Sie sind leicht, haltbar, flexibel, preiswert und nahezu wahre Alleskönner. Und in vielen Lebenslagen unverzichtbar. Sie schützen Lebensmittel und verlängern deren Haltbarkeit. Doch Kunststoffe sind in Verruf geraten. Für viele ein Reizthema. Kunststoff oder Plastik schwimmt im Meer und wird als Mikroplastik selbst in Organismen gefunden. Aber was tun? Eine Frage, die auf der K 2019 Messe intensiv diskutiert werden wird.
Primär muss auf die Frage, wieso Unmengen an Kunststoffabfällen in der Umwelt landen, eine Antwort gefunden werden. Was liegt näher, als Konsumenten und Verbraucher intensiv darüber aufzuklären, wie mit lebensmittelschützenden Verpackungen umgegangen werden soll. Industrie einerseits und Konsumenten andererseits sind gefordert.
Wie Menschen für einen sorgsameren Umgang mit Müll, gerade auch Plastikverpackungsmüll, gewonnen werden können, zeigte jüngst das Clean River Project. Von Stefan Horch 2012 ins Leben gerufen, kam das Projekt Paddeln und Fotokunst für saubere Flüsse und Meere auch bei der Messe Düsseldorf an. Mit Start in Koblenz, Halt an verschiedenen Stationen, so ein Stopp in Düsseldorf, wo sich auch Mitarbeiter der Messe Düsseldorf angeschlossen haben, fand die CleanUp-Tour am 06.09.2019 in Berlin ihren Abschluss. An jedem Zwischenstopp wurden Fluss und umliegende Grünanlagen von Abfällen befreit.
Mehr Kreislaufwirtschaft
Im Kampf gegen den Kunststoffabfall soll die Kreislaufwirtschaft im Verein mit dem neuen Verpackungsgesetz den Verpackungsmüll reduzieren und auf diesem Weg die akuten Probleme lösen. An und für sich ist die Idee einleuchtend: Die genutzten wertvollen Materialien am Ende ihres Lebenszyklus wieder so aufzubereiten, um sie für einen erneuten Einsatz zu nutzen. Am besten dauerhaft in einem immer wiederkehrenden Kreislauf.
Doch nicht mit allen Kunststoffmaterialien kann aktuell so verfahren werden. Denn die Recyclingfähigkeit der Verpackung muss gewährleistet sein. Zudem muss die passende Infrastruktur vorhanden sein, um diesen Prozess ökologisch und ökonomisch bestmöglich zu realisieren. Ideal wäre eine geeignete Infrastruktur sowohl für das Sortieren als auch das Recyceln einschließlich geeigneter Abnehmer für die so aufbereiteten Materialien.
Das stellt für die Kunststoffbranche eine Herausforderung dar, denn das Angebot an aufbereitetem Kunststoff übersteigt die Nachfrage. Das dürfte auch mit der Qualität des Recyclingmaterials zusammenhängen. Sortenreine Trennung ist der Idealzustand. Nur auf diesem Weg lassen sich auch wieder sortenreine Produkte daraus herstellen.
Die K 2019, The World´s No. 1 Trade Fair for Plastics and Rubber, vom 16. bis 23. Oktober 2019 in Düsseldorf, ist komplett ausgebucht. Rund 3.200 Aussteller aus mehr als 60 Ländern belegen das gesamte Messegelände mit 175.000 m² Ausstellungsfläche. Erwartet werden über 200.00 Fachbesucher aus aller Welt.
Die Zeit drängt
Alles sollte möglichst schnell gehen. In Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission sollen Kreislaufplattformen ausgebaut und neu aufgebaut werden, die bis 2040 ein werkstoffliches Recycling von 50 Prozent der Kunststoffabfälle sowie 70 Prozent Recycling und Wiederverwendung von Kunststoffverpackungen erreichen sollen. Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft gelingt nur mit dem Engagement und konkreten Maßnahmen aller Beteiligten der Kunststoff verarbeitenden Industrie und allen Akteuren der gesamten Wertschöpfungskette.
Die eigentliche Kernidee der Kreislaufwirtschaft besteht in der Vernetzung der Bereiche Abfallwirtschaft und Recycling mit der Produktion. Dazu gesellt sich automatisch auch das Thema Digitalisierung, was in dieser Komplexität bis dato nur rudimentär in Ansätzen existiert. Zwar werden auf der Messe Beispiele einer Kreislaufwirtschaft vorgeführt, doch das sind erste richtungsweisende Anfänge. Noch fehlt es an der Verknüpfung aller Prozesse. Das umfasst das Sammeln, Recyceln und Produzieren in seiner unternehmensübergreifenden Gesamtheit.
Erste Ansätze machen Mut
Stellvertretend für den Maschinenbau antwortet Andreas Lichtenauer, Managing Director & Partner bei der Kautex Maschinenbau GmbH, auf die Frage, welche Möglichkeiten ein Hersteller wie beispielsweise Kautex hat, den Umgang mit Kunststoff zu verbessern:
„Wir arbeiten unter anderem an Möglichkeiten der Materialeinsparung bei Hohlkörpern. Dadurch reduziert sich am Ende der Gesamtverbrauch von Kunststoff. Nicht nur das. Damit tragen wir dazu bei, den globalen Ausstoß an CO2 zu reduzieren. Bedenkt man, dass Kunststoffverpackungen in der Herstellung weniger Energie benötigen als Alternativen aus Glas oder Papier, ist das ein sehr wichtiger Aspekt. Denn auch in diesem Bereich gibt es aus gutem Grund globale Vorgaben zur Reduzierung. Es ist also extrem wichtig, die globalen Recycling-Kreisläufe in Gang zu bringen, und wir arbeiten daran, die Verarbeitung von PCR, also recyceltem Kunststoff, zu optimieren und den Materialbedarf zu reduzieren. Das ist die Stellschraube, an der wir mitdrehen können. Was das genau bedeutet, werden wir an konkreten Beispielen zur K 2019 präsentieren.“
Fernziel Smart Factory rückt näher
Neben dem Thema Kreislaufwirtschaft werden weitere wichtige Themen auf der K 2019 intensiv diskutiert werden. Beispielsweise das Thema Kunststoffe für eine nachhaltige Entwicklung. Heute genügt es nicht, die Qualität von Werkstoffen nur an ihrer Funktionalität auszumachen. Auch ihre Nachhaltigkeit wird zunehmend wichtiger. Mit Kunststoffindustrie 4.0 wird das zunehmende Maß der digitalen Vernetzung angesprochen, das relevanten Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat. Die Realisierung der „Smart Factory“ rückt damit in greifbare Nähe.
Unter Systemintegration werden außergewöhnliche Materialien geschaffen. Polymere lassen sich gezielt und effizient auf die jeweilige Anwendung designen. Mit Young Professionals wird der Mensch in den Mittelpunkt gerückt. Der Science Campus rückt den qualifizierten Nachwuchs in Ausbildung und Forschung in den Fokus.