Produktproben von Kosmetika und Cremes belasten die Umwelt

Eine Studie hat ergeben: Produktproben gefährden die Umwelt. (Bild: The Medical Network GmbH)

Die Arbeitsgemeinschaft Nachhaltigkeit in der Dermatologie (AGN) hat in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro C. E. Schweig die Umweltauswirkungen von dermatologischen Produktproben untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verteilung von Produktproben erhebliche Umweltbelastungen verursacht und die beschlossenen Klimaziele für das Gesundheitswesen langfristig gefährdet.

Die AGN und das Ingenieurbüro C. E. Schweig analysierten insgesamt 43 dermatologische Produktproben verschiedener Hersteller, die diese kostenfrei an Arztpraxen und Apotheken zur Weitergabe verteilen. Dabei wurden ihre Verpackungen jeweils in ihre unterschiedlichen Materialien zerlegt und die CO₂- und Wasserverbrauchswerte für Gewicht und Material berechnet. Neben der Untersuchung der Verpackungsmaterialien lag ein besonderes Augenmerk auf den ökologischen Auswirkungen der Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse.

Produktproben verursachen immensen COâ‚‚- und Wasserverbrauch

Die Studienergebnisse zeigen, dass für die Herstellung der Verpackungen von 10 Millionen solcher Proben rund 880 Millionen Liter Brauchwasser aufgewendet wird. Eine Menge an Wasser, mit der in Deutschland ein 1.000 Einwohner-Dorf 17 Jahre lang versorgt werden könnte. Die Verpackung der Proben setzt allein 8.000 Tonnen Treibhausgasemissionen frei. Die gleiche Menge an CO₂, die 26 Flüge zwischen Hamburg und München verursachen. Darüber hinaus fallen 2.300 Tonnen Verpackungsabfall an. Werden weiterhin Produktproben verteilt, gehören sie zu den Faktoren, die das Ziel des Gesundheitssektors, die Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen, gefährden, so die Studie.

Produktproben sind zudem nicht nur unökologisch, sondern auch unökonomisch, so die Studienautorinnen und -autoren. Die Annahme und Lagerung der Proben bindet im Praxis- und Apothekenalltag wertvolle Zeit von medizinischem Personal. Zusätzliche Kosten für die Praxen werden durch überdimensionierte Transportverpackungen und die Entsorgung verursacht. Genau an diesen Faktoren scheitert die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen in Arztpraxen, Kliniken und Apotheken häufig, wie die von der Bundesregierung geförderte ReKlimaMed-Studie der Stiftung Viamedica, die das Fehlen von Zeit, Geld und Personal als hemmende Faktoren für die Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen identifizierte, belegt.

AGN fordert vollständigen Verzicht auf Produktproben

(Bild: Universitätsklinikum Regensburg)

“Musterproduktproben verursachen eine hohe Umweltbelastung, kleine Verpackungen im Besonderen. Vor allem ganz kleine Verbundstoffe sind praktisch nicht zu recyclen. Wir bitten Arztpraxen und Apotheken daher, auf die Verteilung und Annahme solcher Produktproben zu verzichten und fordern die kosmetische und pharmazeutische Industrie zum Umdenken auf.”

Dr. med. Dennis Niebel, Dermatologe und 2. Vorsitzender der AGN

Die Zukunft liegt im nachhaltigen Marketing

(Bild: C.E.Schweig)

“Produktproben verursachen einen signifikanten Rohstoffverbrauch. Pharmakosmetische Hersteller sind gefordert, sich stattdessen auf innovative, nachhaltige und messbar effiziente Marketingstrategien zu konzentrieren. Dadurch sparen sie Kosten, reduzieren ihren COâ‚‚e-Fußabdruck und sorgen für ein positives Image. Zudem berücksichtigen Unternehmen damit die Vorgaben der EU-Nachhaltigkeits-Gesetze wie der Taxonomieverordnung oder der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).“

Carolina Schweig, Ingenieurbüro C. E. Schweig

Quelle: AGN