Pacoon: Chips in Mehrwegverpackungen

Mehrwegverpackungen wie diese könnten in Zukunft für verschiedene Lebensmittel zum Einsatz kommen. (Bild: Pacoon)

Die Münchner Designagentur für nachhaltige Verpackungskonzepte Pacoon hat auf der ProSweets in Köln auch Thesen und Konzepte für die Zukunft vorgestellt. Darunter: ein Mehrwegkonzept für Chips.

Wir haben mit dem Geschäftsführer Peter Désilets über die innovative Verpackungsidee gesprochen, die Transportkosten reduzieren soll, aber Logistik und Rücknahme vor neue Herausforderungen stellt.

Herr Désilets, warum Mehrwegkonzepte für Lebensmittel?

Peter Désilets: Wir glauben, die Zeit ist reif. Anders als noch vor drei oder vier Jahren finden Mehrwegverpackungen heute eine höhere Akzeptanz bei den Verbrauchern. Sie müssen natürlich auch bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Die grundlegenden Schutz-, Transport- und Kommunikationsfunktionen müssen erreicht werden, Handhabung und Reinigung muss möglichst einfach sein, und die dauerhafte Nutzung ist Pflicht.

Mehrwegverpackte Produkte sind übrigens gar nicht so weit weg von Unverpacktlösungen. So könnte es im Handel beispielsweise bald Leihpackungen geben, in denen man seinen Einkauf nach Hause transportiert und die man dann – gereinigt oder nicht – zurückbringt.

Ihr Mehrwegkonzept ist nicht nur für Chips gedacht. Was braucht es, um eine große Bandbreite an Lebensmitteln zu verpacken?

Peter Désilets: Ziel unseres Konzepts ist es, die Verpackung zu standardisieren, sie gleichzeitig aber für verschiedene Anlässe zu konzipieren. So könnten dann Chips, Gummibärchen, Nachos, Nudeln, Reis oder Hülsenfrüchte in die Mehrwegboxen verpackt werden. Dazu muss es beispielsweise verschiedene Größen geben, die ideal zum Packgut passen.

Wie könnte eine solche Mehrwegbox konkret aussehen?

Peter Désilets: Sie sollte aus einem Kunststoffmonomaterial oder aus Metall bestehen. Trennbare Materialien, etwa wenn Deckel und Box aus unterschiedlichen Werkstoffen bestehen, sind auch denkbar. Je nach Anforderung kann sie transparent oder farbig sein, aber eben immer eine mehrwegfähige Box. Das Branding übernimmt eine Banderole oder eine andere Außenhülle.

Mit der Banderole kann das Branding flexibel gestaltet werden, z.B. bei kleineren Auflagen. Sie fungiert zudem als Sicherheitsverschluss. (Bild: Pacoon)

Wie sieht es mit den Kosten aus?

Peter Désilets: Am Beispiel von Chips in der Mehrwegbox konnten wir zeigen, dass neben den Umweltaspekten auch finanzielle Vorteile aus dem Konzept entstehen. Bei Chips transportiert man immer auch viel Luft. Mit den stabilen Mehrwegverpackungen können wir den Transport-, Lager- und Regalplatzbedarf deutlich reduzieren. Wir haben berechnet, dass je nach Füllgewicht und Format 50 bis 125 Prozent mehr Verpackungen auf gleichem Raum untergebracht werden können.

Ein einheitliches Modulsystem erlaubt es außerdem, auch bei kleineren Mengen oder Promotionpackungen sowie Designänderungen schnell und kostengünstig zu reagieren. Kosteneinsparungen entstehen auch durch günstigere Materialien (Banderolen statt ganzer Folienbeutel), günstigere Druckverfahren und Druckvorkosten (Offset oder Flexo statt Tiefdruck) und kleinere Auflagengrößen. Und da die Packungen stabil und tragfähig sind, kann auch der Umkarton dünner und reduzierter ausfallen oder sogar komplett durch einen Mehrwegumkarton ersetzt werden.

Zurzeit gibt es aber noch keine Rücknahmesysteme für ein solches Mehrwegkonzept.

Peter Désilets: Wir müssen natürlich neu über die komplette Logistik und Rücknahme nachdenken. Transporte über größere Strecken könnten deutlich reduziert werden. Gelber Sack-Abfälle müssen ja teilweise mehrere Hundert Kilometer bis zur Sortieranlage transportiert werden.

Die entsprechenden Rücknahmesysteme sind noch aufzubauen, aber es muss nicht zwangsläufig nur der Handel sein. Auch Tankstellen, eigene Rücknahmestellen oder 24 Stunden verfügbare Automaten sind als Rücknahmestationen möglich. Auch die Pfandauszahlung kann flexibel sein: Direkte Rückgabe des Pfandgeldes oder die Ausgabe von Bons oder aber das Pfand wird gleich per Handy zurückerstattet.

Was ist für Pacoon nun der nächste Schritt?

Peter Désilets: Wir haben die Box jetzt auf der ProSweets in Köln vorgestellt und von den Brand Ownern direkt sehr positives Feedback bekommen. Es sei ein toller Ansatz und ein spannendes Thema. Markenhersteller nicht nur aus Deutschland, auch aus dem Ausland haben Interesse bekundet. Unser nächstes Ziel ist, das Konzept nun mit Partnern innerhalb eines Förderprojekts weiterzuentwickeln.

Einige Unternehmen aus der Supply Chain haben ihr Interesse schon bekundet. Gerne würden wir die Partnerschaften noch auf weitere Produktsegmente ausdehnen und damit auf eine breitere Basis stellen. Auch internationale Partner zeigen Interesse, zumal das System – abhängig von der Verbraucherakzeptanz – landesübergreifend denkbar ist.