Pünktlich zu Beginn des neuen Jahres hat die Weber Maschinenbau GmbH, Breidenbach, über ihre Umbenennung in die Weber Food Technology GmbH informiert. Damit wird die Identität des Unternehmens nun auch direkt im Unternehmensnamen sichtbar und weltweit transparent. Doch was steckt dahinter?
Lebensmittelproduzenten weltweit treiben die Automatisierung ihrer Produktion immer weiter voran und haben den Anspruch, Verarbeitungs- und Verpackungslinien aus einer Hand zu beziehen. Darauf müssen sich auch die Maschinen- und Anlagenbauer im Bereich der Lebensmittelindustrie einstellen und sich entsprechend anpassen. Das Unternehmen Weber hat auf diese Entwicklung bereits während der letzten Jahre mit einer umfassenden Transformation vom Maschinenbauer zum Lösungsanbieter reagiert, sich internationaler aufgestellt und die Bedürfnisse der Kunden noch stärker ins Zentrum aller Aktivitäten und Entwicklungen gestellt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung und Bereitstellung von Lösungen für die Lebensmittelverarbeitung, insbesondere für haltbarkeitskritische, frische Lebensmittel.
Komplette Linie aus einer Hand
Über die Entwicklungsschritte, die aktuell bereits erreichten Ergebnisse, Vorhaben und Visionen haben wir mit Tobias Weber, dem ältesten Sohn des Firmengründers Günther Weber und CEO des Unternehmens, gesprochen. Er treibt im Unternehmen auch die technische Ausrichtung maßgeblich voran.
Im Bereich der Aufschnittproduktion und später auch -verpackung hat sich Ihr Unternehmen eine führende Position innerhalb der Branche erarbeitet, das Portfolio in den letzten Jahren aber auch kontinuierlich um Lösungen für weitere Bereiche wie Stückware sowie Snacks und Convenience-Produkte erweitert. Herr Weber, wodurch waren die Entwicklungsetappen besonders geprägt?
Tobias Weber: Im Prinzip war es ein schleichender Prozess. Der Startschuss für die großen und schnellen Veränderungen fiel aber im Jahr 2017, als wir die Verpackungsmaschinen in unser Portfolio integriert haben. Ab da haben wir ziemlich deutlich gemerkt: Unsere Kunden wollen keine Maschinen mehr kaufen, sondern Lösungen. Entsprechend war unser Ziel also, nicht mehr “nur” Maschinen zu einer Linie zusammenzustellen, sondern die komplette Linie selbst zu konzipieren und aus einer Hand zu liefern. Um dem gerecht werden zu können, mussten wir viele neue Produkte entlang der Aufschnittlinie bzw. entlang des Prozesses entwickeln. Das an sich ist schon eine große Herausforderung, weil man mit jeder Entwicklung schnell am Markt sein möchte. Aber bei allem Ehrgeiz war uns immer wichtig, unser Kundenversprechen nicht aus dem Blick zu verlieren. Und zwar kompromisslose Qualität, wegweisende Innovationen und hervorragenden Service zu bieten. Konkret heißt das: Die Qualität muss stimmen und darf wegen der Entwicklungsgeschwindigkeit nicht vernachlässigt werden. Unsere Servicetechniker mussten innerhalb kürzester Zeit für viele neue Produkte fit gemacht werden und parallel haben wir das Servicetechnikerteam stark aufgestockt.
Ein weiterer Punkt, den ich noch hervorheben würde, ist, dass auch die Projektkomplexität steigt, wenn man komplexe Anlagen anbietet. Das hat großen Einfluss auf das gesamte Unternehmen. Alles muss projektiert und die komplette Organisation auf neue Prozesse und Arbeitsweisen, auf neues Zusammenarbeiten und übergeordnete Verantwortungen angepasst werden.
Bacon ist nicht gleich Bacon
Schnell mit neuen Produkten am Markt sein, die Qualität hochhalten, die Servicemannschaft aufbauen und auf die Komplexität der Prozesse einstellen waren also die größten Herausforderungen. Was wurde im Zuge der Transformation bereits erreicht? Gibt es Lösungen, die Sie besonders hervorheben würden?
Tobias Weber: Da würde ich zuerst unseren Kernbereich der Aufschnittproduktion nennen. Hier liefern wir von der Produktvorbereitung bis zur Etikettierung der fertigen Verpackung jetzt tatsächlich alles aus einer Hand. Ein aktuelles Beispiel ist das Aufschneiden und Verpacken von Bacon. Die neuen Komplettlösungen, die wir zuletzt in den Markt gebracht haben, stellen in Bezug auf Leistung und Automatisierungsgrad alles in den Schatten, was man bisher in der Baconproduktion kannte. Und das ist gar nicht so einfach, denn Bacon ist nicht gleich Bacon. Sowohl die Rohlinge als auch die Verpackungsformen unterscheiden sich sehr stark von Land zu Land. Das alles macht komplett unterschiedliche Automatisierungslösungen erforderlich, also haben wir je nach Zielmarkt unterschiedliche, jeweils auf die Anforderungen zugeschnittene Lösungen im Portfolio.
Auch im Bereich der Lebensmittelautomatisierungen haben wir fantastische Lösungen entwickelt und umgesetzt. Ein Highlight ist sicher unsere Lösung zum automatischen Belegen, Einlegen und Verpacken von Baguettes. Wir schneiden das Baguettebrötchen auf, klappen es auf, belegen es mit mehreren Lagen verschiedener Aufschnittprodukte, klappen es zu, legen es in die Verpackung ein, verpacken es ein erstes Mal, legen noch ein Sößchen bei und verpacken das Produkt final. Das verstehen wir unter einer Komplettlinie. Das war eines unserer größten Projekte im letzten Jahr und ist eine Weiterentwicklung über den reinen Aufschnitt hinaus.
