„Zwischen Regulierungen, Wirtschaftlichkeit und Umweltbewusstsein“

Jörg Holzmann, Director Technology & Production der Rixius GmbH (Bild: Rixius)

Die Deutsche Novelle des Verpackungsgesetzes, der Beschluss zur Einführung eines Pfandsystems in Österreich, die EU-Vorgaben für Mindestrezyklateinsatz – und nun die EU-Verpackungsverordnung (PPWR): Die Regulatorien vonseiten des Gesetzgebers werden immer umfassender. Der Druck auf die Verpackungsbranche ist gestiegen – und wird weiter steigen. Ein Gastbeitrag von Jörg Holzmann, Director Technology & Production der Rixius GmbH.

Europa verfolgt mit der PPWR einen klaren Kurs in Richtung Kreislaufwirtschaft und verbindlicher Umweltstandards, doch international zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Eine zweite Trump-Präsidentschaft in den USA deutet auf eine Lockerung der Umweltauflagen hin. Dies könnte den globalen Fortschritt bremsen und gleichzeitig Europas Vorreiterrolle weiter stärken.

Doch die bisherigen Regulierungen des Gesetzgebers sind erst der Anfang, daher sollten Unternehmen aktiv handeln.

Eine Lösung, um diesen Entwicklungen frühzeitig zu begegnen, können biobasierte Kunststoffe sein. Sie ermöglichen nachhaltiges Ressourcenmanagement und tragen aktiv zur Reduktion des CO₂-Footprints bei.

Laut Statistischem Bundesamt fielen in Deutschland im Jahr 2022 pro Kopf durchschnittlich 227 Kilogramm Verpackungsmüll an – deutlich über dem europäischen Durchschnitt von rund 186 Kilogramm pro Person. Den größten Anteil daran haben weiterhin Leichtverpackungen wie Kunststoffe, Leichtmetalle und Verbundmaterialien. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die globale Kunststoffproduktion im Jahr 2023 etwa 2,7 Milliarden Tonnen CO₂-Äquivalente verursachte, was rund fünf Prozent der weltweiten Emissionen entspricht. Dies übertrifft deutlich frühere Werte und macht die Dringlichkeit eines nachhaltigen Umgangs mit Verpackungsmaterialien deutlich. Trotz dieser massiven Umweltbelastungen bleibt ein vollständiger Verzicht auf das kostengünstige, leichte und lebensmittelechte Verpackungsmaterial derzeit unrealistisch.

Gesetzliche Regulierungen üben daher verstärkt Druck auf die Branche aus, aber auch das gesellschaftliche Bewusstsein für nachhaltigen Konsum und Müllreduzierung entwickelt sich immer mehr. Dies lässt die Nachfrage nach umweltschonenden Lösungen, besonders für Flaschen, Dosen und Kanister, spürbar ansteigen. Daher muss die Branche nun reagieren: Unternehmen, die sich hier verweigern, laufen Gefahr, aufgrund des stetig wachsenden gesetzlichen und gesellschaftlichen Drucks in Zukunft nicht mehr marktfähig zu sein. Bei Alternativen zum ressourcenintensiven Virgin Plastic muss allerdings beachtet werden, dass der Gesetzgeber für die unterschiedlichen Gebinde abhängig vom jeweiligen Inhalt variierende Anforderungen vorschreibt und insbesondere biobasierte Materialien aufgrund der geringeren Verfügbarkeit und kleineren Produktionsvolumina bislang oft kostenintensiver sind.

Derzeit wird häufig auf herkömmliche Rezyklate aus erdölbasierten Kunststoffen zurückgegriffen, sofern sie für Lebensmittel- oder Kosmetikverpackungen zertifiziert sind. Recyceltes PET (rPET) eignet sich aufgrund seiner hohen Barriereeigenschaften und des deutschen Pfandsystems für Nahrungsmittel und Kosmetik. Bei rPP (recyceltes Polypropylen) und rPS (recyceltes Polystyrol) ist eine konstant hohe Materialqualität schwerer sicherzustellen, wie sie für den Lebensmittelkontakt erforderlich ist.

Intelligentes Ressourcenmanagement dank Kreislaufwirtschaft

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen. Letztere können unter bestimmten Bedingungen industriell kompostierbar sein. Dafür müssen sowohl die eingesetzten Materialien als auch die Verwertungsanlagen bestimmte Anforderungen erfüllen – etwa hinsichtlich Temperatur, Feuchtigkeit und pH-Wert.

Biobasierte Kunststoffe, beispielsweise auf Basis von Polymilchsäure (PLA), eignen sich für verschiedene Verarbeitungstechniken wie Spritzguss oder Blasformen. Je nach Materialsystem können sie in Verpackungen für Lebensmittel, Kosmetik oder technische Anwendungen eingesetzt werden. Eine maschinelle Umrüstung zur Produktion biologisch abbaubarer Kunststoffprodukte ist nicht mehr erforderlich.

In vielen Fällen ist es ökologisch jedoch sinnvoller, die Biopolymere in geschlossenen Kreisläufen wiederzuverwerten, denn bei diesen Materialien lassen sich sowohl der gespeicherte Kohlenstoff als auch die enthaltene Energie rezyklieren, sodass dank einer intelligenten Ressourcennutzung eine hohe Wertschöpfung möglich wird. Kunststoffe, die zwar die Vorteile einer biobasierten Herstellung aufweisen, nicht aber biologisch abbaubar oder gar kompostierbar sind, zeichnen sich zudem durch ihre Robustheit aus: Sie können länger genutzt werden, bevor sie als Rohstoff wieder zurück ins Recyclingsystem geführt werden. Einige biobasierte Materialien erreichen inzwischen sehr hohe Anteile nachwachsender Rohstoffe – in bestimmten Anwendungen können diese über 90 Prozent liegen. Sie eignen sich für wiederverwendbare Verpackungslösungen im Blasform- und Spritzgussverfahren und lassen sich analog zu fossilen Kunststoffen mithilfe von Masterbatches einfärben.

Zukunftsfähige Verpackungen

Lebensmittelecht, leicht, robust und reißfest, flexibel formbar sowie rezyklierfähig: Biobasierte Polymere weisen alle Vorteile fossiler Kunststoffverbindungen auf, die insbesondere im stark regulierten Lebensmittel- und Kosmetikbereich die beliebtesten Verpackungsmaterialien darstellen.

Zugleich reduzieren sie erheblich deren negative Umweltauswirkungen, allen voran den enormen CO2-Ausstoß, der bei Herstellung und Verbrennung von Virgin Plastic anfällt. Dabei stehen viele unterschiedliche Biokunststoffe zur Verfügung – je nachdem, ob mehr Wert auf einen biologischen Abbau, eine Kompostierung oder auf Aspekte wie die Art der Verarbeitung sowie die Langlebigkeit des Endprodukts gelegt werden soll. Dem Einsatzbereich entsprechend müssen neben individuellen Präferenzen auch komplexe gesetzliche Vorgaben beachtet werden, die über die reine Lebensmittelzulassung hinausgehen. Aus diesem Grund berät Rixius im Rahmen seines Nachhaltigkeitsprogramms „Save the Nature“ bei jedem Anwendungsfall individuell, um aus allen Variablen die bestmögliche und nachhaltigste Verpackungslösung zu finden.

Autor: Jörg Holzmann, Director Technology & Production der Rixius GmbH