Vom Müllerhandwerk zum Abfüllprofi

Beim Anblick der heutigen Maschinen (links eine VeloVac von 2017, rechts der VeloVac XL) mag man kaum glauben, dass die Geschichte von Greif-Velox bis ins Mittelalter reicht. (Bilder: Greif-Velox; Montage: packaging journal)

Am Anfang der Greif-Velox-Story steht eine der ältesten belegten Unternehmensgründungen weltweit. Mehr als Eintausend Jahre lässt sich die Entwicklung von der Greifen-Mühle bis zum heutigen globalen Technologieführer im Bereich Absackung von Leichtstoffen nachverfolgen. Das Besondere: Bei den Full-Lines steht die Verarbeitung fester und flüssiger Produkte gleichermaßen im Fokus.

Das ist schon etwas ganz Außergewöhnliches: Die Geschichte von Greif-Velox beginnt vor mehr als tausend Jahren mit der Gründung der Greifen-Mühle in Klützow bei Stargard im heutigen Polen durch Mönche. Das Unternehmen agiert heute als Entwickler innovativer und effektiver Absack- und Abfüllanlagen sowie Full-Lines für die Lebensmittel-, Chemie- und Petrochemie-Branche und ist damit in der Verpackungsindustrie fest verankert.

Im 18. Jahrhundert gelangte die Mühle in den Besitz der Familie Mahlkuch, die im Laufe der Zeit stetig Erweiterungen und Neuerungen an dem Betrieb vornahm – vom Einbau von Turbinen und Dampfmaschinen bis hin zum Ausbau nach dem damals neuartigen “Amerikanischen System”, das der Herstellung von sehr feinem, hochwertigem Mehl diente. Neben dieser Mehlproduktion rückte schließlich Ende des 19. Jahrhunderts auch dessen Absackung zunehmend in den Fokus.

Werbung für die Absackwaage „Velox“ aus den 1940er-Jahren.

Mehrere Generationen später gründete Ernst Mahlkuch 1938 das Greif-Werk in Klützow auf der Grundlage von ihm entwickelter Technologien aus dem Absackbereich. Sein großer Erfindergeist war bemerkenswert: Bereits 1908 ließ er sich die erste eichfähige automatische Absackwaage patentieren, die später “Velox” getauft wurde – nach der lateinischen Bezeichnung für “rasch” oder “schnell”. Mit seinen Entwicklungen reagierte Mahlkuch auf die Bedürfnisse der Anwender: Diese konnten mit dem neuen Patent ihr Produkt nicht nur genauer, sondern auch mit großer Zeitersparnis wiegen und abfüllen. “Besser, schneller, rationeller ist die Velox” lautete ein Werbeslogan aus den 1940er-Jahren. Auch hier stand bereits der Mehrwert für die Kunden im Fokus der Maschine: Die “Velox” sowie die ebenfalls von Mahlkuch patentierte Kleieschleuder “Paradox” sind in Müllerkreisen noch heute bekannt.

Auf dem Weg zum Full-Line-Spezialisten

Aufgrund der hohen Nachfrage nach den neuartigen Absacklösungen wurde das Werk bereits 1941 erweitert, bevor Gründer Mahlkuch vier Jahre später das Unternehmen als die Greif-Werke in Lübeck ansiedelte An diesem Standort hat das Unternehmen noch heute seinen Hauptsitz. Schon in den 1950er-Jahren erarbeitete die Greif-Werke marktgerechte kombinierte Lösungen für die Absackung von Produkten. Die Möllers Group, unter deren Dach unter anderem die Möllers Maschinenfabrik für Abfüll- und Verpackungsanlagen firmierte, übernahm 1978 der Greif-Werke. Die damaligen Geschäftsführer versprachen sich davon neue Synergieeffekte.

Reise durch die Unternehmensgeschichte. (Bild: Greif-Velox)

“Ãœber die Jahre haben wir uns immer stärker zu einem Unternehmen entwickelt, das nicht nur Packer, sondern ganze Linien anbietet, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden“, erklärt der heutige Geschäftsführer Ralf Drews. Zunehmend wurden in den Folgejahren zum Teil hoch spezialisierte Funktionen wie das Verschweißen der Säcke, das Palettieren oder die Ladungssicherung in die Anlagen integriert und machten Greif-Velox schließlich zu einem der Technologieführer im Bereich Full-Line. Bereits Mitte der 1980er-Jahre wurde auch die Vakuumtechnologie für das Absacken in Ventilsäcke entwickelt.

Seit 1997 trägt das Unternehmen den bis heute aktuellen Namen “Greif-Velox”, der auf zwei wichtige historische Stationen seiner Geschichte hinweist: die ursprüngliche Greifen-Mühle und die berühmte Absackwaage Mahlkuchs, die den Grundstein für die Ausrichtung des Unternehmens in neuerer Zeit gelegt hatte.

