Pizza-Lieferservice nimmt die Mehrweg-Kunststoffschale wieder mit

Hendrik Single mit PizzaBows (Bild: Ulrich Klose)
Hendrik Single zeigt, wieviel Platz sich mit einigen PizzaBows bereits einsparen lässt. (Bild: Ulrich Klose)

Mit „PizzaBow“ präsentiert die Herforder SingleBow GmbH eine Mehrweglösung aus Kunststoff für den Pizza-Transport. Sie soll eine Alternative zu den allgegenwärtigen Pizzakartons werden.

Von einem kleinen Gewerbegebäude am Ende einer Industriestraße im ostwestfälischen Herford soll eine kleine Pizzarevolution ausgehen. Dort sitzt die vor einem Jahr gegründeten SingleBow GmbH. Das Logo des Hauptprodukts ziert die Außenwand: PizzaBow.

PizzaBow ist eine Mehrweglösung für Pizzaverpackungen. Erfunden hat sie Hendrik Single. Der Name deutet es an: Der PizzaBow besteht aus einer Kunststoffschale und einem Papptablett, welches mit einem Papierbogen vergleichbar ist, und reduziert somit signifikant die Pappabfälle gegenüber den handelsüblichen Pizzakartons.

Pizza-Lieferung mit PizzaBow (Bild: Hendrik Single)

PizzaBow ist die Mehrweg-Alternative für die Pizzalieferung. Die Pizza wird auf einem Papptablett aus der Kunststoffschale gehoben. Die Schale nimmt der Lieferdienst wieder mit. (Bild: Hendrik Single)

Jedes Produkt beginnt mit einer Idee. Bei Hendrik Single war es genauso. Ihn störten die vielen Pizzakartons, die – von Lieferdiensten gebracht oder selbst vom Schnellimbiss geholt – bald nach ihrem Gebrauch in der Wohnung herumfliegen oder falsch in den Papiermüll entsorgt werden. „Das stellt für die Entsorger ein immer größeres Problem dar“, weiß der Jungunternehmer. Da er auch ein Mann der Tat ist, fragte er sich: „Wie kann ich diesen Papiermüll reduzieren?“

Nur echt mit dem herausnehmbaren Papptablett

„Ich stamme aus einer Kunststofffamilie.“ Damit erklärt der Absolvent der Lemgoer Hochschule OWL, warum Kunststoff bei seiner Produktidee eine prominente Rolle spielt. Denn sein Vater Michael Single führt das Kunststofffertigungsunternehmen Singleplast GmbH. Der Sohn, Master im Bereich Produktion und Management, setzte sich mit einem Konstrukteur seines Vertrauens zusammen und entwickelte die stapelbare Mehrweg-Kunststoffschale, die in Verbindung mit speziellen Pappeinsätzen schließlich zum PizzaBow wurde.
PizzaBow-Schalen bestehen aus Polypropylen (PP), haben acht Ecken und einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern. Vorerst sind sie grasgrün, können farblich aber den Vorlieben der Kunden angepasst werden. Vier aufeinander gestapelte, jeweils mit einer 28-Zentimeter-Pizza befüllte PizzaBows passen ideal in eine der üblichen Lieferboxen aus EPP. Eine fünfte Schale fungiert als Deckel für den Lieferstapel.

PizzaBow-Kunststoffschale (Bild: Hendrik Single)

„Solange man die Kunststoff-Mehrwegkomponenten nicht wegwirft, ist der Kunststoff an der richtigen Stelle.“
Hendrik Single, Erfinder des PizzaBow

PizzaBows sind nur original mit dem dünnen Papptablett. Die achteckige Grundform wird ergänzt durch vier hochklappbare Laschen. Diese gestatten das komfortable Herausheben der Pizza aus der Kunststoffschale. Bei der Entwicklung der Papptabletts brachte ein regionaler Wellpappenspezialist seine Expertise ein. Für die Wellenbahn wurde recyceltes Papier verwendet, während die beiden Decken mit Kontakt zum Nahrungsmittel aus Frischfasern gefertigt werden.

