Inszenierungen in Weißblech – Vielfältigkeit mit Innovationspotenzial

Bild: Maria Mordvintseva-Keeler
„Food for Thought“ - Romanklassiker in Dosen. Bild: Maria Mordvintseva-Keeler

Sie schützt ihren Inhalt über einen langen Zeitraum und bewahrt das besondere Genusserlebnis von Convenience-Klassikern und Gourmet-Highlights. Die Weißblechdose kann aber noch viel mehr: Sie inspiriert Künstler, sorgt für Aufmerksamkeit und bietet reichlich Innovationspotenzial.

Seit mehr als 200 Jahren steht die Lebensmitteldose für Qualität und Sicherheit. Inzwischen ist sie auch als Aromatresor, Nährstoffschützer und Vorzeigebeispiel in Sachen Nachhaltigkeit bekannt. Dabei überrascht die Metallverpackung immer wieder aufs Neue und bedient Superlative. Das skurrilste Geschenk in Dosen sind vermutlich „Feines Mäusegulasch“, „Gebratene Krötenbeine“ oder „Zartes Grizzlyfilet“. Wer mit mulmigem Gefühl diese Dosen öffnet, wird erleichtert sein, wenn er die Delikatessen sieht: leckere Weingummis und süße Schaummäuse, die mit Sicherheit gut ankommen.

Ein Präsent der Luxusklasse verkörpert dagegen die teuerste Dose. Sie ist mit besonderem Inhalt gefüllt: dem exklusiven Almas-Kaviar. Dieser Edelkaviar wird ausschließlich von Stören aus dem Kaspischen Meer gewonnen, die mindestens 80 Jahre alt sind – und entsprechend selten. Nur 20 bis 30 Kilogramm dieser Köstlichkeit werden im Jahr produziert. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder: 30.000 Euro und mehr kostet ein Kilo.

Ob Kaviar oder Klassiker, in der Metallverpackung bleiben die Lebensmittel über viele Jahre frisch. Das lässt sich mit gefriergetrockneten Lebensmitteln in Dosen sogar noch steigern. Bei diesem Verfahren wird den Nahrungsmitteln das Wasser entzogen und so die Haltbarkeit noch einmal verlängert. Dadurch können sogar Leckereien wie Eis oder Joghurt, die normalerweise gekühlt werden müssen, bei Zimmertemperatur gelagert werden – und das ganze 25 Jahre lang.

Beim New Yorker Kunstprojekt Canstruction entstehen Skulpturen aus verschiedenen Lebensmitteldosen. Bild: 2017 Canstruction, Inc.

Beim New Yorker Kunstprojekt Canstruction entstehen Skulpturen aus verschiedenen Lebensmitteldosen. Bild: 2017 Canstruction, Inc.

Mehrwert für die Gesellschaft

Die Lebensmitteldose verbindet aber auch Genuss und soziales Engagement. Das belegen zahlreiche Projekte. Viele Mitglieder der „Initiative Lebensmitteldose“ unterstützen zum Beispiel die Organisation Save Food, die gegen Nahrungsmittelverschwendung kämpft. Beim New Yorker Kunstprojekt Canstruction entstehen zunächst Skulpturen aus ganz verschiedenen Lebensmitteldosen, die dann anschließend an Bedürftige verteilt werden.

Auch die Premiummarke NOAN setzt sich für Notleidende ein: Zehn Prozent des Firmenumsatzes werden jedes Jahr für Hilfsprojekte gespendet. Das Unternehmen vertreibt z. B. edle Olivenöle. Die Weißblechverpackung dient dabei nicht nur als Schutz, sondern auch als Differenzierung zum Wettbewerb. Denn viele Olivenöle sind in Glasflaschen abgefüllt. Um sich von der Masse abzuheben, wollte das Unternehmerpaar Margit und Richard Schweger für ihre Marke einen cleanen, coolen und urbanen Look designen. Deshalb entschieden sie sich für die Weißblechdose, die zudem noch einen weiteren großen Vorteil mit sich bringt: Da Weißblech lichtundurchlässig ist, schützt es die empfindlichen Öle optimal. Ganz abgesehen davon punktet die Dose in Sachen Nachhaltigkeit und entspricht damit ebenfalls dem Konzept der Marke. Denn die Rohwaren stammen ausschließlich aus biologischem Anbau und basieren auf einer fairen Zusammenarbeit mit den regionalen Landwirten. Außerdem werden sie mithilfe von umwelt- und gesundheitsverträglichen Verarbeitungsverfahren hergestellt.

