Das österreichische Familienunternehmen ALPLA blickt auf sieben Jahrzehnte Verpackungsgeschichte zurück – von der Kunststoffverarbeitung in der elterlichen Waschküche bis zur globalen Unternehmensgruppe mit klarem Fokus auf Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Verpackungslösungen.
Was heute als Paradebeispiel für Innovation und Nachhaltigkeit in der Kunststoffverpackungsbranche gilt, begann 1955 in einem kleinen Raum in Hard am Bodensee. Dort gründeten die Brüder Alwin und Helmuth Lehner die „AlpenPlastik Heinrich Lehner KG“ – und fertigten erste Kunststoffprodukte in der Waschküche ihrer Eltern. Ihr Ziel: den damals noch weitgehend unbekannten Werkstoff Kunststoff zur Serienreife bringen und Verpackungen effizienter, sicherer und günstiger machen.

1955: Gründung als „Alpenplastik Lehner Alwin GmbH“ in Hard (Österreich) – Foto: ALPLA
In einer Zeit, in der Kunststoff als technischer Fortschrittsbringer galt, traf das Vorhaben den Nerv des Wirtschaftswunders. Kunststoff stand für Leichtigkeit, Formbarkeit und Modernität – „plastic is fantastic“ war in den 1950er Jahren keine Marketingfloskel, sondern Ausdruck eines echten Zukunftsversprechens. ALPLA entwickelte früh eigene Werkzeuge und Maschinen, darunter mit dem „Alplamat“ eine der ersten Blasformmaschinen für Hohlkörper – und machte sich damit schnell über die Region hinaus einen Namen.
Vom regionalen Anbieter zum Global Player
In den folgenden Jahrzehnten wuchs das Unternehmen mit der steigenden Nachfrage nach Kunststoffverpackungen. Unter Günther Lehner, Sohn eines der Gründer, begann in den 1980er Jahren die Internationalisierung. Mit Werken in Westeuropa, später in Osteuropa, Lateinamerika, Asien und Afrika, entwickelte sich ALPLA zu einem der weltweit führenden Hersteller für Verpackungslösungen aus Kunststoff.
Heute beschäftigt die ALPLA Group über 24.000 Mitarbeitende an mehr als 200 Standorten weltweit und beliefert zahlreiche internationale Markenartikler – insbesondere in den Bereichen Food & Beverage, Kosmetik, Haushalt und Industrie. Die Produktpalette reicht von Flaschen, Verschlüssen und Preforms bis zu maßgeschneiderten Speziallösungen.

Drei Pioniere in Sachen Kunststoff: Alwin Lehner (li.), Technik-Innovator und Erfinder des legendären Alplamats, einer wegweisenden Extrusionsblasformmaschine, die den Aufstieg des Verpackungsherstellers „AlpenPlastik“ (ALPLA) begründete. Sohn Günther Lehner (re.) gilt als Wegbereiter für die Expansions- und Recyclingstrategie des Unternehmens. In dritter Generation trägt Philipp Lehner (mi.) den Pioniergeist der Familie in die Zukunft weiter – als Trendsetter für neue Materialien und Plastik-Influencer in den sozialen Medien. (Bild: ALPLA)
Wandel in der Wahrnehmung: Vom „Wunderstoff“ zur Ressource
Die gesellschaftliche Bewertung von Kunststoff hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Während der Werkstoff in den Anfangsjahren als Inbegriff des Fortschritts galt, steht er heute zunehmend in der Kritik – vor allem im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung, Einwegverpackungen und Mikroplastik. Auch bei ALPLA führte dieser Wandel zu einem Umdenken.
Schon seit den 1990er Jahren investiert das Unternehmen gezielt in Recyclingtechnologien und „Design for Recycling“. Heute betreibt ALPLA eigene Recyclingwerke für PET und HDPE in Europa, Asien, Afrika und Südamerika. Damit will das Unternehmen den Kunststoffkreislauf schließen – und Verpackungen so gestalten, dass sie nicht zum Abfall, sondern zur Ressource werden.
„Plastic is fantastic – wenn man es richtig macht“, fasst CEO Philipp Lehner, Vertreter der dritten Generation, die Unternehmenshaltung zusammen. Mit Entwicklungen wie der vollständig recycelbaren PET-Weinflasche oder papierbasierten Verpackungskomponenten versucht ALPLA heute, Funktionalität und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen.

Alpla verarbeitet gebrauchte PET-Flaschen zu hochwertigem rPET-Material und nach dem „Bottle-to-Bottle“-Prinzip wieder zu neuen Flaschen. (Bild: Tönissteiner/Alpla)
Blick in die Zukunft
Zum 70-jährigen Jubiläum versteht sich ALPLA als Treiber des Wandels innerhalb der Branche. Neben dem Ausbau recycelter Materialien steht auch die Unterstützung von Sammelsystemen im Fokus – vor allem in Regionen mit schwacher Entsorgungsinfrastruktur. In mehreren Ländern fördert das Unternehmen Initiativen, bei denen Verbraucher für die Rückgabe gebrauchter Verpackungen entlohnt werden.
Mit dem klaren Bekenntnis zu einer kreislauffähigen Zukunft sieht sich ALPLA gut aufgestellt. Und bleibt sich zugleich treu: Innovationskraft, Fertigungstiefe und technologische Entwicklung sind auch 70 Jahre nach der ersten Spritzgussmaschine in der Waschküche das Fundament des Erfolgs.