So funktionieren Pfandsysteme im EU-Ausland

Pfandflaschenrückgabe (Bild: shutterstock.com/aleks333)
(Bild: shutterstock.com/aleks333)

Wer im Sommer durch Europa reist, merkt schnell: Pfandsysteme sind nicht überall gleich und es fehlt an einheitlichen Standards. Doch genau das soll sich in der EU ändern. Künftig sollen alle Mitgliedstaaten Getränkeflaschen aus Kunststoff flächendeckend sammeln – idealerweise per Pfandsystem. Die Instrievereinigung Kunststoffverpackungen IK hat jetzt einen Pfand-Check gemacht. 

Bis Anfang 2029 sollen 90 Prozent der Einweg-Kunststoffflaschen und Metalldosen separat erfasst werden, so sieht es die PPWR vor. Für Länder wie Deutschland ist das Routine, für andere ein großer Schritt. Denn in vielen EU-Staaten fehlt es noch an flächendeckender Rückgabe, klaren Standards und digitaler Nachverfolgung. 

Europa im Pfand-Check

In vielen Urlaubsorten innerhalb der EU gibt es Sammelcontainer, in denen sich leere Plastikflaschen umweltgerecht entsorgen lassen. Ein Blick auf die Europa-Karte zeigt jedoch: Pfandsysteme für Getränkeflaschen sind längst nicht überall Standard. Während Länder wie Deutschland (seit 2003), Schweden, Finnland oder Dänemark bereits seit Jahren erfolgreich auf Pfand setzen, hinken viele süd- und osteuropäische Staaten noch hinterher.

Besonders auffällig: Große Märkte wie Spanien, Italien und Frankreich haben bislang kein verpflichtendes Pfandsystem eingeführt, obwohl dort große Mengen an Einwegverpackungen produziert und verkauft werden. Auch in Polen und Tschechien fehlt bisher ein flächendeckendes Rücknahmesystem, während Portugal und Belgien die Einführung bis 2026 planen.

Andere europäische Länder zeigen, wie es funktionieren kann: Schweden betreibt das älteste Pfandsystem Europas seit 1984. Es erfasst PET-Flaschen, Glasflaschen und Dosen und erzielt Rücklaufquoten von rund 85 Prozent. Auch Finnland, wo seit 1996 ein umfassendes System für Einweg- und Mehrwegverpackungen gilt, erreicht mit rund 97 Prozent eine der höchsten Quoten europaweit. In Dänemark (seit 2002) liegt die Rückgabequote ebenfalls über 90 Prozent. Estland (seit 2005) und Litauen (seit 2016) erzielen Rücklaufquoten über 85 Prozent bzw. 90 Prozent – und zeigen, dass sich auch kleinere Märkte erfolgreich organisieren lassen.

Weitere Länder mit funktionierenden Systemen sind Kroatien (seit 2006), die Niederlande (seit 2005), Malta (seit 2022), Rumänien (seit 2023) sowie die Slowakei (seit 2022). 

Andere Länder in Europa haben konkrete Pläne: In Österreich soll 2025 ein neues Einwegpfandsystem starten, Portugal und Belgien peilen 2026 an. Auch Irland und Schottland befinden sich in der Vorbereitungsphase. 

Die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) fordert, dass bis Anfang 2029 in allen Mitgliedstaaten mindestens 90 % der Einweg-Kunststoffflaschen und Metalldosen gesammelt werden. Deutschland kann mit Erfahrung und funktionierenden Systemen als Vorbild dienen. Quelle: Europen – Darstellung: IK

Pfand in Deutschland: Zwei Systeme, ein Kreislauf

Sowohl hinter der 25-Cent-Einwegflasche, aber auch hinter den vielen Glasflaschen und stabilen Mehrweg-PETs steckt ein Pfandsystem – nur eben mit Rückgabe zur Wiederauffüllung statt zum Recycling.

In Deutschland existieren diese beiden Pfandsysteme nebeneinander, der Produktkreislauf für Mehrweg und der Materialkreislauf für Einweg. Und das mit großem Erfolg: 76 Prozent aller abgefüllten Getränke in Deutschland werden in pfandpflichtige Mehrweg- oder Einweg-Kreislaufflaschen abgefüllt. Das zeigt, wie etabliert und wirksam das System bereits ist. Allein im Jahr 2022 wurden in Deutschland 13,7 Milliarden Liter Getränke in Mehrwegflaschen verkauft, rund 73 Prozent davon in Glas- und 27 Prozent in Kunststoffflaschen. Gleichzeitig kamen im gleichen Zeitraum 18,5 Milliarden Liter in pfandpflichtigen Einwegflaschen in den Handel, überwiegend aus Kunststoff.

Quelle: Industrievereinigung Kunststoffverpackungen IK