50 PizzaBows reichen für tägliches Liefervolumen

Das PizzaBow-Konzept sei wirtschaftlich und ökologisch vorteilhaft, betont Hendrik Single. Mit dem Einweg-Papptablett sparten die Nutzer viel Papiermaterial ein. Denn es wiege nur etwa 30 Gramm, während ein Lieferkarton mehr als dreimal so viel auf die Waage bringe. Außerdem ist die Oberfläche 55 Prozent kleiner, hat Hendrik Single errechnet. Entsprechend schrumpfen die Restmüllabfallberge.

Attraktiv erscheinen auch die Materialkosten. Ein herkömmlicher Karton koste den Pizzabäcker ungefähr zwölf Cent, rechnet Hendrik Single vor. Für eine PizzaBow-Schale müssten etwa zwei Euro zuzüglich der Kosten im niedrigen Cent-Bereich für die Papptabletts kalkuliert werden. Das Mehrwegsystem rentiere sich sehr schnell, bilanziert er.
Ein Pizzalieferservice mit einem täglichen Liefervolumen von 200 bis 250 Pizzen könne seinen Betrieb bereits mit nur 50 PizzaBow-Schalen sicherstellen. Einige würden ausgeliefert, während andere im Betrieb gereinigt und für die nächste Lieferung vorbereitet würden. Zeit und Personal, um jeden einzelnen Pizzakarton zu falten, entfalle. Auch der Lagerraumbedarf reduziere sich, da kein Lagerplatz für die Kartons benötigt werde. Die Papptabletts könnten sehr viel platzsparender aufbewahrt werden.

Pfandsystem wie bei Mehrwegkaffeebechern

Werden diese Produktvorteile nicht dadurch geschmälert, dass die Mehrwegschale aus Kunststoff besteht? Hendrik Single beurteilt diese Frage differenziert: Wichtig sei die Wiederverwendung der Pizzaschale. Bei richtiger Handhabung habe sie eine sehr lange Lebenserwartung.

Den idealen Nutzungskreislauf skizziert er so: „Der Pizzabote gibt die Schalen mit den Pizzen an der Haustür ab. Der Kunde nimmt die Lieferung mit ins Haus, während der Bote draußen wartet. Drinnen werden die mit Pizza befüllten Papptabletts aus der Schale gehoben. Die Kunststoffschalen nimmt der Bote mit zurück zum Lieferdienst, wo sie gereinigt werden und dann auf ihren nächsten Liefereinsatz warten.“ Vorstellbar sei auch ein Pfand- und Rücknahmesystem, wie man es beispielsweise von Mehrweg-To-go-Bechern kenne.

PizzaBow-Stapel (Bild: Ulrich Klose)

PizzaBows lassen sich leicht aufeinander stapeln. Eine weitere Schale dient als Deckel. (Bild: Ulrich Klose)

Die Kunststoffkomponente berge sicher noch Optimierungspotenzial. In der nächsten Weiterentwicklung könne bestimmt mehr Rezyklat verwendet werden. Auch gebe es Experimente, den Kunststoffeinsatz durch die Beimengung von Kreide zu verringern.

Für internationale Kunden muss PizzaBow wachsen

Die PizzaBow-Testphase ist mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Nun führt Hendrik Single immer wieder Gespräche mit potenziellen Kunden. Zielkunden sind Lieferdienste jeder Größe, aber auch Lokale mit anderweitigem Außer-Haus-Verkauf, erläutert er. Viel internationale Aufmerksamkeit erntete PizzaBow bereits auf der wichtigen Branchenmesse „Parizza“ in Paris. Dort – wie auch bei einem Testlauf in Österreich – gewann der ostwestfälische Pizzaschalenunternehmer wichtige Einblicke in regionale Eigenarten. Österreicher und Franzosen schlemmen nämlich lieber größer. Die Standardpizza misst dort 32 Zentimeter im Durchmesser, während sie in hiesigen Breitengraden vier Zentimeter kleiner ist.

Im ostwestfälischen Heimatmarkt hat die Kunde von den praktischen Mehrweg-Pizzaschalen mittlerweile die Runde gemacht. Drei Herforder Lieferdienste arbeiten bereits mit dem neuen Mehrwegsystem. Auch Unternehmen wie beispielsweise die Belegschaft eines örtlichen Autohauses nutzen PizzaBow für die Bestellungen in der Mittagspause, freut sich Hendrik Single.