Women in Packaging: Weltweit unterwegs für Verpackungsstahl

Clarissa Odewald ist Vertriebsvorständin und Vorsitzende des Vorstands bei thyssenkrupp Rasselstein. (Bild: thyssenkrupp Rasselstein)

Im rheinland-pfälzischen Andernach liegt der weltweit größte Produktionsstandort für Verpackungsstahl. thyssenkrupp Rasselstein fertigt hier verzinntes oder spezialverchromtes Feinstblech – auch Weißblech genannt –, von dem mehr als 90 Prozent im Verpackungsbereich Anwendung findet. Seit Mitte des Jahres ist Clarissa Odewald Vertriebsvorständin und Vorsitzende des Vorstands beim einzigen deutschen Weißblechhersteller.

Die Diplom-Kauffrau kennt das Stahlgeschäft gut: 14 Jahre lang war sie für die Muttergesellschaft thyssenkrupp Steel Europe AG in Duisburg tätig. Gleich nach dem Betriebswirtschaftsstudium ist Clarissa Odewald bei thyssenkrupp Steel eingestiegen und hat seit 2007 verschiedene Stationen im Unternehmen durchlaufen. Unter anderem verantwortete sie die Beschaffung der Massenrohstoffe und die Überseelogistik.

„2020 habe ich dann beschlossen, mich breiter aufzustellen und Erfahrung auf der Vertriebsseite zu sammeln. Ich bin dann intern bei thyssenkrupp Steel für ein Jahr in die Vertriebssteuerung gewechselt, die ich für das gesamte Business-Segment Steel geleitet habe.“

Clarissa Odewald

2021 erfolgte der Wechsel zu thyssenkrupp Rasselstein. In ihrer Funktion als Bereichsleiterin Vertrieb Übersee war Clarissa Odewald viel auf Reisen. „Das gehört einfach dazu, denn der regelmäßige persönliche Austausch mit unseren Kunden in aller Welt ist uns besonders wichtig – gerade das macht Rasselstein aus. Daher war ich von Ecuador bis Australien überall in Übersee unterwegs.“ In ihrer neuen Tätigkeit als Vertriebsvorständin gibt es eine Reihe neuer Aufgaben, aber immer auch noch Reisen zu den Kunden. „Derzeit bin ich aber erst einmal dabei, die verschiedenen Verbände und unsere Geschäftspartner besser kennenzulernen.“

thyssenkrupp Rasselstein produziert auch Weißblech aus CO2-reduziertem bluemint Steel. (Bild: thyssenkrupp Rasselstein)

Verpackungsstahl soll nachhaltiger werden

Als einer der größten Verpackungsstahlhersteller Europas beliefert thyssenkrupp Rasselstein rund 400 Kunden in 80 Ländern. Das Andernacher Unternehmen produziert Verpackungsstahlgüter für diverse Anwendungszwecke. Und da auch Verpackungsstahl immer nachhaltiger werden soll, arbeitet die Business Unit Packaging Steel unter anderem kontinuierlich an einer Dickenabsenkung des Materials. Aktuell steht der Verpackungsstahlhersteller vor besonderen Herausforderungen: „Wir befinden uns derzeit in einem sehr volatilen Marktumfeld bei Rasselstein. Die Nachfrage ist einfach nicht mehr so stabil und planbar wie vor der Coronapandemie.“

Und noch eine Herausforderung beschäftigt die Branche: Die Stahlindustrie ist einer der größten CO2-Emittenten. Das soll sich ändern, und so hat thyssenkrupp bereits vor einigen Jahren mit bluemint Steel ein Produkt entwickelt, das CO2-Emissionen in der Stahlerzeugung reduziert und dank alternativer Einsatzstoffe einen um bis zu 70 Prozent geminderten CO2-Fußabdruck gegenüber herkömmlichem Stahl aufweist. Nichtsdestotrotz entsteht bei der Herstellung von Stahl – dem Ausgangsprodukt von Weißblech – immer noch CO2. Langfristig plant der Konzern daher die Vermeidung von CO2 durch den Einsatz von grünem Wasserstoff.

„Die grüne Transformation beschäftigt uns seit Jahren. Unsere Muttergesellschaft thyssenkrupp Steel transformiert gerade die gesamten Prozesse der Stahlerzeugung. Materialien wie Kokskohle und die entsprechenden Prozesse wird es in Zukunft nicht mehr geben. Dafür baut thyssenkrupp Steel seit Anfang des Jahres die erste Direktreduktionsanlage auf dem Hafengelände in Duisburg-Walsum auf.“

Clarissa Odewald

Wasserstoff gilt als Schlüssel zur Klimatransformation in der Stahlproduktion: thyssenkrupp Steel baut die erste Direktreduktionsanlage im Dekarbonisierungsprojekt tkH2Steel. (Bild: thyssenkrupp Steel)

Ziel ist es langfristig, die kohlebasierte Hochofentechnologie abzulösen, damit die Stahlproduktion am Rhein bis zum Jahr 2045 net-zero werden kann. „Wir bei Rasselstein wollen ebenfalls unsere Scope-1- bis -3-Emissionen reduzieren: Daher gibt es mehrere Projekte, beispielsweise eine neue Tafellackieranlage, mit der wir den CO2-Ausstoß ebenso senken wollen wie mit umweltfreundlich angetriebenen Loks im eigenen Bahnverkehr zwischen der Muttergesellschaft und Rasselstein.“

Längst keine Männerdomäne mehr

Als Vertriebsvorständin und Vorsitzende des Vorstands hat Clarissa Odewald gleich zwei Führungspositionen inne. „Als ich 2007 im Rohstoffeinkauf angefangen habe, war dies noch eine von Männern dominierte Welt. Das lag aber auch daran, dass damals Ausbildung und Beruf sehr männerlastig geprägt waren. Ich selbst hatte aber nie Schwierigkeiten, mich in meinem Beruf weiterzuentwickeln. Ich bin immer von meinen Vorgesetzten gefördert worden, und das hatte nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin. Gezählt hat immer die Leistung. Das gilt bei thyssenkrupp auch heute für Frauen und Männer gleichermaßen. Jeder kann sich weiterentwickeln, wenn der Wille da ist. Ich fördere sehr gerne junge Menschen, egal ob Frauen oder Männer, und kann jungen Leuten nur empfehlen: Hebt eure Hand, interessiert euch für neue Themen und zeigt, dass ihr euch weiterentwickeln möchtet. In den letzten 20 Jahren haben sich erfreulicherweise immer mehr Frauen für einen Ingenieurberuf entschieden. Und daher sitzen bei Rasselstein bereits Frauen in vielen Führungspositionen, sodass dies schon lange keine Männerdomäne mehr ist.“