Und auch in Bereichen, die gar nichts mehr mit Aufschnitt zu tun haben, bringen wir immer mehr Lösungen in den Markt, zum Beispiel für das automatisierte Verpacken von Stückware.
"Unsere Heimat ist die Aufschnittproduktion"
Warum haben Sie für die Umbenennung diesen Zeitpunkt gewählt?
Tobias Weber: Die Transformation ist fließend erfolgt. Im letzten Jahr haben wir all unsere deutschen Firmen zu einem Unternehmen zusammengefasst, um den hohen Verwaltungsaufwand zu minimieren. Denn dass die verschiedenen Einzelkomponenten einer Linie von unterschiedlichen Unternehmensstandorten gefertigt wurden, beispielsweise die Kamera für den Scanner in Braunschweig, der Slicer in Wolfertschwenden, das Slicer-Messer in Groß Nemerow, der Puffer in Neubrandenburg, der Pick-Roboter in Breidenbach und die Verpackungsmaschine in Werther, verursachte einen enormen bürokratischen Aufwand. Aus der Abwicklung resultierte ein regelrechter Angebots-, Auftragsbestätigungs- und Rechnungswahnsinn. Und nach der Zusammenlegung dachten wir dann: Das Ganze verdient einen neuen Namen, der dem “Mehr als Maschinenbau” Rechnung trägt. Weber Food Technology drückt unsere Identität viel besser aus und ist auch international aussagekräftig. Aber trotz aller Veränderungen: Weber bleibt Weber.
Welche Projekte nehmen Sie momentan in Angriff? Auf welche Anwender sind sie zugeschnitten?
Tobias Weber: Unsere Heimat ist die Aufschnittproduktion und von hier aus wachsen wir. Wir konzentrieren uns dabei vorrangig auf Anfragen unserer Bestandskunden. Das können beispielsweise Kunden aus dem Käsebereich sein, die neben Käseaufschnitt jetzt auch Käsewürfel schneiden und geordnet verpacken wollen, oder Kunden aus dem Fleisch- und Wurstbereich, die am automatisierten Verpacken von Stückware interessiert sind.
Superinteressant ist auch der Bereich der alternativen Proteine. Unser großer Vorteil hier ist unsere eigene Messerproduktion und -entwicklung mit eigenem Werkstofflabor. Produkte aus alternativen Proteinen aufzuschneiden, ist in der Regel sehr anspruchsvoll. Da braucht es unter anderem ein perfekt geeignetes Slicer-Messer. Und wenn einer ein Messer speziell für diese Produkte in kürzester Zeit auf den Weg bringen kann, sind wir das. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir heute gar nicht sicher wissen, ob es beim Aufschneiden von Scheiben oder Würfeln bleibt. Vielleicht befassen wir uns auch bald mit 3-D-gedruckten Produkten. Auch dafür wollen wir gerüstet sein. Großes Potenzial sehen wir außerdem in der Automatisierung von Snacks und Convenience-Produkten wie belegten Baguettes, Sandwiches, Fertiggerichten oder Pizza.
In diesen für uns noch recht neuen Anwendungsfeldern wachsen wir sehr stark – bereits die letzten Jahre waren überdurchschnittlich erfolgreich und auch in diesem Jahr erwarten wir starke Zuwächse. Im Automatisierungsbereich haben wir in den letzten Jahren viele Lösungen entwickelt und Projekte umgesetzt und werden auch weiter an weiteren neuen Lösungen arbeiten. Wir antizipieren die Bedarfe und Entwicklungen des Markts und wollen mit Lösungen bereitstehen, wenn der Markt so weit ist.
Sie reagieren auf die Anforderungen des Markts mit Komplettlösungen und visionärem Vorausdenken auf neue Produktvarianten. Wenn Sie an die Ziele für die nächsten Jahre denken: Welche Visionen sind Ihnen (persönlich und für das Unternehmen) besonders wichtig?
Tobias Weber: Mir ist es für die nächsten Jahre besonders wichtig, dass wir als Unternehmen relevant bleiben. Dass man uns braucht. Ich bin sicher, dass es für die Lebensmittelproduzenten immer schwieriger wird, genügend geeignete Arbeitskräfte zu finden. Dem steht gegenüber, dass der Bedarf an Lebensmitteln global betrachtet immer weiter wachsen wird, weil die Weltbevölkerung wächst. Ich denke, dass es vor dem Hintergrund dieser Ausgangslage extrem wichtig ist, die Lebensmittelproduktion maximal zu automatisieren, damit man die Versorgung der Menschen mit möglichst wenig Arbeitskräften gewährleisten kann. Das wollen wir gemeinsam mit unseren Kunden angehen.
Die Namensänderung markiert einen wichtigen Meilenstein in der Unternehmensentwicklung: In Zukunft wird das Weber-Lösungsportfolio noch breiter aufgestellt, um weitere Märkte zu bedienen. Und auch die Expansion auf globaler Ebene zur Stärkung der Kundennähe ist ein zentraler Bestandteil der strategischen Ausrichtung von Weber Food Technology. Der neue Name trägt dieser Fokussierung und Strategie Rechnung.
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