KHS – leistungsstarke Verpackungsmaschinen aus Kleve

Eine Auswahl aktueller attraktiver Sekundärverpackungen. (Bild: KHS)
Eine Auswahl aktueller attraktiver Sekundärverpackungen. (Bild: KHS)

Es bedarf ganz besonderer Menschen, um in wenigen Jahren aus einer Idee ein global erfolgreiches Unternehmen zu formen. Immer wieder schreibt der deutsche Mittelstand solche Geschichten von Tatkraft, Erfindergeist und Mut. Und doch ist dabei jede Erzählung einzigartig. So auch die der KHS-Verpackungsexperten aus Kleve.

1957 gründete Karl Kisters die Kisters Maschinen- und Apparatebau GmbH. 60 Jahre später ist der Name KHS Kisters weltweit ein Synonym für Verpackungskompetenz in der Getränke- und Food-Industrie. Dabei hatte alles ganz anders angefangen, nämlich mit Maschinen für die Schuhindustrie …

Sozial und gesellschaftlich engagiert

Gemeinsam hat das Ehepaar Kisters über Jahrzehnte die Geschicke der Firma in Kleve gelenkt – sie als Kauffrau zuständig für die Zahlen, er als Schlossermeister für die Umsetzung der selbstentwickelten Innovationen. 1990 hat sie sich aus der Geschäftsführung zurückgezogen, ihr Mann folgte ihr nur ein Jahr später. In ihrer Heimat am Niederrhein nahe der deutsch-niederländischen Grenze blieben beide bis zuletzt sozial und gesellschaftlich engagiert. Den diesjährigen 60. Geburtstag des von ihnen gegründeten Unternehmens können Karl und Maria Kisters nicht mehr erleben. Sie verstarb 2016 im Alter von 86 Jahren, acht Jahre nach ihrem Mann.

Gemeinsam haben Maria und Karl Kisters über Jahrzehnte die Geschicke der Firma gelenkt. (Bild KHS)

Gemeinsam haben Maria und Karl Kisters über Jahrzehnte die Geschicke der Firma gelenkt. (Bild KHS)

Dass in Kleve 1957 der Aufstieg eines der erfolgreichsten Verpackungsmaschinenherstellers der Welt begann, ist dabei maßgeblich diesen beiden besonderen Persönlichkeiten zuzuschreiben. Erst 30 Jahre nach der Gründung verkauften sie erstmals Firmenanteile, um den Fortbestand des Unternehmens nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben zu sichern. Die Klöckner Mercator Maschinenbau GmbH aus Duisburg erwarb zunächst die Hälfte der Anteile, kurze Zeit später wurde sie Mehrheitseigner.

Als die beiden Gründer das operative Geschäft verließen, lag der Umsatz bereits bei über 60 Millionen D-Mark (1990), vier Jahre später waren es über 100 Millionen. Zu diesem Zeitpunkt leiteten Jean Marti und Dr. Winfried Groetschel das Unternehmen. Erst 2003 – Karl Kisters war inzwischen 79 Jahre alt – wurde die 1968 in Kisters Maschinenbau GmbH umbenannte Firma endgültig durch die Klöckner-Werke AG in die KHS-Gruppe übertragen, die heute Prof. Dr.-Ing. Matthias Niemeyer als Vorsitzender der Geschäftsführung leitet.

In der Wiesenstraße in Kleve entstanden die ersten Maschinen. (Bild: KHS)

In der Wiesenstraße in Kleve entstanden die ersten Maschinen. (Bild: KHS)

Eine Idee und ihre Umsetzung

Als Karl Kisters mit 33 Jahren sein Unternehmen gründet, ist er gerade ein Jahr verheiratet und will den wirtschaftlichen Erfolg. Der Schwiegervater gab etwas Gründungskapital hinzu und von den letzten 600 Mark wurden ein Schweißgerät und ein Satz Werkzeuge gekauft, beides gebraucht. In Kleve und im Umland saßen zu dieser Zeit vor allem Unternehmen der Nahrungsmittel- und der Schuhindustrie. Kisters selbst hat als gelernter Schlosser nach dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Schuhfabriken gearbeitet. Für diese fertigte sein kleines Unternehmen nun zunächst einfache Maschinen. Dabei machte er sich schnell einen Namen als Problemlöser und musste aufgrund der vollen Auftragsbücher schon bald anbauen und neue Mitarbeiter einstellen.

