Kreislaufwirtschaft mit Mehrzweck und Recycling

Im Metsä Board Excellence Center arbeiten Ilkka Harju (r.) und seine Kollegen kontinuierlich an neuen Verpackungslösungen.
Im Metsä Board Excellence Center arbeiten Ilkka Harju (r.) und seine Kollegen kontinuierlich an neuen Verpackungslösungen. (Bild: Metsä Board)

Hohe Qualität bei geringem Materialeinsatz – das ist ein Kriterium der Design Challenge „Better with Less“ von Metsä Board. Das Unternehmen ruft junge Designer dazu auf, nachhaltige und kreislauffähige Verpackungslösungen zu entwickeln. Wir haben mit Juror und Packaging Services Director, EMEA & APAC, Ilkka Harju über den Wettbewerb und die Herausforderungen der Branche gesprochen.

Metsä Board hat 2022 wieder zur Design Challenge ausgerufen und widmet sich dem Thema Kreislaufwirtschaft. Was bedeutet Kreislaufwirtschaft für Metsä Board und warum ist sie wichtig?

Natürlich geht es jetzt mehr denn je um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Die Ellen MacArthur Foundation gibt hier eine Art Benchmark und ein Prinzip vor. Die Grundprinzipien sind reduce, reuse und recycle – also reduzieren, wiederverwenden und recyceln. Das sind die Grundsätze, die wir bei der Gestaltung von Verpackungslösungen verfolgen. Und das bereits, wenn es um den Rohstoff aus den Wäldern geht. Schon hier ist es wichtig, dass man genau weiß, welche Rohstoffe man verwendet und woher sie stammen. In unserem Fall verwenden wir zertifiziertes Forstmaterial, das wir für die Herstellung von Zellstoff und damit von Karton verwenden. Heute sind wir in der Lage, unsere Materialien und Verpackungen energieeffizient zu produzieren. Denn es wird auch über den Fußabdruck und CO2-Emissionen bei der Produktion von Materialien diskutiert. Unser Ziel ist es, bis 2030 keine fossilen Brennstoffe mehr zu verwenden. Beim Design und der Entwicklung von Verpackungen können wir Lösungen schaffen, die zweckmäßig sind und dem Kreislaufgedanken gerecht werden, sodass ein Minimum an Rohstoffen und Energie verwendet wird. Wir arbeiten mit einem leichtem Material, das die Produkte dennoch tragen und schützen muss. Verpackungen sollten ökologisch und materialeffizient gestalten sein. Wenn wir Lösungen so konzipiert haben, dass sie über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg effizient sind, können Kreisläufe geschlossen werden. Am Ende sollte das Produkt immer recycelbar sein.
Die Sushi-Verpackung kombiniert zwei Materialien, die sich getrennt in die jeweiligen Recyclingströme geben lassen.
Die Sushi-Verpackung kombiniert zwei Materialien, die sich getrennt in die jeweiligen Recyclingströme geben lassen. (Bild: Metsä Board)

Sie haben auch Energieeinsparungen und erneuerbare Energien oder Materialreduzierung erwähnt. Gibt es noch andere Aspekte, die bei der Entwicklung von Verpackungen aus Papier oder Karton in die Nachhaltigkeit einfließen?

Das Problem ist oft, dass wir neben Nachhaltigkeitsaspekten wie der Materialreduzierung auch die Probleme angehen müssen, die die Verpackung lösen soll. Wir haben also leichtgewichtige, aber auch intelligente Lösungen, die einen Mehrzweck und ein zweites Leben bieten können. Natürlich kommt am Ende immer ein Punkt, an dem es Zeit für das Recycling ist. Aber wie kann man diesen Zeitpunkt hinauszögern? Es gab viele Diskussionen, in denen Kunststoff gegen Karton ausgespielt wurde, aber es ist nicht so schwarz-weiß. Aus Verbrauchersicht gibt es zum Beispiel einige Anforderungen, die mit Kunststoffverpackungen leichter erfüllt werden können. Zum Beispiel wenn die Verpackung transparent oder besonders starr sein soll. Bei einer Sushi-Verpackung gibt es die Möglichkeit, zwei Materialien zu kombinieren. Der Sushi-Tray kann aus Karton bestehen und wird durch einen Kunststoffdeckel erweitert. Beide Materialien sind in unterschiedlichen Recyclingströmen recycelbar. Außerdem dient der Kunststoffdeckel als Becherhalter für die Soßen und wenn der Verbraucher das Sushi isst, kann er den Deckel verwenden, um die Soßen einzufüllen und das Sushi zu dippen. Wir können mehr aus der Verpackung rausholen und sie für mehrere Zwecke nutzen.
Ilkka Harju sitzt als Experte in der Jury der Design Challenge und sucht nach innovativen Verpackungslösungen, die Material einsparen und dabei stark in der Qualität performen.
Ilkka Harju sitzt als Experte in der Jury der Design Challenge und sucht nach innovativen Verpackungslösungen, die Material einsparen und dabei stark in der Qualität performen. (Bild: Metsä Board)

Kommen wir zur Design Challenge. Was ist der Fokus der Challenge? Ist es das Design, die Convenience für Verbraucher, die Nachhaltigkeit oder gehen die Themen Hand in Hand?

Sie gingen im Grunde Hand in Hand. Und in diesem Jahr ging es beim Thema „Better with Less“ darum, innovative Lösungen mit dem Material Karton zu finden. Es gab verschiedene Verpackungslösungen für ganz unterschiedliche Zwecke. Inzwischen können die Lösungen auf der Shortlist auf unserer Website angesehen werden. Es gibt sehr gute Beispiele, bei denen die Verpackung vor dem Recycling ein zweites Leben erhalten hat.

Was würden Sie sagen, wo die großen Herausforderungen bei der Kreislaufwirtschaft liegen?

Ich würde sagen, dass die größte Herausforderung das Recyclingsystem ist. Zum Beispiel haben wir in den nordischen Ländern gut entwickelte Recyclingsysteme für Papier und Karton. Aber wir sehen auch, dass es viele Länder gibt, in denen das nicht so ist. Hier ist auch das Bewusstsein der Verbraucher wichtig. Wir sollten Verbraucher über verschiedene Materialien informieren, wie sie diese recyceln können und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben. Eine andere Herausforderung liegt darin, dass es innovative Start-ups und Unternehmen braucht, die Technologien entwickeln, um unsere Lösungen und Designs herzustellen. Es gibt gute Ideen, aber oft fehlen uns die passenden Technologien für die Umsetzung. Es geht also darum, wie wir Materialien und Technologien kombinieren und etwas Neues schaffen.

Um einen Kreislauf zu schaffen, müssen viele Teile zusammenpassen. Welche Innovationen sehen Sie, wenn Sie auf 2023 blicken?

Ich bin sicher, dass es neue Lösungen für Transportverpackungen geben wird und neue Herstellungsverfahren. Dort, wo noch Kunststoff genutzt wird, werden wir Verpackungen auf Faserbasis sehen. Dann 3-D-Fasern. Das ist keine neue Technologie, aber geformte Verpackungen auf Zellstoffbasis werden ein wichtiges Segment sein. Wie groß dieses sein wird, hängt von den Kosten und der Effizienz im Vergleich zu Karton ab und von neuen Lösungen im Bereich Karton. Barrieren sind ein weiteres Thema. Wir sehen bereits ökologische Alternativen, die die Barriereeigenschaften haben wie Kunststoffbarrieren. Das gilt zum Beispiel für Backwaren, aber wenn es um Fleisch usw. geht, sind wir noch nicht so weit.

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