Die Getecha GmbH wurde 1956 von Ernst Rosenberg gegründet und hat ihren Stammsitz in Aschaffenburg. Das Familienunternehmen zählt heute in Deutschland zu den führenden Herstellern von Zerkleinerungssystemen für die Kunststoff verarbeitende Industrie.
Getecha entwickelt und produziert Kunststoffschneidmühlen für den dezentralen und zentralen Einsatz, innovative Angussentnahmesysteme, CD- und DVD-Zerkleinerungsanlagen sowie komplette Automationslösungen für die Prozesse Zuführen, Einlegen, Entnehmen, Verpacken und Palettieren sowie Mahlgutförderung und Big-Bag-Befüllung. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 65 Mitarbeiter, hat eine Niederlassung in den USA und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2016 einen Gesamtumsatz von etwa 8,5 Millionen Euro.
Zu den Kunden gehören die Anwender und Maschinenbauer der Spritzgieß-, Extrudier-, Blasform- und Thermoformtechnik, sowie namhafte Recyclingunternehmen. Auch für die Automatisierer der Kunststoffindustrie ist das Unternehmen ein interessanter Partner. Die Geschäftsführung liegt in den Händen von Christine Rosenberger (Technik und Entwicklung) und Burkhard Vogel (Vertrieb und Marketing). Eva Rosenberger ist als Prokuristin für Finanzen und Einkauf zuständig und zusammen mit Christine Rosenberger Gesellschafter des Unternehmens.
Burkhard Vogel kam 2002 zu Getecha und übernahm im April 2004 die Geschäftsleitung Vertrieb. Im Interview gibt er Auskunft über die Entwicklung und die Schwerpunkte des Unternehmens.
pj: Herr Vogel, was liegt Ihnen rückblickend auf die Entwicklung von Getecha besonders am Herzen?
Burkhard Vogel: Mit einem gewissen Stolz erfüllt mich, dass wir es geschafft haben, uns in Europa als einer der führenden Hersteller von energieeffizienten Zerkleinerungslösungen für die Kunststoff verarbeitende Industrie zu etablieren. Die Tatsache, dass wir seit etlichen Jahren zunehmend auch als Automatisierer produktionsnaher Entnahme-, Zerkleinerungs- und Rückführprozesse bis hin zur Mahlgutförderung und Big-Bag-Befüllung gefragt sind, stimmt uns ebenfalls sehr zufrieden – und optimistisch zudem. Beides ist heute für einen mittelständischen Anlagenbauer deutscher Herkunft keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
pj: Welche Ereignisse haben diese positive Entwicklung des Unternehmens denn entscheidend beeinflusst?
Burkhard Vogel: Als sich unser Firmengründer Ernst Rosenberger 1956 als junger Ingenieur für den Weg in die unternehmerische Selbstständigkeit entschied, wollte er sich in seiner häuslichen Garage eigentlich auf die reine Entwicklungsarbeit konzentrieren und zusätzlich ein wenig Maschinenhandel treiben. An den Aufbau einer eigenen Produktion dachte er zunächst nicht. Doch es kam alles anders. Anfang der 1960er-Jahre entstand die erste Fertigungs- und Montagehalle am heutigen Standort Aschaffenburg, und um die Beschaffungslogistik zu optimieren, wurden bereits wenig später weitere Lagerhallen gebaut. Damit waren die Grundlagen der betrieblichen Infrastruktur für die Entwicklung und Herstellung von leistungsfähigen Schneidmühlen für die Kunststoff verarbeitende Industrie geschaffen.
pj: Lässt sich sagen, zu welchem Zeitpunkt dann der Wandel des Unternehmens vom reinen Mühlenbauer zum Automatisierer mit eigenem Projekt-Engineering einsetzte?