Ein Auftrag der Biskuitfabrik XOX verlangte von Kisters eine Verpackungsmaschine, die die Produktion effizienter und zuverlässiger gestalten sollte. Das gelang mit Bravour, sodass fortan die Sekundärverpackungen von Lebensmitteln und Getränken mit im Fokus standen. 1967 produzierte das Unternehmen den Sammelpacker 40. Dieser gruppierte die Produkte automatisch in einem Tray, das anschließend mit Schrumpffolie eingeschlagen und versiegelt wurde. Die Maschine mit einer Leistung von 25 Takten pro Minute konnte in der Folge allein nach Großbritannien über 400-mal verkauft werden.

Karl-Heinz Klumpe, Product Manager Packaging, ist nicht nur einer der ältesten noch aktiven Mitarbeiter, er ist auch einer der Köpfe hinter den aktuellen Verpackungsanlagen aus Kleve. (Bild: KHS)

Karl-Heinz Klumpe, Product Manager Packaging, ist nicht nur einer der ältesten noch aktiven Mitarbeiter, er ist auch einer der Köpfe hinter den aktuellen Verpackungsanlagen aus Kleve. (Bild: KHS)

Erste eigene Steuerung und austauschbare Formatsätze

Das war zugleich der Startschuss für ein schnelles und kontinuierliches Wachstum des Unternehmens. Grundlage des Erfolgs sollte vor allem die Innovationskraft der Klever sein, die selbst entwickelten, was der Markt nicht hergab. Schon damals gab es erste Ansätze eines modularen Baukastens. So wurden zum Beispiel Formatsätze mit definierten Befestigungspunkten konzipiert, die es Anwendern ermöglichten, auf einer Verpackungsmaschine verschiedene Formate zu fahren und gleichzeitig schnell und zuverlässig umzurüsten. Dies war in den Anfangsjahren ein weltweites Alleinstellungsmerkmal.

Spezialmaschine für Orangina: Die Anlage wurde in den 1970iger-Jahren für die spezifischen Bedürfnisse des Kunden gefertigt. Durch die zwei auf dem Kopf stehenden Flaschen ergab sich nach dem Einschrumpfen ein stabiles Gebinde. (Bild:KHS)

Spezialmaschine für Orangina: Die Anlage wurde in den 1970iger-Jahren für die spezifischen Bedürfnisse des Kunden gefertigt. Durch die zwei auf dem Kopf stehenden Flaschen ergab sich nach dem Einschrumpfen ein stabiles Gebinde. (Bild:KHS)

1970 folgte der Schritt zur eigenen Elektronik inklusive Sensorik. Als Ergebnis dieser Arbeit kam aus Kleve schließlich 1974 die erste kontinuierliche und mit der hauseigenen speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) ausgestattete Verpackungsmaschine weltweit. Eine Leistung von 60 Takten pro Minute, aber auch die Bedienung dieser Maschine waren damals Weltspitze: So informierte die Steuerung erstmalig in grafischer Form über Prozesse, Maschinenstatus und Fehlermeldungen. Damit war die sogenannten Modellreihe 97 auch für die Bediener eine erhebliche Arbeitserleichterung.

