Flache Flasche für Wein

Das britische Unternehmen Packamama setzt mit einer flachen PET-Weinflasche auf ein innovatives Verpackungskonzept, das Ressourcen sparen und CO₂-Emissionen senken soll. Die Lösung gewinnt international an Aufmerksamkeit – auch durch regulatorischen Druck auf Hersteller.

Wein in einer flachen Flasche – was zunächst ungewöhnlich klingt, ist Teil einer wachsenden Bewegung hin zu alternativen Verpackungslösungen. Das Unternehmen Packamama aus Großbritannien will mit einer flachen Flasche aus recyceltem PET eine umweltfreundliche Antwort auf die Herausforderungen der Weinbranche liefern – und hat in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte gemacht.

Die Flasche besteht nach Angaben des Unternehmens vollständig aus recyceltem PET (rPET) und lässt sich platzsparend lagern und transportieren. Aufgrund ihrer Form passen mehr Einheiten auf eine Palette als bei herkömmlichen Glasflaschen – laut Hersteller bis zu 91 % mehr. Das spart nicht nur Platz, sondern reduziert auch den CO₂-Ausstoß im Logistikprozess.

Von der Idee zum marktreifen Produkt

Ursprünglich als Lösung für den E-Commerce entwickelt, ist die flache Flasche heute in mehreren internationalen Märkten im Einsatz. In Großbritannien etwa bei Marken wie Accolade Wines und Banrock Station, in Australien bei der Supermarktkette Coles, in Frankreich bei Les Vins Georges Dubœuf. Die Fertigung erfolgt über Produktionspartner, unter anderem in Frankreich und Australien.

Neben dem praktischen Vorteil des Transports hebt Packamama besonders den Recyclingaspekt hervor. Die Flasche sei zu 100 % aus recyceltem Material hergestellt und wiederum vollständig recyclingfähig – ein Argument, das zunehmend auch unter regulatorischen Gesichtspunkten an Bedeutung gewinnt.

Regulatorischer Druck durch EPR-Systeme

Im Vereinigten Königreich greifen, wie auch in Deutschland, EPR-Vorgaben – also Prinzipien der erweiterten Herstellerverantwortung. Sie verpflichten Produzenten, sich an den Kosten der Rücknahme und Entsorgung ihrer Verpackungen zu beteiligen. Ziel ist es, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu berücksichtigen und Anreize für besser recycelbare Materialien zu schaffen.

Während in Deutschland die Hersteller gemäß Verpackungsgesetz u. a. zur Registrierung und zum Recycling ihrer Verpackungen über duale Systeme verpflichtet sind, existieren in Großbritannien zusätzlich finanzielle Anreize und Strafabgaben, etwa für Verpackungen mit geringem Recyclinganteil. Packamama sieht sich hier mit seiner rPET-Flasche im Vorteil – ein Verkaufsargument insbesondere für den Handel.

Kritik und Perspektiven

Noch steht die Packamama-Flasche vor Hürden: Die Weinbranche ist konservativ, Glas hat seit Jahrhunderten Tradition. Auch in puncto Markenimage und Verbrauchererwartung gibt es Vorbehalte. Dennoch sieht das Unternehmen Potenzial für einen Wandel – unterstützt durch den anhaltenden Druck zur Dekarbonisierung und durch eine veränderte Wahrnehmung bei jüngeren Zielgruppen.

Gründer Santiago Navarro betont im Gespräch mit dem britischen Fachmedium The Buyer, es gehe nicht um kosmetische Veränderungen, sondern um systemische Lösungen: „Wir wollen helfen, den Klimakollaps aufzuhalten – bevor er eintritt.“

Verfügbarkeit und Ausblick

Bislang ist die Flasche vor allem im britischen und australischen Markt vertreten. Gespräche mit deutschen und europäischen Partnern laufen laut Unternehmen, konkrete Umsetzungen in Deutschland sind derzeit aber noch nicht bekannt. Sollte sich das Konzept auch hierzulande etablieren, könnten sich für Hersteller und Abfüller neue Fragen in Bezug auf Linienkompatibilität, Materialumstellung und Verbraucherkommunikation ergeben.

Fotos: The Wine Society, Packamama