Mit Paletten hatte sie in ihrem bisherigen Berufsleben keine Berührungspunkte. Jetzt leitet Anne Kramer-Münch als CEO den Open-Pooling-Dienstleister PAKi Logistics – nach Stationen bei Mars, Henkel, Nestlé und Tomra will die Betriebswirtschaftlerin vor allem das Thema Nachhaltigkeit in dem Ennepetaler Familienunternehmen mitgestalten.
Ladungsträger wie Europaletten und Gitterboxen sind für den weltweiten Transport von Gütern unverzichtbar. Damit diese nach einem Gebrauch schnellstmöglich erneut eingesetzt werden können, sorgt Open-Pooling-Dienstleister PAKi Logistics mit Tausenden Annahme- und Abladestationen in ganz Europa für den effizienten Paletten- und Boxentausch. Zu den Kunden des Ennepetaler Unternehmens zählen sämtliche Akteure entlang der Lieferkette, von den Transportunternehmen über Verlader und Hersteller bis hin zum Handel.
“Bevor ich zu PAKi kam, hatte ich eigentlich gar nichts mit Paletten zu tun. Zumindest seit meiner Diplomarbeit nicht, die ich bei Henkel über ein Palettenthema geschrieben habe“, sagt die neue Geschäftsführerin, die in Köln Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Logistik studiert hat. „Der rote Faden in meinem Berufsleben war immer der Value-Chain-Ansatz – ob in der Logistik im Bereich Marketing und Vertrieb bei Mars, bei Schwarzkopf & Henkel im Category-Management wie auch im Marketing oder bei Nestlé im klassischen Vertrieb in verschiedenen kommerziellen Rollen.”
Bei Nestlé Purina führte Anne Kramer-Münch das Pet-Food-Business in Österreich – „ein überschaubares Portfolio, aber ein spannendes Feld und eine emotionale Zielgruppe“ –, bevor sie im Konzern die Position des Head of Channel & Category Sales Development der internen Vertriebsdirektorin bei Nestlé-Tochter Maggi übernahm.
“Ursprünglich komme ich aus Bergisch Gladbach und hatte immer den Wunsch, wieder ins Rheinland zurückzukehren. So bin ich schließlich bei Tomra Systems in Langenfeld gelandet. Hier war das große Thema Sustainability, das auch für mich persönlich wichtig ist.“ Fünf Jahre hatte Anne Kramer-Münch bei Tomra die Position des Commercial Vice President für Deutschland inne, dann ergab sich die Möglichkeit, zu PAKi zu wechseln.
“Ich hatte eigentlich keine Berührungspunkte zur Palette. Gereizt hat mich aber, dass PAKi ein Familienunternehmen ist, dem Nachhaltigkeit wichtig ist. Dieses Thema möchte ich mitgestalten und das kann ich hier. Zudem hat mein Vorgänger bereits hervorragende Grundlagen für verschiedene Themen gelegt, zum Beispiel die Umsetzung eines neuen Bürogebäudes, das auf New Work setzt.“
Anne Kramer-Münch, CEO PAKi Logistics

Der Open-Pooling-Dienstleister sorgt mit Tausenden Annahme- und Abladestationen in ganz Europa für den effizienten Paletten- und Boxentausch. (Bild: PAKi Logistics)
Die PAKi Logistics GmbH wurde 1974 von einer Gruppe von Logistikexperten gegründet, die damals das Potenzial tauschfähiger Ladungsträger erkannten. Heute gehören rund 250 Mitarbeiter zu dem international aufgestellten Unternehmen mit Hauptsitz in Ennepetal und Standorten in Verona, Toulouse und Warschau. „Ich hatte natürlich in den ersten Wochen viele Fragen, denn das Businessmodell von PAKi ist komplex. Vom ersten Tag an wurde ich gut aufgenommen in einem sehr kompetenten Team. Viele der Kolleginnen und Kollegen sind schon lange dabei und kennen sich bestens aus. Und die nach außen kommunizierten Werte Care, Dare und Deliver werden tatsächlich auch im Unternehmen gelebt.“
Drei Punkte sind der neuen Geschäftsführerin ein besonderes Anliegen: mehr Transparenz, um mit den Mitarbeitern in einen Dialog zu treten, gegenseitiges und gemeinsames Verstehen und gute Zusammenarbeit. „Ich habe immer das Bild von einem Segelschiff vor Augen, auf dem es ganz unterschiedliche Aufgaben gibt, man aber gut zusammenarbeiten muss, damit alles läuft.“
Grüne Logistik entlang der Lieferkette
Durch sein offenes Pooling mit tauschfähigen Ladungsträgern will PAKi Logistikprozesse optimieren und damit eine grüne Logistik entlang der gesamten Lieferkette ermöglichen. „Wir wollen mit unserer Arbeit Werte schaffen, bei denen Nachhaltigkeit relevant ist. Dabei müssen wir uns fragen, wie unser Tun für die Kunden messbar wird und was ihnen unser Open-Pooling-System bringt. Unsere Kunden sind ja beispielsweise auch von künftigen Regularien wie der PPWR betroffen. Aber wir wollen auch andere Zielgruppen erreichen und für mehr Klarheit in deren Wertschöpfungskette sorgen. Daher ist dieser Dreiklang aus Transparenz, Verständnis und Zusammenarbeit die Grundlage für eine gute Reise.“
Seit 2012 gehört PAKi Logistics zur niederländischen Faber Gruppe, die ebenfalls von einer Frau geführt wird. Dies sei für sie aber nicht ausschlaggebend gewesen, sagt Anne Kramer-Münch. „Ob man in einer Führungsposition gute Arbeit leistet, hängt von der Persönlichkeit ab und hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Es geht mehr um die Frage, wie man auf Menschen zugeht, ohne diese zu bewerten. Wichtig ist doch, was man in einer Position bewegen kann.“
Und welche Herausforderungen sieht sie nach den ersten Monaten als PAKi-Chefin? „Ich möchte hier im Unternehmen eigene Ideen einbringen und umsetzen und die Menschen inspirieren, denn ich hatte auf meinem beruflichen Weg selbst tolle Chefs und Chefinnen, die mir Inspiration gegeben haben.“