Das Start-up Circleback initiiert in Berlin ein Pfandsystem für Kosmetikverpackungen wie Shampooflaschen oder Zahnpastatuben. Schon bald können Verbraucher in der Hauptstadt solche Behälter in ausgesuchten Supermärkten zurückgeben. Das aus den Verpackungen gewonnene Rezyklat wird direkt zurück an den Hersteller geliefert.
Der Bedarf an hochwertigen Rezyklaten übersteigt seit Jahren das Angebot am Markt. Laut Heinrich-Böll Stiftung (2019) werden bislang nur acht Prozent des über den Gelben Sack gesammelten Kunststoffs zu neuen, gleichwertigen Verpackungen recycelt. Der Grund: Die Säcke enthalten zu viel verunreinigtes Plastik. Die Folge: Nach wie vor wird zu viel hochwertiger Kunststoff als Müll verbrannt, statt ihn zu recyceln, da die Reinigung zu aufwendig ist.
Bis zu 20 Cent an Verbraucher
Das will das Unternehmen Circleback ändern. Sein System orientiert sich am staatlichen Pfandsystem für Getränkeflaschen, das eine Recyclingquote von mehr als 90 Prozent sicherstellt. Circleback hat sein Geschäftskonzept speziell auf die Kosmetik- und Körperflegebranche ausgerichtet: Partnermarken erhalten ihr „eigenes“ Plastik zurück. Für das Einsammeln und das Recycling des Verpackungsmaterials zahlen sie eine Gebühr an Circleback. Um das System bei Verbrauchern bekannt und attraktiv zu machen, erhalten diese über die Circleback-App bis zu 20 Cent pro Kunststoffverpackung, die sie am Pfandautomaten abgeben. Ob diese 20 Cent zuvor auf den Preis aufgeschlagen werden, bleibt zunächst den jeweiligen Unternehmen und damit auch Händlern vorbehalten. In späteren Ausbaustufen soll es auch andere Arten der Vergütung durch die teilnehmenden Partnermarken geben.
Der Plastikmüll am Strand von Panama war es, der den gebürtigen US-Amerikaner Brett Dickey auf die Idee brachte, Circleback zu gründen. Als er 2020 nach Berlin zog, sah er die Zeit gekommen, seinen Plan umzusetzen: “Deutschland gilt im Ausland als Recycling-Champion. Als ich dann hier war, konnte ich mich nicht damit abfinden, dass es kein Kreislaufsystem für Verpackungsplastik gibt – zumal, da das Pfandsystem für Flaschen ja sehr gut funktioniert.”
Das aus dieser Idee heraus gegründete Start-up Circleback, das vom Company Builder BEAM unterstützt wird, konnte für die Pilotphase Marken wie Catrice, essence, Dr.Bronner´s, i+m und Kneipp gewinnen, außerdem haben viele Supermärkte und Drogerien Interesse an dem Konzept angemeldet. Mit einem Pre-Seed Investment von 350.000 Euro testet Circleback die ersten Automaten dieses Jahr in Berlin.Â
Quelle: Circleback
Weitere Meldungen zum Thema Recycling
NIR-detektierbare Silber-Masterbatches
NIR-detektierbare Silber-Masterbatches von Lifocolor kombinieren Design mit Recyclingfähigkeit und werden in modernen Recyclinganlagen erkannt.
Mindeststandard der ZSVR treibt ökologischen Fortschritt voran
Der von der ZSVR veröffentlichte Mindeststandard 2024 für recyclinggerechte Verpackungen hilft Industrie und Handel, die Wertstoffanteile ihrer Verpackungen klarer und präziser zu bestimmen.
WeSort.AI für Gründerpreis nominiert: Verpackungen erkennen durch KI
WeSort.AI entwickelt eine innovative KI-basierte Lösung zur präzisen und schnellen Sortierung von Abfällen. Diese Technologie soll die Abfallwirtschaft entscheidend verändern und ist bereits für den Deutschen Gründerpreis 2024 nominiert.
Interzero zeigt ganzheitlichen Service “Verpackungsentwicklung”
Die Interzero Recycling Alliance präsentiert mit ihren Service „Verpackungsentwicklung“ auf der Fachpack ein neues Angebot, mit dem Markenhersteller und Händler die nachhaltigste Verpackungslösung finden.
Cirplus expandiert nach Asien
Die europäische Plattform für die Beschaffung von recycelten Kunststoffen, Cirplus, expandiert nach Indien, um die wachsende Nachfrage nach recycelten Kunststoffen in Indien und weiteren asiatischen Märkten zu bedienen.
Warum Deutschland die Recyclingquote für Glas verfehlt
Obwohl Glas ein Material ist, mit dem echte Kreisläufe möglich sind, hat Deutschland 2022 die Recyclingquote verfehlt. Der Beirat der ZSVR hat jetzt zentrale Stellschrauben für mehr Glasrecycling identifiziert.