Mit dem Kartonaufrichter vom Typ CB 30 aus dem Jahr 1970 wurden die Zuschnitte aufgerichtet. Die Kartonbeladung erfolgte manuell, die Verklebung mit Kaltleim. (Bild:KHS)

Mit dem Kartonaufrichter vom Typ CB 30 aus dem Jahr 1970 wurden die Zuschnitte aufgerichtet. Die Kartonbeladung erfolgte manuell, die Verklebung mit Kaltleim. (Bild:KHS

Weitere Weltneuheiten aus Kleve

1980 kam ein zentraler Servomotor in einem Multipacker zum Einsatz, um erstmalig eine stetig korrekte Positionierung von bedruckter Folie zu ermöglichen. Die erste fertiggestellte Anlage dieser Art ging zu einem Kunden in Südafrika. Der nächste Entwicklungsschritt war nicht weniger als eine erneute Weltneuheit. Nachdem das Unternehmen 1985 ein neu errichtetes Firmengebäude bezogen hatte, entstand dort nur zwei Jahre später die erste mechatronisch gesteuerte Verpackungsmaschine. In dieser waren (aus heutiger Sicht selbstverständlich) dezentral mehrere Servomotoren verbaut. Damals war dies nur durch die eigene SPS-Steuerung möglich und so konnten die bis dahin üblichen Zentralantriebe ersetzt werden. Bis zu 120 Takte pro Minute schaffte die Anlage, die mit logischen Daten wie Millimeter oder Sekunden gefüttert wurde, während die Anwender mit Wettbewerbsmaschinen diese noch in Hexadezimalwerte umrechnen mussten.

Der globale Erfolg zeigte sich auch in der Verteilung der Anlagen über die ganze Welt. 1990 standen knapp 30 Prozent aller Anlagen in Frankreich, etwa 13 Prozent in Großbritannien und Südafrika. Es folgen im einstelligen Prozentbereich die damalige Bundesrepublik, Spanien, Australien, die USA, Italien und die Niederlande. Eine bunte Mischung, die zugleich die Bedeutung der Marke im globalen Kontext unterstreicht.

Sammelpacker Typ 197 von 1990 zur Herstellung von Tray- und Pad-Verpackungen mit und ohne Schrumpffolie, oder auch nur in Folie. (Bild: KHS)

Sammelpacker Typ 197 von 1990 zur Herstellung von Tray- und Pad-Verpackungen mit und ohne Schrumpffolie, oder auch nur in Folie. (Bild: KHS)

Das änderte sich auch mit dem Ausscheiden der beiden Firmengründer nicht. Im Jahr 2000 wurde in Kleve das durchgängig modulare Maschinenkonzept eingeführt und erstmals auf der interpack der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Jahr später hatte man bereits 80 dieser Maschinen gebaut. Schneller als erwartet löste das neue Programm aufgrund der starken Nachfrage die bisherigen Anlagen komplett ab. Eine Mammutaufgabe, die den Konstrukteuren rund 60.000 Arbeitsstunden parallel zum laufenden Betrieb abforderte.

Die Vorteile lagen auf der Hand: Die modulare Bauweise, heute noch in weiterentwickelter Form in den Advanced- und Basic-Baureihen im Einsatz, vereinfachte die Umrüstung bestehender Maschinen sowie die Ersatzteilversorgung. Sie erhöhte zudem die Konfigurierbarkeit der Anlagen, indem einzelne Bausteine ganz nach den Kundenbedürfnissen ausgeführt werden konnten. Der Kisters-Packer wurde dadurch zum Inbegriff für Traypacker im Verpackungsmaschinenbau.

Im Jahr 2016 verließen rund 150 Anlagen das weiter expandierende Werk, Tendenz steigend. In Stoßzeiten ist es sogar eine Anlage pro Tag. Weltweit sind rund 3.700 Packer aus Kleve im Einsatz, die ältesten mit einem Baujahr aus Mitte der achtziger Jahre. Jedes neue Modell übertrifft dabei erneut die Leistungsdaten des Vorgängers. Moderne modulare Schrumpfpacker bewegen sich heute dank einer vierbahnigen Verarbeitung in Leistungsbereichen von bis zu 32.400 Gebinden pro Stunde.