Burkhard Vogel: Ja, die ersten Anzeichen dafür gab es eigentlich schon recht früh in der Firmenvita. Als nämlich in den 1970er-Jahren der dänische Spielzeugfabrikant Lego die Anforderung an uns stellte, die Angüsse aus seinen Spritzgussmaschinen automatisch in die Zerkleinerungsmühlen überführen zu wollen, stiegen wir ein in die Entwicklung und Produktion schneller elektropneumatischer Angusspicker und Entnahmesysteme. Damit war der erste Schritt auf dem Weg zum Automatisierer getan. Heute realisieren wir in diesem Bereich mithilfe moderner Linear- und Steuerungstechnik mitunter hoch komplexe Mehrachsensysteme mit exzellenter Positionier- und Wiederholgenauigkeit.
Wichtige Ereignisse auf dem Weg zum Automatisierer war aber auch die Verjüngung der Geschäftsführung durch den Einstieg der Töchter des Gründers: Christine Rosenberger als Geschäftsführerin für Technik und Entwicklung und Eva Rosenberger als Prokuristin für das Controlling sowie mit der Zuständigkeit für Einkauf und Buchhaltung Ende der 1990er-Jahre. Ich selbst kam 2002 zu Getecha und übernahm im April 2004 die Geschäftsleitung Vertrieb.
Zwei Jahre später haben wir uns dann ein neues Logo und ein modernisiertes Firmenbild gegeben – insbesondere, um die Neuausrichtung des Unternehmens zum Ausdruck zu bringen. Seitdem treiben wir nicht nur die Entwicklung modularer und energieeffizienter Schneidmühlen voran, sondern werden von den Kunststoffverarbeitern zunehmend auch als Hersteller individueller, kundenorientierter Zerkleinerungs- und Automationslösungen wahrgenommen.
pj: Worin sehen Sie denn heute die Stärken von Getecha – auch hinsichtlich der Abgrenzung vom Wettbewerb?
Burkhard Vogel: Es reicht heute längst nicht mehr aus, nur zuverlässige und leistungsfähige Schneidmühlen zu liefern. Die Kunden – ob hierzulande oder international – erwarten inzwischen viel mehr. Sie wollen einen Partner, der ihnen über die reine Zerkleinerungstechnik hinaus maßgeschneiderte und hoch automatisierte Gesamtlösungen inklusive der Zuführ-, Entnahme-, Förder-, Verpackungs- und Kreislaufsysteme bereitstellt. So wie Getecha heute aufgestellt ist, können wir das bieten. Und zwar für alle Bereiche der Kunststoff verarbeitenden Industrie von der Spritzgießtechnik und dem Thermoforming über die Blasformtechnik bis hin zum Kunststoffrecycling. Unsere großen Stärken liegen dabei nicht nur im anlagen- und steuerungstechnischen Know-how, sondern auch in der intelligenten Kombination moderner Zerkleinerungstechnik mit allen Arten von förder-, handhabungs- und verpackungstechnischen Peripheriesystemen. Gerade das unterscheidet uns dann auch von vielen Wettbewerbern.
pj: Gibt es Veränderungen bzw. Trends im Verhältnis zwischen Ihnen als Anlagenbauer und den Kunden?
Burkhard Vogel: Ja, wir beobachten insbesondere eine immer deutlichere Aufspaltung der Kundschaft in zwei Gruppen. Die eine Gruppe kauft nur über den Preis und schiebt selbst qualitative Aspekte ins zweite Glied. Sie bedient sich vorwiegend aus dem Sortiment asiatischer Anbieter. Die andere, etwas kleinere Gruppe hingegen setzt auf hochwertiges Engineering, hat eher den Mehrwert einer anlagentechnischen Gesamtlösung im Blick und nutzt auch die übergreifende Betrachtungsweise der Total Cost of Ownership (TCO) als Entscheidungsgrundlage für ihre Investitionen.
