Nach 29 Monaten Live-Pause und einer rein digitalen Ausgabe in 2021 hat sich die Bio- und Naturkosmetikbranche in den letzten Tagen wieder zum Messeduo Biofach und Vivaness getroffen. 2.276 Aussteller präsentierten ihr Angebot vor Ort sowie auf der ergänzenden digitalen Plattform, mit über 24.000 Fachbesuchern kamen allerdings deutlich weniger Besucher nach Nürnberg als 2020. Wir haben uns vor Ort umgesehen.
Nachdem man auf Biofach und Vivaness lange Zeit kaum nachhaltige Verpackungen fand, es dann ein kurzes Zwischenspiel mit viel schwarzem Kunststoff und Plastikverpackungen in Papieroptik gab, hat seit einigen Jahren in der Branche ein Umdenken eingesetzt. Und so ist das Thema Verpackung auch auf der Messe immer präsenter geworden. Am Neuheitenstand gab es allerdings manches unter der Rubrik „innovatives Verpackungskonzept“, das außerhalb der Biobranche längst Standard ist, beispielsweise Nachfüllbeutel oder der Einsatz von Monomaterial.
Dennoch fiel auf, dass aktuell etwa Beutel für Tiefkühlkost aus deutlich dünnerem Material bestehen und Kaffeeverpackungen auf die Metallisierung verzichten. Beim Glas setzen viele Hersteller auf Braun- oder Grünglas, das mit weniger Energieaufwand und einem höheren Altglasanteil hergestellt werden kann.
Wie im konventionellen Lebensmittel- und Kosmetikmarkt wird auch in der Bio- und Naturkosmetikbranche aktuell sehr viel in Papier und Karton verpackt. Eine Reihe von Naturkosmetikherstellern hatten etwa Deosticks und Lippenpflegestifte in Kartonhülsen im Angebot. Diese sind aber in der Regel innen beschichtet, damit das feste Körperpflegeprodukt nicht durchfettet. Einge Anbieter nutzen dabei eine Innenbeschichtung aus bioabbaubarem PLA. Das aber gelangt beim Papierrecycling ins Abwasser, was Fachleute durchaus kritisch sehen.
Das junge Berliner Unternehmen truemorrow verzichtet daher bei der Verpackung seiner Deosticks und Lippenpflegestifte komplett auf eine Innenbeschichtung. Der Inhalt sei eben ein Naturprodukt, das auch Spuren auf der Verpackung hinterlassen dürfe, so das Unternehmen. Die Berliner zeigten zudem eine neue kreislauffähige Tube für Zahnpasta aus 50 Prozent Rezyklat, die inklusive dem Verschluss aus Monomaterial besteht. Für seine Kinderzahnpasta hat truemorrow zudem eine extra kleine Tubenöffnung entwickelt, denn Kinder sollen nur eine erbsengroße Menge Zahnpasta verwenden.
Das französische Unternehmen Bleu Vert präsentierte einen dekorativen Holzstick für sein nachfüllbares festes Deo. Das Buchenholz dafür stammt aus zertifizierten französischen Wäldern, französische Drechsler stellen die Holzapplikatoren in Handarbeit her. In Frankreich wurde der Bô Stick bereits von zwei Jahren gelauncht, jetzt sucht Bleu Vert Vertriebspartner in Deutschland.
Besonderen Wert auf eine nachhaltige Verpackung legt auch das junge Unternehmen Groovy Goods aus Wuppertal. Seine umweltfreundlichen Spülmittel, Badreiniger und Co. in fester Form werden in Graskarton verpackt, die umweltfreundlichen Druckfarben ohne Antioxidationsmittel oder Mikroplastik stammen von PURe.
Feste Produkte sind derzeit der großer Trend bei den Naturkosmetikprodukten. Durch ihr geringes Volumen bieten sie vor allem Vorteile für Logistik und Transport. Mittlerweile gibt es nicht nur festes Shampoo, feste Seife und festes Reinigungsöl, sondern auch festen Rasierschaum und festes Aftershave. Apropos Naturpflegeprodukte für Männer: Diese stecken jetzt nicht mehr in schwarzen Verpackungen. Gerade schwarze Kunststoffverpackungen werden bekanntermaßen in den Sortieranlagen nicht erkannt und landen damit in der Regel in der Verbrennung.
Der Termin für die nächste Biofach und Vivaness steht auch bereits fest: Das Messeduo findet das nächste Mal vom 14. bis 17. Februar 2023 im Messezentrum Nürnberg statt.
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