Recyclingziele der Kunststoffbranche in Gefahr – Verband fordert bessere politische Rahmenbedingungen

Dr. Christine Bunte, Hauptgeschäftsführerin von PlasticsEurope Deutschland (Bild: PlasticsEurope Deutschland)

Gemäß aktuellen Medienberichten, unter anderem des NDR, wird die Kunststoffindustrie in Deutschland ihre ambitionierten Recyclingziele für das Jahr 2025 nicht erreichen. Vor allem der Ausbau des chemischen Recyclings stagniere, zahlreiche angekündigte Projekte seien bislang nicht realisiert worden.

PlasticsEurope Deutschland, der Verband der Kunststofferzeuger, verweist diesbezüglich in einer Stellungnahme auf mehrere strukturelle Herausforderungen: So müsse der Anteil von Kunststoffen aus Rezyklaten, Biomasse und chemischem Recycling von derzeit rund 15 Prozent auf 65 Prozent bis 2050 steigen, um die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen. Derzeit jedoch sinke die Menge an recyceltem Kunststoff auf europäischer Ebene parallel zur rückläufigen Kunststoffproduktion.

Chemisches Recycling: Ambitionen versus Realität

Ein zentrales Instrument im Transformationsprozess sei das chemische Recycling, bei dem Kunststoffabfälle, die nicht mechanisch recycelbar sind, in ihre Grundstoffe zurückverwandelt werden. Tatsächlich konnten 2024 europaweit nur rund 120.000 Tonnen fossile Rohstoffe durch chemisch recycelte ersetzt werden – deutlich weniger als die angestrebten 900.000 Tonnen bis 2025.

Dr. Christine Bunte, Hauptgeschäftsführerin von PlasticsEurope Deutschland, kritisiert gegenüber dem packaging journal die politischen Rahmenbedingungen:

„Ohne wettbewerbsfähige Energiepreise, einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und vereinfachte Genehmigungsverfahren wird es keine Planungssicherheit geben. Nachhaltige Produkte sind häufig teurer. Ohne klare politische Signale fehlt die notwendige Nachfrage, um Investitionen abzusichern.“

Vielfalt der Technologien notwendig

Die Transformation zur klimaneutralen Kreislaufwirtschaft erfordere laut Verband alle verfügbaren Recyclingpfade: mechanisches und chemisches Recycling, den Einsatz von Biomasse sowie die perspektivische Nutzung von CO₂ als Rohstoff. Das chemische Recycling sei dabei keine universelle Lösung, könne aber dort ansetzen, wo mechanische Verfahren an ihre Grenzen stoßen – etwa bei stark verschmutzten oder gemischten Kunststoffabfällen.

Untersuchungen des Umweltbundesamts und der EU-Kommission bestätigten das ökologische Potenzial solcher Technologien. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft setze jedoch zusätzlich auf zirkuläres Produktdesign, Ressourceneffizienz und den Ausbau von Mehrweg- und Rücknahmesystemen.

Kritik an pauschalen Verboten

Bunte warnt zudem vor undifferenzierten Forderungen nach einem Rückbau der Kunststoffproduktion:

„Oft wird übersehen, dass Kunststoffe gezielt eingesetzt werden, um CO₂-Emissionen zu senken – etwa im Automobilbau, bei Gebäudedämmungen oder in der Medizin.“ Auch im Verpackungsbereich könne die Reduktion von Kunststoffanteilen ohne gleichwertige Alternativen zu einem Anstieg der Emissionen führen, wie eine Studie zur Materialeffizienz von Packstoffen belege.