US-Zölle auf Aluminiumprodukte

Wachstum bei Alufolien
(Bild: European Aluminium Foil Association)

Die deutsche Aluminiumindustrie beobachtet die Erhöhung von Zöllen auf Importe von Aluminiumprodukten in die USA auf 25 Prozent mit Sorge. Diese Maßnahme setzt die etablierte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks unter erhebliche Anspannung, so der Branchenverband Aluminium Deutschland. Laut Simulationen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) schaden die US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aber den USA mehr als der EU.

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent sind in dieser Woche in Kraft getreten. Nach dem Präsidentenerlass vom 11. Februar waren die Importkontingente für Aluminium, auf die sich unter anderem die EU und die USA Ende 2021 geeinigt hatten, beendet und ab dem 12. März durch Zölle in Höhe von 25 Prozent ersetzt worden. Die EU-Kommission reagierte umgehend mit Gegenzöllen auf US-Produkte.

“Es ist nun an der Europäischen Kommission, in einen konstruktiven Dialog mit der US-Administration zu treten. Eine handelspolitische Eskalation müssen wir vermeiden. Sie schadet allen Beteiligten.“

Rob van Gils, Präsident von Aluminium Deutschland (AD)

Aus den deutschen Werken wurden im Jahr 2024 hochgerechnet 51.000 Tonnen Aluminiumerzeugnisse an die Kunden in den USA geliefert (15.000 Tonnen Walzprodukte, 12.000 Tonnen Strangpressprodukte, 24.000 Tonnen Aluminiumfolie). Das entspricht zwei Prozent der jährlichen Produktion in Deutschland. In den letzten zehn Jahren haben die deutschen Aluminiumproduzenten ihre Exporte in die USA fast halbiert (-45 Prozent).

“Auch wenn die exportierten Mengen aus Deutschland vergleichsweise gering sind, treffen die Maßnahmen unsere Unternehmen in einer ohnehin angespannten Lange. Genau achten müssen wir auch auf mögliche Umlenkungseffekte aus Drittstaaten in die Europäische Union. Diese hätten das Potenzial, den heimischen Unternehmen deutlich stärker zu schaden. Die Kommission muss für diesen Fall vorbereitet und handlungsbereit sein.“

Rob van Gils

Tür für Verhandlungen offen halten

Als Reaktion auf die erhobenen US-Zölle verkündete die EU-Kommission, ihrerseits Extra-Zölle zu erheben. Die Einfuhr von amerikanischem Bourbon Whiskey, Jeans, Motorrädern und Erdnussbutter soll ab April ebenfalls besteuert werden. Die Entscheidung kommtentierte unter anderem der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dr. Dirk Jandura: “Eine so umgehende wie deutliche Antwort der EU-Kommission ist die richtige Reaktion auf die Entscheidungen der amerikanischen Administration der vergangenen Wochen. Europa muss Trump gegenüber Stärke zeigen. Gleichzeitig muss die Tür für weitere Verhandlungen offenbleiben und die Kommission das Gespräch zur Vermittlung suchen. Nicht ein Handelskrieg ist unser Ziel, sondern eine Einigung auf freien Handel und Warenverkehr zwischen unseren Handelsräumen.”

EZB und IfW prognostizieren Schaden für die USA

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) prognostizierte jüngst, dass die US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte den USA mehr schaden als der EU. Auch nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) hätte ein von US-Präsident Donald Trump ausgelöster Handelskrieg zwar weltweit große wirtschaftliche Folgen. Größten Schaden nähmen aber die USA selbst, ließ EZB-Präsidentin Christine Lagarde verlauten.

Laut einer Simulationen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft bedeuten die US-Zölle auf Stahl und Aluminium für die EU-Wirtschaft kurzfristig ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um lediglich 0,02 Prozent. Dieser geringe Effekt entsteht, da die betroffenen Produkte nur rund fünf Prozent der gesamten EU-Exporte ausmachen und davon wiederum nur ein kleiner Teil in die USA exportiert wird.

Ganz erheblich dagegen ist der wirtschaftliche Schaden, den die USA sich damit selbst zufügen dürften. Die Preise dürften um 0,41 Prozent steigen und damit die Inflationsrate steigen lassen. Die Exporte dürften um 1,37 Prozent sinken. Importierter Stahl und Aluminium verteuern sich erheblich und erhöhen dadurch auch die Produktionskosten vieler amerikanischer Industrien – diesen Preisanstieg dürften US-amerikanischen Produzenten von Stahl und Aluminium an ihre Kunden im Inland weitergeben, während ihre Wettbewerbsfähigkeit im Ausland zurückgeht, so die IfW-Simulation.

“Diese Zölle mögen symbolisch als protektionistische Maßnahme im Sinne von Amerika-first wirken, letztlich schaden sie aber den wirtschaftlichen Interessen der USA. Auch wenn die direkten Auswirkungen von Trumps Zollpolitik auf die EU nicht ins Gewicht fallen, signalisieren sie das Potenzial für weitere protektionistische Maßnahmen. Die EU muss wachsam bleiben und sich auf eine mögliche Eskalation vorbereiten. Eine strategische Priorität für Europa muss deshalb die Diversifizierung des Handels und die Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz sein.“

Julian Hinz, Forschungsdirektor für Handelspolitik am Kiel Institut für Weltwirtschaft

Um die fortlaufende Analyse globaler Handelspolitiken zu unterstützen, hat das Kiel Institut den Kiel Trade and Tariffs Monitor gestartet. Die Plattform bietet aktuelle Informationen und strukturierte Datensätze zu jüngsten Zolländerungen und will somit informierte Diskussionen und Forschung im Bereich Handelspolitik erleichtern.

Quelle: Aluminium Deutschland / BGA / Kiel Instituts für Weltwirtschaft