Ein aktuelles Forschungsprojekt aus Österreich zeigt, wie man Verpackungen von Lebensmitteln umweltfreundlicher gestalten kann. Dabei untersuchten die Forscher auch Lösungen, die Materialreduktion und Recyclingfähigkeit miteinander kombinieren.
Die Lebensmittelindustrie arbeitet kontinuierlich an neuen Verpackungslösungen. Bisher wurde dabei häufig entweder auf Materialreduktion oder auf Recyclingfähigkeit gesetzt. In dem Forschungsprojekt Re(d)source hat das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) diese Aspekte kombiniert und individuelle, recyclingfähige Verpackungslösungen für und mit den beteiligten Projektpartnern entwickelt.
„Wir wollten unter anderem herausfinden, welche Materialreduktionen man bei Lebensmittelverpackungen noch vornehmen kann, ohne den Produktschutz zu gefährden.“ Michael Krainz vom Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) in Wien
Das Institut ist Mitglied der ACR (Austrian Cooperative Research), einem Netzwerk kooperativer Forschungseinrichtungen und beschäftigt sich bereits seit 2014 mit Projekten zur Verpackungsminimierung. Gleichzeitig ging es auch um den Einsatz von recycelbaren Verpackungsfolien. „In der EU soll bis 2030 mehr als die Hälfte aller Lebensmittelverpackungen rezyklierbar sein. Der Handel will das teilweise schon ab 2022. Da ist ein großer Druck auf die abpackenden Unternehmen entstanden. Es gibt Befürchtungen, dass rezyklierbare Verpackungen nicht mehr den nötigen Produktschutz bieten – das wäre in der Tat sehr kontraproduktiv.“
Das Forschungsprojekt hat in Abstimmung mit den Projektpartnern – drei Fleisch verarbeitende österreichische Unternehmen – den Schwerpunkt auf die Untersuchung von Schlauch-, Vakuum- und Schrumpfbeutel sowie Schutzgasverpackungen für Wurst-, Schinken-, Geflügel- und Fischwaren gelegt. Mitfinanziert wurde das OFI-Projekt durch die österreichische Abfallvermeidungs-Förderung der Sammel- und Verwertungssysteme für Verpackungen (VKS).
OFI-Forschungsprojekt testet unterschiedliche Verpackungsvarianten
Die Reduktion von Verpackungsmaterial stand bei den Forschungen im Vordergrund. Die Vorgabe: mindestens zehn Prozent Verpackungsmaterial pro Verpackungsart einzusparen. In kontrollierten Lagerversuchen wurden am OFI unterschiedliche Verpackungsvarianten getestet und miteinander verglichen. Das Ergebnis: Das gesetzte Ziel einer zehnprozentigen Materialreduktion erreichten alle untersuchten Verpackungen. Zudem schnitten sowohl die materialreduzierten Varianten als auch die recyclingfähigen Lösungen in den Tests gut ab.
Betrachtet wurden bei den Lagerversuchen aber nicht nur Verpackungslösungen mit reduziertem Materialaufwand und Alternativen aus recyclingfähigem Material, sondern auch Verpackungsvarianten, die beide Aspekte vereinen.
„Das war ein innovativer Ansatz, der bisher bei Optimierungsbestrebungen kaum berücksichtigt wird. Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass es sich lohnt, bei der Verpackungsoptimierung Materialreduktion und Recyclingfähigkeit gemeinsam zu denken: Eine Kombination dieser beiden Aspekte ist nicht nur theoretisch möglich, sie ist bereits heute für einige Anwendungen umsetzbar.“ Michael Krainz
Üblicherweise werden Wurstwaren in kaum zu recycelnde Folienverbunde verpackt – häufig aus Polyethylenterephthalat (PET), das der Folie die nötige Festigkeit verleiht, und Polyethylen (PE), in das wiederum Ethylenvinylalkohol (EVOH) als Sauerstoffbarriere eingebettet ist. „Mono-PET wäre zwar kreislauffähig, allerdings ist die benötigte Sauerstoffbarriere derzeit nicht darin zu integrieren.“
Eine Alternative sei eine Monofolie aus Polypropylen mit EVOH, das aufgrund seiner geringeren Dichte bei gleicher Foliendicke im untersuchten Fall eine Materialeinsparung von bis zu 36 Prozent ermöglicht. Damit sind diese Wurstverpackungsfolien leichter und recyclingfähig, optisch allerdings nicht so hochtransparent wie PET-Folien.
Zu viel Materialreduzierung oder gar der Verzicht auf Verpackung ist gerade im Bereich von Wurstwaren keine Lösung und wirkt sich meist negativ auf die Ökobilanz aus. „Es geht ja darum, der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gewähren. Untersuchungen haben gezeigt, dass heute die meisten Lebensmittel in den Haushalten weggeworfen werden“, erläutert Krainz. „Der Schutz des verpackten Lebensmittels hat immer Vorrang, auch bei der recyclingfähigen Verpackung. Aber Lebensmittelverpackungen, die heute neu entwickelt werden, sollten immer für das Recycling designt werden. Die Anforderungen an solche Verpackungen gibt allerdings das Produkt vor, das verpackt werden soll.“
Klimawirkung durch Verpackungen gering
Mit der richtigen Verpackung die Menge an Lebensmittelabfall reduzieren und damit gleichzeitig den gesamten Klimafußabdruck deutlich senken, darum geht es auch im Leitfaden des Branchenforschungsprojekts Stop Waste – Save Food, an dessen Erstellung das OFI als wissenschaftlicher Partner beteiligt war. Im Durchschnitt entstehen durch die Verpackung nur etwa drei bis dreieinhalb Prozent der Klimawirkungen, so der Leitfaden, der Rest entfällt auf das Lebensmittel selbst – vom Anbau über den Transport bis hin zur Verarbeitung, allen voran Fleisch und Milchprodukte.
Michael Krainz ist überzeugt, dass Kunststoffverpackungen ein viel zu schlechtes Ansehen genießen. „Dabei gehen über 90 Prozent des geförderten Erdöls in die Energiegewinnung, nur etwa drei Prozent nutzen die Verpackungsindustrie und schützt damit Lebensmittel. Hier ist unserer Meinung nach noch eine Menge Aufklärung nötig.“