Den Kunden dieser Gruppe und ihrer meist auf eine langfristige Zusammenarbeit angelegten Sichtweise fühlen wir uns eher verbunden. Das liegt auch an unserem eigenen Selbstverständnis: Bei aller Internationalität im Vertrieb ist Getecha doch ein bodenständiges Familienunternehmen, das für seine Kunden da ist. Für uns ist es nicht entscheidend, eine unüberschaubar große Anzahl von Kunden zu haben. Viel wichtiger ist für uns, dass wir jeden Kunden so aufmerksam betreuen können, dass eine vertrauensvolle, tragfähige Partnerschaft entsteht. Auf dieser Kundenorientierung basiert unser Handeln und wir streben stets danach, dass daraus echte Win-win-Situationen entstehen.
pj: Von welchen Überlegungen lassen Sie sich denn derzeit bei ihren Produktentwicklungen leiten?
Burkhard Vogel: In der Technik sind es seit Längerem vor allem die Aspekte Energieeffizienz, Umweltverträglichkeit und Systemintegration, die unsere Entwicklungsarbeit leiten. Derzeit setzen wir außerdem zahlreiche Ideen aus der Konstruktion um, die den Wartungsaufwand für den Kunden senken und die Bedienung der Maschinen weiter vereinfachen. Viele der aktuellen Zerkleinerungsmaschinen und Anlagenkomponenten werden dementsprechend modernisiert. Als ganz zentrale, über all unsere RotoSchneider-Baureihen hinweg geltende Erfolgsfaktoren sehen wir auch die Flexibilität und Modularität unserer Maschinen. Denn vor allem diese beiden Aspekte stellen sicher, dass wir schnell und mit geringem Aufwand jede große Zentral- oder kleine Beistellmühle individuell auf den Bedarf des Kunden abstimmen können – auch im Hinblick auf deren Integration in komplexe Gesamtlösungen und ihre Anbindung an die übergeordneten Produktionsleitsysteme des Kunden.
pj: Wie war die Resonanz des Publikums auf die Neuerungen, die auf der Kunststoffmesse K im Oktober präsentiert wurden?
Burkhard Vogel: Wir hatten ja einige Neuerungen zur K nach Düsseldorf mitgebracht. Vor allem solche, die die Integration unserer RotoSchneider-Mühlen in die Fertigungslinien unserer Kunden nochmals deutlich vereinfachen und verbessern. Vor allem im Bereich der thermogeformten Verpackungen und der Randstreifenaufbereitung in der dazugehörigen Folienherstellung konnten die Anlagen weiterentwickelt werden. Die inline arbeitenden Einzugsmaschinen können die Vollfolien, die geformten Artikel in den Folien und natürlich die Stanzgitter bis zu einer Folienbreite von 1.750 mm verarbeiten. Über den Energiesparregler werden die erforderliche Leistung der Maschine und damit der Verbrauch der jeweiligen Situation angepasst. Bei der Randstreifenmühle entfällt heute die Bügelsteuerung und die Zugkraft auf den Randstreifen kann je nach Bedarf eingestellt werden. Darüber hinaus wurde auch das äußere Design der Maschinen verbessert, um ein schöneres und angenehmeres Arbeitsumfeld für die Mitarbeiter unserer Kunden herzustellen.
pj: Gibt es rahmenpolitische Entwicklungen, die Ihnen und dem Getecha-Management für die weitere Entwicklung Sorgen bereiten?
Burkhard Vogel: Ja, aber die sind nicht neu und betreffen fast alle Zweige der Industrielandschaft. Uns bereiten latent eigentlich immer bestimmte Kräfte Sorgen, die sich pauschal gegen den Einsatz von Kunststoffen wenden, ohne zu erkennen, auf welch vielfältige Weise diese Materialien uns heute das Leben erleichtern. Gegen die Kunststoffbranche gerichtete Kampagnen vom Typ „Plastiktüten im Meer“ gehen aus unserer Sicht völlig an der Sache vorbei.. Hier lautet die Frage doch vielmehr: „Wer hat die Tüte ins Meer geworfen?“ Es muss endlich Schluss sein mit der wilden Entsorgung. Allen muss daran gelegen sein, dass sämtliche Wertstoffe wieder in die Produktionskreisläufe zurückgeführt werden.