Neue Anforderungen erfüllen

In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl von Verpackungsformen, die auf einer Maschine produziert werden, erheblich erhöht. Marketingexperten buhlen mit immer neuen und schneller wechselnden Formen von Primärverpackung und Gebinden um die Aufmerksamkeit der Endkunden an den Regalen. Mit dem modularen Konzept und schnellen Formatumbauten waren die KHS-Anlagen bereits sehr gut auf diese Herausforderungen vorbereitet. Egal ob Wrap-around-, Schrumpf-, Display- und Traypacker oder, mit der jüngst eingegangenen Kooperation mit dem Unternehmen Gerhard Schubert, auch Baskets und Cluster-Packs, in Kleve gibt es eine Lösung für alle Anforderungen.

Norbert Pastoors, Head of Packaging Products Division, ist seit 2007 bei KHS. (Bild: KHS)

Norbert Pastoors, Head of Packaging Products Division, ist seit 2007 bei KHS. (Bild: KHS)

Aber wie schon Karl Kisters denken auch seine Nachfolger über die Verbesserung des Vorhandenen hinaus. Heute stellen sich die Experten unter der Leitung von Norbert Pastoors, Head of Packaging Products Division, immer noch die gleichen bedeutenden Fragen: Welche neuen Verpackungskonzepte können erfolgreich sein? Wie können Anlagen schneller, sicherer und effizienter arbeiten? Wie lässt sich die Umwelt schonen und der Materialeinsatz reduzieren?

Einen komplett neuen Ansatz verfolgen die Maschinen der KHS-Tochter NMP Systems. Von dort kommen die Innovationen Direct Print Powered by KHS™ und Nature MultiPack™. Vor allem letzteres rüttelt an den Grundfesten der Verpackung von Getränkegebinden. Durch kleine Klebepunkte werden PET-Flaschen aneinander befestigt. So stört keine Folie den Blick auf die Flasche. Das spart Material und eröffnet durch die Fokussierung auf die Primärverpackung neue Marketingmöglichkeiten. Erster Anwender war Danone Waters für seine Premiummarke Evian.

Stand der Technik heute: der KHS Innopack Kisters DP, ein modernes, effizientes und platzsparendes Packsystem für Dosen, Glas- und PET-Flaschen sowie Multipacks auf Displays und Großtrays. (Bild: KHS)

Stand der Technik heute: der KHS Innopack Kisters DP, ein modernes, effizientes und platzsparendes Packsystem für Dosen, Glas- und PET-Flaschen sowie Multipacks auf Displays und Großtrays. (Bild: KHS)

Blick in die Zukunft

Während die aktuellen Entwicklungen gerade den Markt erobern, denken die Verpackungsspezialisten bereits weiter. Maschinen, die selbst erkennen, wann Material zur Neige geht und sich auch ohne menschliche Bediener mit Nachschub an beispielsweise Folien oder Karton versorgen, sollen der nächste Schritt sein. Helfen können dabei Lösungen, in denen Roboter zum Einsatz kommen. Bereits jetzt gibt es Kunden, die in einer ganzen Achtstundenschicht keinen Karton mehr von Hand nachlegen müssen.

Selbst bei den schon heute sehr schnellen Formatwechseln sieht KHS noch Spielraum. Der vollautomatische Formatwechsel, das bedeutet die Anpassung der Maschine ohne neue Formatteile, wäre noch einmal eine Ersparnis an Material und Zeit. Das ist noch Zukunftsmusik, aber nicht mehr Science-Fiction. Somit gibt es eine klare Parallele zu den Zeiten von Karl Kisters seit 1957: In Kleve arbeiten damals wie heute besondere Menschen, deren Verpackungsmaschinen auch heute zu den besten der Welt zählen.

Der Standort Kleve 2011. (Bild: KHS)

Der Standort Kleve 2011. (Bild: KHS)