffrei anerkannt.
Kritik an Sonderregeln für Kunststoffverpackungen
Der Umweltausschuss des EU Parlaments entscheidet über Änderungen an der EU-Verpackungsverordnung. Die IK äußert Kritik an Sonderregeln.