Auch die Veranstalter des Festival de Cannes zeigten 2016 mithilfe der Dose ihr soziales Engagement: Auf der Preisverleihung konnten die Gewinner zwischen dem Goldenen Löwen von Cannes und einer goldgefärbten Dose Bohnen – dem „Can Gold“ – wählen. Beide Trophäen hatten den stolzen Preis von 1.500 Euro, jedoch wurde das eingenommene Geld für das Can Gold zugunsten hungernder Kinder gespendet.

Edle Olivenöle von NOAN. Bild: NOAN

Edle Olivenöle von NOAN. Bild: NOAN

Nahrung fürs Gehirn

Weitere Beispiele zeigen, dass die Weißblechdose viele verschiedene Facetten hat. Sie verwöhnt mit ihrem Inhalt die Geschmacksknospen und liefert sogar Nahrung fürs Gehirn – im wortwörtlichen Sinn. „Food for Thought“ nennt die US-amerikanische Designerin Maria Mordvintseva-Keeler ihr kreatives Konzept, mit dem sie Literatur neu in Szene setzt. Dabei hat die Künstlerin drei Romanklassiker, die passenderweise mit Essen zu tun haben, in die ikonenhafte Tomatensuppendose von Heinz (s. oben) gesteckt und neu etikettiert. Die Werke „Frühstück bei Tiffany“, „Naked Lunch“ und „Dinner im Heimweh-Restaurant“ erscheinen in einer Hülle aus Weißblech, die mit kleinen Literaturhäppchen und liebevollen Grafiken verziert ist. Demnach enthält Truman Capotes „Frühstück bei Tiffany“ verlorene Träume, ist eine exzellente Ironiequelle, bietet 85 Prozent der nötigen Tagesdosis und eine Prise Traurigkeit.

Die Dosen der Zukunft? Bild: Crown Holdings

Die Dosen der Zukunft? Bild: Crown Holdings

Die Dose der Zukunft

Eine „sprechende“ Keksdose, die virtuelle Rezepte anbietet, oder eine Bohnendose, die alle Details über Anbau und Lieferwege des Gemüses verrät – reine Utopie? Keinesfalls, schon bald könnte aus dieser Science Fiction-Vorstellung selbstverständlicher Supermarktalltag werden. Grund dafür ist der Siegeszug des „Internet of Things“ (IoT), das die Vernetzung von Gegenständen mit dem Internet bezeichnet. Ein Ansatz, den der Verpackungshersteller Crown gemeinsam mit EVRYTHNG, einem Spezialisten für IoT-Lösungen, nun auf Lebensmittel- oder Getränkedosen ausweiten will. Beste Aussichten für eine perfekte Win-win-Situation: Während Markenartikler und Handel durch Interaktion mit den Kunden höhere Produkttreue erzeugen und Lieferketten-Insights bekommen können, profitiert der Verbraucher von der Inspiration sowie Rückverfolgbarkeit und Transparenz.

Im Jahr 2000 schlossen sich namhafte deutsche Hersteller aus der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie zur „Initiative Lebensmitteldose“ zusammen. Ihr Ziel ist es, Verbraucher und Ernährungsexperten umfassend über Lebensmittel aus Dosen zu informieren. Darüber hinaus wird gezeigt, wie Dosen dazu beitragen, die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren.

Als Vorrat unschlagbar

Aber auch ohne moderne Technik steht die Lebensmitteldose für die Zukunft: Als verlässliche Verpackung für Vorräte. Die Bundesregierung empfiehlt zum Beispiel allen Bürgern, einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln für den Notfall anzulegen. Dafür hat sie sogar den „Vorratskalkulator“ online gestellt, der detailliert aufzeigt, mit welchen und wie vielen Lebensmitteln eine Familie 28 Tage gut über die Runden kommt. Die Liste führt dabei immer wieder die Lebensmitteldose auf. Der Onlineshop conserva.de hat sich sogar auf Notvorräte, Langzeitlebensmittel und Outdoor-Verpflegung spezialisiert. Zur Auswahl stehen Brot, Butter, Käse, Wurst und vieles mehr – sicher verpackt in Weißblechdosen. Das DosenBistro bietet sogar handwerklich zubereitete Mahlzeiten in der Dose, vom Frühstück über Mittagsessen bis zum Dessert. Wie sich zeigt, hat die Zukunft der Dose bereits begonnen.