Braucht der Verbraucher am Point of Sale tatsächlich eine eindeutigere Abgrenzung von pflanzlichen Milchalternativen gegenüber tierischen Milchprodukten? Der Hafermilch-Produzent Oatly lehnt solche EU-Bestrebungen als Bevormundung ab und will mit der Initiative „Are you stupid?“ die Verbraucher entsprechend mobilisieren.
Konkret geht es um den Änderungsantrag 171, für den das Europäische Parlament am 23. Oktober 2020 stimmte. Er bezieht sich auf die EU-Verordnung Nr. 1308/2013, sie besagt dass Begriffe wie „Milch“, „Käse“ und „Joghurt“ nur zur Bezeichnung von Produkten verwendet werden dürfen, die von Tieren stammen. So sollen zukünftig Milchprodukte gegenüber pflanzlichen Alternativen abgegrenzt werden. Hier fragt das schwedische Unternehmen in einer aktuellen Initiative nun provokant „Are you stupid?“ und ruft unter anderem zur Teilnahme an einer Petition gegen den Änderungsantrag auf.
Das 1990 gegründete schwedische Unternehmen argumentiert, dass die Bezeichnungen für Milchprodukte – etwa Milch und Käse –bereits jetzt ausreichend gesetzlich geschützt seien. Die nun geplanten restriktiven Maßnahmen hätten deutliche Auswirkungen sowohl auf das Marketing als auch auf die Verpackung. So befürchtet man einerseits, dass die Verpackung von pflanzlichen Milchalternativen sich zukünftig eindeutig von der Verpackung von Milchprodukten unterscheiden müsse. Zudem lassen es die bisherigen Regelungen zu, dass pflanzliche Produkte als „keine Milch“ und „milchfrei“ und „Joghurtalternative“ bezeichnet werden können. Das wäre zukünftig nicht mehr möglich.
Oatly Kampagne: „Are you stupid?“
Hier bezieht das Unternehmen eindeutig Position. Eine andere Deklarierung oder gar erforderliche Abgrenzung durch eine andere Verpackungsgestaltung sei nicht notwendig, da der Verbraucher durchaus über ausreichend Kompetenz verfüge, diese Unterschiede zu erkennen. Verschiedene Videos der digitalen Kampagne „Are you stupid?“ sollen dies untermauern. Sie präsentieren die Antworten von Teilnehmern einer Studie von zwölf Fokusgruppen mit Menschen aus 17 Ländern im Alter von 21-64 Jahren umfasste. Sie konnten pflanzliche Produkte und Milcherzeugnisse eindeutig identifizieren.
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Zudem hätten laut einer Umfrage in Zusammenarbeit mit der GfK nur fünf von 100 Teilnehmern irrtümlich ein veganes Produkt gekauft. Stattdessen würde die neue Regelung einen direkten Vergleich zwischen pflanzlichen Produkten und Milchprodukten erschweren, da vergleichende Produktangaben auf der Verpackung nicht mehr möglich sein würden.
„Die Einschränkungen, die durch Änderungsantrag 171 drohen, machen den Umstieg auf pflanzliche Produkte nur noch komplizierter. Der Änderungsantrag widerspricht der Mission der Farm-To-Fork-Strategie, den Konsum von pflanzlichen Produkten zu erhöhen – das ist unserer Meinung nach absurd.“ Tobias Nordström, Head of Planning, Oatly
Quelle: Oatly