Im Jahr 1999 wurde die Firma Logdos, einer der damaligen Marktführer im Bereich der Abfüll- und Dosieranlagen für flüssige und viskose Produkte, übernommen und das Produktportfolio erweitert: “Es gibt gerade im Chemiebereich viele Kunden, die sowohl Flüssigkeiten als auch Pulver herstellen“, sagt Drews. “Durch die Erweiterung des Produktspektrums können wir ihnen innerhalb des gleichen Industriesegments in ähnlichen Applikationen mit dem gleichen Wertekontext mehr Portfolio anbieten“. Damit hebt sich das Unternehmen weltweit bis heute deutlich von seinen Mitbewerbern ab, die in der Regel entweder das Segment der Flüssigkeitsabfüllung oder das der Pulverabsackung bedienen.

Die Greif-Velox Maschinenfabrik in Lübeck. (Bild: Greif-Velox)

Die Maschinen zeugen auch von einer Robustheit, durch die das Unternehmen über die Zeit besteht. “Diese Langlebigkeit ist für unsere Kunden extrem wichtig”, weiß Drews. “Denn die Verbindung zwischen uns und den Kunden hält oft länger als die durchschnittliche Ehe in Deutschland, da die Maschinen 20, 30 oder mehr Jahre zuverlässig arbeiten. Deshalb ist es wichtig, dass sich unsere Kunden darauf verlassen können, dass wir nicht nur jetzt präsent sind und die richtigen Lösungen für sie finden, sondern auch noch in der Zukunft.”

"Fest verankert in unserer Unternehmenskultur: ambitioniert nach vorn denken, eigenverantwortlich handeln, 'Krawall' im besten Sinne machen."
Ralf Drews
Geschäftsführer von Greif-Velox

Diese Zukunftsfähigkeit hat Greif-Velox in den vergangenen Jahren neu bewiesen: 2018 löste sich das Unternehmen von der bisherigen Muttergesellschaft, der Maschinenfabrik Möllers. Das Managementteam und eine Beteiligungsgesellschaft übernahmen alle Anteile des Unternehmens. “So erhielten wir den nötigen Gestaltungsfreiraum, um weiter zu wachsen”, sagt der Geschäftsführer über sein Unternehmen, das heute mehr als 150 Mitarbeiter beschäftigt.

Smarter Packaging

Werte wie Effizienz, Innovation und Zuverlässigkeit (kurz “EIZ”) prägen die Greif-Velox bis heute grundlegend. Tief verankert in der DNA des Unternehmens ist dieses Leistungspotenzial, verbunden mit dem Ansporn, Anlagen lösungsorientiert und besonders effizient zu gestalten. Mit der Neuausrichtung seit 2018 geht unter anderem eine fokussierte Förderung der Abteilung Forschung und Entwicklung einher, um Innovationen wie zum Beispiel den VeloVac-FIBC für die Absackung im Leichtstoffbereich sowie Smart-Industry-Anwendungen weiter voranzubringen.

Dieser VeloVac von 2017 sackt ultraleichte Pulver in Ventilsäcke ab. (Bild: Greif-Velox)

Die Weltneuheit wurde 2021 als VeloVac-FIBC von Greif-Velox gelauncht und heißt jetzt VeloVac-XL. Er kann ultraleichte Pulver wie zum Beispiel Carbon Black und Kieselsäure staubfrei und effizient in BigBags absacken. Seit Jahren hatte das Team der Abteilung Forschung und Entwicklung in Lübeck an diesem Produkt gearbeitet, das nun bei den ersten Unternehmen in den praktischen Einsatz geht. Es hilft dort, Probleme zu lösen, die seit Langem in der Branche bestanden haben, und bietet bis zu 400 Prozent verdichtete Säcke ohne Produktverlust und ohne Kontaminationen. “Aus ungelösten oder nur mäßig gut gelösten Kundenproblemen leiten sich in der Regel enorme Innovationspotenziale ab”, sagt Ralf Drews. “Proaktiv schaffen wir Lösungen für diese Kundenprobleme, die sich in der Regel immer direkt in Produktivitätserhöhungen für den Kunden übersetzen lassen. Dazu gehören zum Beispiel eine bessere Qualität, Zeit- und Geldersparnis oder ein verbessertes Erscheinungsbild.”

“Wir haben ausreichend innovative Produkte, jetzt ist der nächste konsequente Schritt, den Weg in die Welt zu finden, damit noch mehr Kunden von unseren Produkten profitieren können”, betont der Geschäftsführer. Auch der Aufbau weiterer Vertriebspartner und -kanäle weltweit sowie die Gründung einer amerikanischen Tochtergesellschaft im Jahr 2020 wurden umgesetzt. Diese Wachstumsstrategie soll auch konsequent nach innen umgesetzt werden. Neben der Vergrößerung der Fertigungsflächen setzt Greif-Velox daher auf eine zukunftsorientierte Ausrichtung. “Ich bin überzeugt, dass in der Welt unserer Kunden noch sehr viel Raum für Innovationen ist“, bringt es Drews auf den Punkt.

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